Interpharm online 2022 – Pharmazeutischer eKongress

Das Mikrobiom – was ist bisher bekannt?

Stuttgart - 31.03.2022, 09:15 Uhr

Gemeinsam mit Professor Robert Fürst (li.) erklärte Dr. Ilse Zündorf, was wir über die Bakterien in uns wissen. (Foto: Schelbert / DAZ) 

Gemeinsam mit Professor Robert Fürst (li.) erklärte Dr. Ilse Zündorf, was wir über die Bakterien in uns wissen. (Foto: Schelbert / DAZ) 


Das Mikrobiom war am vergangenen Freitag ein spannendes Thema bei der INTERPHARM online – so klärten Professor Robert Fürst und Dr. Ilse Zündorf über die Physiologie der menschlichen Mikrobiota auf und lieferten zahlreiche neue Erkenntnisse.

„Physiologie der Mikrobiota – Was wissen wir über die Bakterien in uns?“, so lautete der Titel des Vortrags auf dem pharmazeutischen eKongress der INTERPHARM online von Professor Robert Fürst und Dr. Ilse Zündorf, beide tätig am Institut für Pharmazeutische Biologie der Goethe-Universität Frankfurt.

Mikrobiom

Thema

Mikrobiom

Unter dem Mikrobiom versteht man die Gesamtheit aller Mikroorganismen und deren Gene – ist alles im Einklang, spricht man von einer Eubiose. Im und auf dem menschlichen Körper sind laut Zündorf etwa 1014 Mikroorganismen zu finden – mehr als menschliche Zellen.

Das Mikrobiom etabliere sich im Alter von zwei bis drei Jahren und bleibe im Erwachsenenalter relativ stabil – im hohen Alter nehme hingegen die Stabilität und Diversität ab. Zu den wichtigsten Habitaten zählen Mund, Haut, Urogenital- und Gastrointestinaltrakt.

Darmmikrobiom im Fokus

Im Mittelpunkt des Vortrags stand das Darmmikrobiom – welches unter anderem die Entwicklung des Immunsystems, metabolische Vorgänge und die Architektur der gastrointestinalen Mukosa beeinflusst. Neben der Vitamin- und Aminosäuresynthese spielt auch die Bildung organischer Säuren eine wichtige Rolle. Hier komme der Bildung von kurzkettigen Fettsäuren, den SCFA (short chain fatty acids), eine besondere Bedeutung zu. Sie stellen eine wichtige Nahrungsquelle für die Darmepithelzellen dar.

Das Mikrobiom werde durch zahlreiche Faktoren beeinflusst, wobei die Ernährung einen wesentlichen Einfluss auf die Diversität hat – den wir selbst bestimmen können. Besonders hoch scheint die Diversität unter der mediterranen Ernährung zu sein. 

Darmmikrobiom mit „Fernwirkung“

Laut Fürst kann das Darmmikrobiom nicht nur auf lokalem Weg Krankheiten wie das Reizdarmsyndrom oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) beeinflussen – auch auf entfernte Organe könne es Einfluss haben. Hier spielen Metaboliten, entzündliche Zytokine und Pathogen-assoziierte molekulare Muster (PAMPs) eine wichtige Rolle.


Dr. Martina Wegener, Apothekerin
redaktion@daz.online


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