DAZ-Tipp

Schattenseite der Sonnencreme

Stuttgart - 10.06.2022, 13:45 Uhr

(Foto: Robert Kneschke/AdobeStock)

(Foto: Robert Kneschke/AdobeStock)


Die in Sonnencremes enthaltenen Filter sind nicht unumstritten. Neben Sorgen über die Rifffreundlichkeit oder hormonelle Wirkungen ziehen amerikanische Wissenschaftler nun die Sicherheit von chemischen und physikalischen Filterkombinationen in den Zweifel.

Wenn es um den Schutz der Haut vor UV-Strahlung geht, setzen die Hersteller von Sonnencremes auf zwei verschiedene Arten von Filtern: chemische und physikalische. Hierzu können sie auf 28 verschiedene, in der EU zugelassene Filter zurückgreifen. Bei den chemischen Filtern handelt es sich um organische Moleküle, meist Campher-, Salicylsäure- oder Zimtsäurederivate, die die UV-Strahlung absorbieren und in andere Energieformen umwandeln, bspw. in Wärme.

Physikalische Filter wie Zinkoxid oder Titandioxid hingegen streuen das einfallende Licht, absorbieren es aber auch teilweise. Aufgrund des physikalischen Wirkprinzips gelten diese Filter als Breitbandfilter, die sowohl UV-A- (400 bis 315 nm) und UV-B-Strahlen (315 bis 280 nm) abfangen. Chemische Filter hingegen absorbieren oft in einem bestimmten Frequenzbereich, entweder als UV-A-Filter (z. B. Avobenzon) oder UV-B-Filter (z. B. Homosalat), sie können aber auch als Breitbandfilter UV-B- und kurzwellige UV-A-Strahlen abhalten (z. B. Octocrylen).

Schutz vor UV-A und UV-B unentbehrlich

Ein breiter Schutz in beiden Frequenzbereichen ist wichtig: UV-B-Strahlen schädigen die Epidermis und führen zum Sonnenbrand, UV-A-Strahlen hingegen dringen tiefer in die Haut und fördern langfristig die Hautalterung und das Hautkrebsrisiko. Deshalb kombinieren die Hersteller oft verschiedene Filter miteinander, um das gesamte Spektrum effektiv abzudecken. Sind solche Kombinationen aber immer bedenkenlos möglich? Dieser Frage gingen amerikanische Wissenschaftler:innen der University of Oregon nach. Zunächst mischten sie verschiedene kommerziell gängige Kombinationen an chemischen UV-Filtern zusammen. Nach Bestrahlung mit künstlichem Licht waren diese erstaunlich stabil, was sich an den nur unwesentlich veränderten UV-VIS-Absorptionsspektren der Proben ablesen ließ. Chemische UV-Filter lassen sich also recht bedenkenlos miteinander kombinieren.

Zinkoxid zerstört chemische Filter

Anders fielen die Ergebnisse aber aus für eine Kombination der chemischen Filter Avobenzon (UV-A-Filter; 1,8 %), Octisalat (UV-B-Filter; 4,0 %), Homosalat (UV-B-Filter; 7,0 %) und Octocrylen (UV-B- und kurzwelliger UV-A-Filter; 5,0 %) mit 6 % Zinkoxid. Nach Bestrahlung der Proben mit der künstlichen Sonne, war das Absorptionsmaximum im langwelligen UV-A-Bereich komplett verschwunden, ein Zeichen dafür, dass auch die Schutzwirkung verloren ging. Damit aber noch nicht genug. Nach der Bestrahlung unterzogen die Wissenschaftler:innen die Mixtur auch dem Fischembryonen-Test an den Embryonen des Zebrabärblings. Das Ergebnis stimmt pessimistisch. Die Fische, die mit den lichtexponierten Proben aufwuchsen, zeigten deutliche Entwicklungsdefekte, bspw. fehlgebildete Brustflossen - den Wissenschaftler:innen zufolge eindeutige Indizien für toxische Abbauprodukte der UV-Filter. Sie vermuten die Zinkpigmente als Übeltäter, die nach Bestrahlung mit UV-haltigem Licht reaktive Sauerstoffspezies induzieren könnten, die labile chemische UV-A-Filter, wie bspw. Avobenzon angreifen und abbauen.

DAZ 23/2022

Tony Daubitz 

Mehr Schaden als Schutz?

Bedenkliche Wechselwirkungen zwischen mineralischen und chemischen UV-Filtern

DAZ 2022, Nr. 23, S. 32

Sollte man also Sonnencremes mit Mischungen aus Zinkoxidpigmenten und chemischen Filtern besser meiden? 
Gibt es Auswege aus der Misere?


Dr. Tony Daubitz, Apotheker
redaktion@daz.online


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