Allergiesaison

Deutscher Wetterdienst erweitert Pollenflug-Vorhersage

Berlin - 06.04.2022, 07:00 Uhr

Mithilfe eines Modells des Deutschen Wetterdiensts lässt sich nun die Pollenbelastung bestimmter Pflanzen für die folgenden sechs Tage vorhersagen. (c / Foto: IMAGO / Sven Simon)

Mithilfe eines Modells des Deutschen Wetterdiensts lässt sich nun die Pollenbelastung bestimmter Pflanzen für die folgenden sechs Tage vorhersagen. (c / Foto: IMAGO / Sven Simon)


In der Sichtwahl der Apotheken dürften die Zeichen bereits auf Allergiesaison stehen. Der Deutsche Wetterdienst bietet jetzt ein neues Tool an, das auch für die Beratung interessant sein könnte: Mithilfe eines Modells lässt sich nun die Pollenbelastung bestimmter Pflanzen für die folgenden sechs Tage vorhersagen. Allergikern wird es somit möglich, rechtzeitig vor Beginn der Symptome Vorkehrungen zu treffen und sich zum Beispiel mit Allergiemitteln zu bevorraten.

Pollen gehören zu den häufigsten Auslösern von Allergien. Unter den allergologisch bedeutsamen Pflanzen sind in Deutschland vor allem Frühblüher wie Hasel, Erle, Birke und Esche sowie Gräser und Kräuter (Beifuß und Ambrosia), schreibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) in einer Pressemitteilung vom gestrigen Dienstag. Bereits geringe Konzentrationen können demnach unterschiedlich starke allergische Reaktionen hervorrufen. „Eine gezielte Medikation kann helfen, allergische Beschwerden zu begrenzen. Dazu sind Informationen über den zu erwartenden Pollenflug essenziell – möglichst hochaufgelöst in Raum und Zeit“, erläutert Christina Endler vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdiensts (DWD).

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Um die Information über die zu erwartenden Belastungen zu verbessern, erweitert der Deutsche Wetterdienst seine Pollenflugvorhersage um eine numerische Vorhersage auf Basis von ICON-ART, einem Ausbreitungsmodell für feste und flüssige Luftbeimengungen und Gase. In einer räumlichen Auflösung von 6,5 km x 6,5 km stehen Prognosen der Pollenkonzentration für die folgenden sechs Tage in Form von Tagesmittelwerten derzeit für vier Pollenarten zur Verfügung: Erle, Birke, Gräser und Ambrosia. „So können allergiegeplagte Menschen bereits sechs Tage im Voraus verfolgen, ob und wann beispielsweise höhere Konzentrationen von Birkenpollen an ihrem Wohnort zu erwarten sind und entsprechende Vorkehrungen treffen“, erläutert Endler.

Auch Ferntransport von Pollen über mehrere hundert Kilometer, der bei Birke und Ambrosia eine große Rolle in Deutschland spielen kann, wird dabei berücksichtigt. So können bei einer Nord- oder Nordost-Strömung im späten Frühjahr oder Frühsommer Birkenpollen aus Skandinavien in den Norden Deutschlands transportiert werden. Das führt zu einem erneuten Anstieg der Pollenkonzentrationen, obwohl die Blüte in Deutschland bereits abklingt oder sogar abgeschlossen ist. Im Hinblick auf Ambrosia können bei entsprechender Wetterlage Pollen etwa aus Ungarn, Serbien, Frankreich oder Italien, die große Ambrosia-Bestände aufweisen, die Belastung in Deutschland erhöhen.

So funktioniert ICON-ART

Die neue Pollenflugvorhersage wurde von den nationalen Wetterdiensten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickelt. Basis ist das am KIT entwickelte Ausbreitungsmodell ART (Aerosols and Reactive Trace gases), welches an ICON – das derzeit operationelle Wettervorhersagemodell des Deutschen Wetterdiensts – gekoppelt ist.

Bei der Modellierung der Pollen mit ICON-ART wird zunächst die Blühbereitschaft der Pflanzen für jeden Modellgitterpunkt berechnet. Sind die Pflanzen blühbereit, können Pollen freigesetzt werden, sofern das Wetter es zulässt: Grundsätzlich begünstigen hohe Temperaturen, trockenes und leicht windiges Wetter die Pollenfreisetzung. Freigesetzte Pollen werden vom Wind transportiert – auch über längere Distanzen (Ferntransport) – und können an einem anderen Ort wieder zu Boden sinken oder werden vom Niederschlag ausgewaschen.

Die ICON-ART-Pollenprognosen für Deutschland können auf der Website des DWD sowie über den Open-Data-Zugriff abgerufen werden.


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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