Zweiter Booster ab 80 Jahren

EMA: Vierte Dosis nicht für jeden

Stuttgart - 07.04.2022, 10:45 Uhr

EMA und ECDC halten es für zu früh, eine generelle Impfempfehlung für alle mit einer vierten COVID-19-Impfstoffdosis mit den mRNA-Vakzinen von Pfizer/Biontech und Moderna auszusprechen. (Foto: IMAGO / Lobeca)

EMA und ECDC halten es für zu früh, eine generelle Impfempfehlung für alle mit einer vierten COVID-19-Impfstoffdosis mit den mRNA-Vakzinen von Pfizer/Biontech und Moderna auszusprechen. (Foto: IMAGO / Lobeca)


Gesunde Menschen unter 80 Jahren benötigen nach Einschätzung von EMA und ECDC derzeit nicht generell eine vierte COVID-19-Impfstoffdosis. Anders die ab 80-Jährigen – diese sollten sich eine zweite Auffrischung impfen lassen.

Sowohl die Europäische Arzneimittelagentur EMA wie auch das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) halten es für zu früh, eine generelle Impfempfehlung für eine vierte COVID-19-Impfstoffdosis mit den mRNA-Vakzinen von Pfizer/Biontech und Moderna für alle Menschen auszusprechen. Derzeit gibt es den Agenturen zufolge keine „eindeutigen Hinweise“, dass der Impfschutz gegen schwere Erkrankungen bei Erwachsenen mit normalem Immunsystem im Alter von 60 bis 79 Jahren „erheblich nachlässt“ – somit auch keine ausreichenden Belege für die „sofortige“ Impfung einer vierten Dosis.

Dass EMA und ECDC irgendwann vielleicht doch noch eine Impfempfehlung für eine vierte Dosis in dieser Altersgruppe aussprechen, schließen sie zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht aus, denn: „Wenn sich die aktuelle epidemiologische Situation ändert und neue Signale auftauchen, könnte es notwendig werden, eine vierte Dosis in dieser Altersgruppe in Betracht zu ziehen.“

Auch für noch jüngere Menschen (unter 60-Jährige) mit gesundem Immunsystem fehlen den beiden europäischen Agenturen zufolge „schlüssige Beweise“, dass ihr Impfschutz gegen schwere Erkrankungen nachlasse oder eine vierte Dosis einen zusätzlichen Nutzen schaffe.

Vierte Dosis für alle ab 80 Jahren

Allerdings erachten EMA und ECDC eine vierte Dosis – beziehungsweise zweite Auffrischimpfung – für ab 80-Jährige als sinnvoll, da betagte Menschen ein höheres Risiko für schwere COVID-19-Erkrankungen hätten.

Die Erkenntnisse über die Auswirkungen einer vierten Dosis stammen größtenteils aus Israel, wo Daten darauf hindeuten, dass eine zweite Auffrischungsimpfung, die mindestens vier Monate nach der ersten Auffrischungsimpfung verabreicht wird, die Antikörperspiegel wiederherstellt, ohne neue Sicherheitsbedenken zu wecken. Die Daten deuten auch darauf hin, dass eine zweite Auffrischungsimpfung einen zusätzlichen Schutz vor schweren Erkrankungen bietet, obwohl die Dauer des Nutzens noch nicht bekannt ist und die Erkenntnisse noch begrenzt sind.

Lauterbach wirbt für vierte Dosis ab 60 Jahren

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte sich Ende März bei einem Treffen mit seinen europäischen Kolleg:innen für eine vierte Dosis bereits ab 60 Jahren starkgemacht und damit für eine zweite Auffrischimpfung auch bei jüngeren Senioren geworben. Bei der Konferenz hatten sich die Mitgliedstaaten sodann geeinigt, bei der zweiten Auffrischungsimpfung in der EU einheitlich vorgehen zu wollen.

Mehr zum Thema

Nach wie vor sind EMA und ECDC davon überzeugt, dass eine COVID-19-Impfung den wirksamsten Schutz vor einer schweren Erkrankung bietet und appelliert an die EU-Bürger:innen, ihre Erst- und Auffrischungsimpfungen wahrzunehmen und die Zeitpläne dafür einzuhalten: Derzeit (Stand Ende März 2022) sind in der EU 83 Prozent der Bürger:innen vollständig grundimmunisiert, 64 Prozent haben eine Auffrischungsimpfung erhalten.


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.