Erklärung des PGEU

Europäische Apothekerschaft erklärt sich solidarisch mit der Ukraine

Stuttgart - 10.03.2022, 15:15 Uhr

Vor den noch geöffneten Apotheken in der Ukraine bilden sich lange Schlangen. Es herrscht ein in akuter Mangel an Arzneimitteln, weil Transporte nicht durchkommen. (s / Foto: IMAGO / Ukrinform)

Vor den noch geöffneten Apotheken in der Ukraine bilden sich lange Schlangen. Es herrscht ein in akuter Mangel an Arzneimitteln, weil Transporte nicht durchkommen. (s / Foto: IMAGO / Ukrinform)


In einer aktuellen Mitteilung hat die europäische Apothekervereinigung PGEU die „beispiellose militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine“ verurteilt. Dabei geht der Verband auch auf einen „call for action ein“, den die Apothekerkammer der Ukraine an die weltweite pharmazeutische Community gerichtet hat. Zudem ruft die PGEU die Apotheker:innen dazu auf, die Hilfsorganisationen, die vor Ort und mit Flüchtlingen arbeiten, weiterhin zu unterstützen.

Zwei Wochen sind nun seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vergangen. Millionen Menschen haben das Land bereits verlassen. Die Versorgungslage vor Ort wird zunehmend schlechter. Es sei aber schwierig, einen genauen Überblick sowie verlässliche Informationen über die medizinischen Bedürfnisse der Menschen in der Ukraine zu bekommen, heißt es in einer Mitteilung der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen vom vergangenen Montag. Die anhaltenden Kämpfe machten Bewegungen innerhalb des Landes schwierig und gefährlich, zum Teil sogar unmöglich. Kommunikationsnetze seien nicht immer verfügbar und Informationen aus den Medien und sozialen Medien müssten sorgfältig geprüft werden, da viele Falschinformationen zirkulierten. 

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Zahlreiche Hilfsorganisationen und Initiativen, auch aus der Apothekerschaft, haben Spendenaufrufe getätigt und Hilfstransporte organisiert. Diese sollten Apotheker:innen auch weiterhin unterstützen. Diesen Appell hat am gestrigen Mittwoch die europäische Apothekervereinigung PGEU an die Kolleg:innen in ganz Europa gerichtet. Auch die PGEU sei weiterhin fest entschlossen, eng mit den humanitären Diensten der Europäischen Kommission und allen anderen europäischen Interessenvertretungen des Gesundheitswesens zusammenzuarbeiten. Man wolle jede mögliche Unterstützung leisten, die dazu beitragen kann, die dringlichsten Versorgungsprobleme zu lindern – sowohl, was die medizinische Versorgung angeht, als auch im Hinblick auf die Versorgung mit allen anderen lebenswichtigen Gütern.

Kugelsichere Weste über dem Kittel

Die PGEU nimmt dabei Bezug auf einen Aufruf gegen die russische Invasion, den die Apothekerkammer der Ukraine (All-Ukrainian Pharmaceutical Chamber) an die weltweite pharmazeutische Community gerichtet hat. Darin hat sie die Auswirkungen des Kriegs auf die Arbeit der öffentlichen Apotheken in der Ukraine beschrieben. Aus dem erschütternden Bericht und den Bildern ist zu entnehmen, dass landesweit viele Apotheken ihren Betrieb einstellen mussten, weil das Personal fehlt, oder sie gar vollständig zerstört wurden. Dort, wo Apotheken noch geöffnet sind, setzen die Apotheker demnach ihr Leben aufs Spiel, um ihren Versorgungsauftrag weiterhin zu erfüllen, schreibt die PGEU. 

Im Schreiben der All-Ukrainian Pharmaceutical Chamber geht es weiter ins Detail, untermalt mit entsprechenden Fotos: Apotheker:innen arbeiteten mit einer kugelsicheren Weste über dem Kittel, heißt es. Es herrsche ein akuter Mangel an Arzneimitteln, weil durch den ständigen Beschuss aller Fahrzeuge Lieferungen unmöglich seien. Die ukrainischen Apotheker zeigten jedoch durch ihre tägliche Arbeit vor Ort, dass die Apotheke einer der am leichtesten zugänglichen Orte für die Bevölkerung ist, um Hilfe zu bekommen.

Die PGEU ruft daher dazu auf, den Zugang zu Medikamenten für alle, die von diesem Krieg betroffen sind, weiterhin zu gewährleisten und mit höchster Priorität sichere humanitäre Korridore einzurichten, damit lebenswichtige medizinische Ausrüstung in die Konfliktgebiete gelangen kann.

Solidarität mit ukrainischen Kolleg:innen

Neben dem Aufruf, weiter Hilfe zu leisten, möchte die PGEU aber vor allem ihre Solidarität erklären. Die europäischen Apotheker:innen stünden zusammen, „um die beispiellose militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine zu verurteilen“ und zudem ihre große Solidarität mit ihren ukrainischen Kolleg:innen sowie dem ukrainischen Volk „in diesen dunklen Zeiten“ zu bekunden, heißt es in der Mitteilung.

Dass die ukrainischen Apotheker:innen in ihrem Schreiben auch dazu aufrufen, bis zum Abzug der russischen Truppen sämtliche Kontakte zu russischen Apothekerorganisationen und Firmen abzubrechen und alle russischen Mitgliedsorganisationen und Einzelmitglieder der FIP und anderer internationaler Pharmaverbände auszuschließen, erwähnt die PGEU in ihrer Mitteilung übrigens nicht. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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