Die Top-12-Kinderarzneistoffe

Ibuprofen für Kinder – wann und in welcher Darreichungsform?

Rosenheim - 13.04.2022, 17:50 Uhr

Bei Kindern nimmt die nicht-medikamentöse Schmerztherapie eine wichtige Rolle ein. Die KUSS-Skala hilft, Schmerzen bei Säuglingen zu erkennen. (c / Foto: Schelbert)

Bei Kindern nimmt die nicht-medikamentöse Schmerztherapie eine wichtige Rolle ein. Die KUSS-Skala hilft, Schmerzen bei Säuglingen zu erkennen. (c / Foto: Schelbert)


In der Serie „Die Top-12-Kinderarzneistoffe“ beleuchtet die DAZ die Arzneimittel, die laut TK-Arzneimittelreport am häufigsten von Kinder- und Jugendmedizinern verordnet werden, aber auch in der Selbstmedikation zum Einsatz kommen. Heute geht es um Ibuprofen: Wann es nicht gegeben werden sollte und wie Zäpfchen und Saft am einfachsten appliziert werden.

Nach dem Arzneimittelreport der Techniker-Krankenkasse ist Ibuprofen der häufigste verordnete Arzneistoff bei Kindern im Jahr 2020. Aber auch in der Selbstmedikation ist der Cyclooxygenasehemmer hoch im Kurs. Ibuprofen darf ab drei Monaten angewendet werden und kommt typischerweise bei Schmerzen und Fieber zum Einsatz. 

Die Dosierung richtet sich nach dem Gewicht des Kindes, wobei die Tagesgesamtdosis 20 bis 30 mg/kg Körpergewicht auf drei bis vier Einzeldosen zu je 7 bis 10 mg/kg KG aufgeteilt wird. Eltern haben die Qual der Wahl, ob sie einen Saft oder ein Zäpfchen bevorzugen. Ab sechs Jahren stehen auch Tabletten sowie Schmelztabletten mit 200 mg zur Verfügung.

Zäpfchen dürfen nicht wehtun

Um bei Zäpfchen das Gleiten zu erleichtern, können Eltern das Zäpfchen laut Fachinformation zuvor in der Verpackung in den Händen anwärmen oder ganz kurz in warmes Wasser tauchen. Ob ein Tropfen Öl erlaubt ist oder nicht, darüber gehen die Meinungen auseinander. 

Zum Einführen des Zäpfchens liegt das Baby entweder auf dem Rücken oder seitlich mit angewinkelten Beinen. Wichtig ist, dass Eltern mit einer ruhigen Stimme sprechen und eine möglichst angenehme Atmosphäre schaffen. Die Suppositorien werden am besten mit der stumpfen Seite voran eingeführt, da die Spitze weniger Widerstand auf den Sphinkter ausübt. So rutscht das Zäpfchen seltener wieder heraus. Anschließend können Eltern für einen kurzen Moment die Pobacken sanft zusammendrücken.

Säfte: Breite Geschmackspalette 

Für Kinder stehen verschiedene Ibuprofensäfte in zwei- oder vierprozentiger Konzentration zur Verfügung. Die Geschmackspalette reicht von 

  • Himbeere (Ibuflam®) und 
  • Erdbeer-Sahne (Hersteller AbZ, Ratiopharm) über 
  • Kirsche (AL, Stada) sowie 
  • fruchtig-beerig (Dolormin®) bis hin zum bekannten Nurofen® mit 
  • Erdbeere- oder Orangengeschmack. 

Sie sind in der Regel nach Anbruch sechs Monate haltbar und müssen vor Gebrauch geschüttelt werden.

Hilfsstoffe und mögliche pharmazeutische Bedenken

Einige Ibuprofensäfte enthalten als Konservierungsmittel die Parabene Methyl-4-hydroxybenzoat und Propyl-4-hydroxybenzoat. Sie können allergische Reaktionen hervorrufen, zusätzlich ist eine östrogenartige Wirkung des Propyl-4-hydroxybenzoat möglich. Die erlaubte Tagesdosis (Permitted Daily Exposure, PDE) wurde daher auf 2 mg/kg pro Tag begrenzt, während die Summe aller Parabene 10 mg/kg nicht überschreiten sollte (Acceptable Daily Intake, ADI). 

Je nach Präparat und Rabattvertrag bieten die Hilfsstoffe dem Apotheker also eine Grundlage, um pharmazeutische Bedenken geltend zu machen. Aber auch die Geschmackswahl ist bei Kindern nicht außer Acht zu lassen. Denn Arzneimittel können nur wirken, wenn sie auch genommen werden – und da geht teilweise Probieren über Studieren.

Wann besser auf Ibuprofen verzichtet wird

Im Gegensatz zu Paracetamol wirkt Ibuprofen auch antiphlogistisch. Dadurch könnte es eine eigentlich erwünschte Immunantwort abschwächen, sodass Ibuprofen möglicherweise das Risiko für schwere Haut- und Weichteilinfektionen erhöht. Diese Komplikationen stellen Ausnahmefälle dar, zudem ist die Datenlage nicht eindeutig. Dennoch sollte bei Varizellen- und Weichteilinfektionen Ibuprofen sicherheitshalber nur nach ärztlicher Rücksprache verwendet werden. 

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Damit Schmerzen behandelt werden können, müssen sie zuerst als solche erkannt werden. Insbesondere bei Säuglingen ist das gar nicht so einfach, denn sie äußern sich oft nur durch Unruhe, Wimmern oder die Körperhaltung. Mediziner ziehen daher verschiedene Fremdbeurteilungsskalen heran. 



Anna Carolin Antropov, Apothekerin
redaktion@daz.online


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