Rezeptabrechnung in Coronazeiten

Gibt es Verzögerungen bei der Auszahlung – und wenn ja, woran liegt es?

Stuttgart - 14.04.2022, 16:50 Uhr

Um die Rezepte aus den Apotheken auch in der Pandemie pünktlich und zuverlässig verarbeiten zu können, führten Apothekenrechenzentren Nacht- und Wochenendschichten ein. (c / Foto: Schelbert) 

Um die Rezepte aus den Apotheken auch in der Pandemie pünktlich und zuverlässig verarbeiten zu können, führten Apothekenrechenzentren Nacht- und Wochenendschichten ein. (c / Foto: Schelbert) 


Zahlt ein Apothekenrechenzentrum nicht pünktlich aus, schrillen bei vielen Apotheker:innen die Alarmglocken. Zu präsent sind die Erinnerungen an die Pleite von AvP, wo dies Anfang September 2020 ein erstes Warnzeichen war. Eine Servicemeldung von Noventi, wo auf eine möglicherweise verspätete Abrechnung hingewiesen wurde, sorgte daher zunächst für Unruhe. Letztlich unbegründet: Die Abrechnung erfolgte pünktlich. Aber die Kunden anderer Rechenzentren mussten wirklich teils länger auf ihr Geld warten als sonst. Woran liegt das?

Viele pandemiebedingte Personalausfälle und viele Rezepte – so begründete Noventi gegenüber den Apotheken in einer vorsorglichen Servicemeldung, dass die Abrechnung im März in dem einen oder anderen Fall nur verzögert erfolgen könnte. Betroffen könnten demnach wohl alle Pflegehilfsmittel und Sondererfassungen sein. Dass viele Apotheker:innen hellhörig werden, wenn die Abrechnung nicht pünktlich auf dem Konto landet, ist ihnen nicht zu verdenken. Genau dadurch offenbarte sich schließlich die AvP-Pleite im September 2020. Allerdings gibt es im aktuellen Fall Entwarnung: Das Geld wurde pünktlich ausbezahlt, wie aus einigen betroffenen Apotheken und auch Noventi selbst zu hören ist. Noventi selbst bedauert sehr, wenn die im Serviceschreiben enthaltenen Formulierungen bei den Kunden zu Verunsicherungen und Sorgen geführt haben – es seien keinerlei Verzögerungen eingetreten, heißt es in einem weiteren Brief an die Apotheken.

Doch auch bei Kunden anderer Rechenzentren schien es Probleme zu geben, was darauf hindeutet, dass es sich nicht um ein Noventi-spezifisches Problem handelt. Woran liegt es dann?

Pandemie stellt auch Rechenzentren vor Herausforderungen

Seit Beginn der Corona-Pandemie müssen sich auch die Apothekenrechenzentren großen und vor allem neuen Herausforderungen stellen. Zunächst war es erforderlich, ein umfangreiches und strenges Hygienekonzept in den Gebäuden zu etablieren. Dazu gehörten die Bereitstellung von Desinfektionsmittel, Einführung von Masken sowie der Aufbau von Luftfilteranlagen, Trennwänden und Plexiglasabtrennungen. Der Infektionsschutz erforderte aber auch, dass die Personalstärke pro Schicht reduziert werden musste und die Mitarbeiter auf größere Flächen und mehr Etagen verteilt wurden. Um die Rezepte aus den Apotheken trotzdem pünktlich und zuverlässig verarbeiten zu können, führte die Branche Nacht- und Wochenendschichten ein.

Mit Fortschreiten der Pandemie wurden die Maßnahmen nicht weniger. Im Gegenteil: Corona-Testungen wurden eingeführt. Außerdem bedingt die Ausbreitung des Virus im Zusammenspiel mit den Isolations- und Quarantäneregeln, dass auf große Teile der Belegschaft immer wieder verzichtet werden muss, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – entweder selbst von Corona betroffen oder als Kontaktpersonen – über lange Zeit ausfallen.

Korrektur: Bei Noventi kam es laut eigener Aussage zu keinerlei Verzögerung. Man habe nur vorsorglich davor gewarnt, letztlich aber unbegründet, heißt es seitens des Unternehmens. In einer ursprünglichen Version des Artikels war dieser Sachverhalt missverständlich dargestellt. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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