Nitrosamine in Pflastern?

Worauf man laut Ökotest bei der Pflasterwahl achten sollte

Stuttgart - 03.03.2022, 13:45 Uhr

Sogenannte Sensitivpflaster sollen besonders hautschonend sein. Können sie dennoch kritische Stoffe enthalten? (Foto: fotoduets / AdobeStock)

Sogenannte Sensitivpflaster sollen besonders hautschonend sein. Können sie dennoch kritische Stoffe enthalten? (Foto: fotoduets / AdobeStock)


Ob Schürfwunde oder kleiner Schnitt im Finger, bei Alltagsverletzungen machen sich wohl die wenigsten Gedanken darüber, welches Pflaster das richtige für sie ist. Hat man schon einmal allergisch reagiert, wird jedoch meist ein „Sensitivpflaster“ gewählt. Tatsächlich konnte Öktotest unter diesem Pflastertyp aktuell kaum Mängel finden. Doch welche Risiken können Pflaster theoretisch überhaupt mit sich bringen?

Sogenannte Sensitivpflaster sollen besonders hautschonend sein. Deshalb hat Ökotest diese einmal unter die Lupe genommen und im Labor auf „problematische Substanzen“ untersucht. Von 18 getesteten Produkten kann Ökotest 17 empfehlen – doch worauf wurden die Pflaster überhaupt untersucht?

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Wenn Ökotest von 18 Pflastern 17 empfehlen kann – was ist dann beim 18. schiefgelaufen? Leider handelt es sich bei diesem – das immerhin noch die Note „befriedigend“ erhalten hat – um ein Produkt aus der Apotheke: „Ratioline Sensitiv Pflasterstrips“ von Lohmann & Rauscher. Der Grund für die Abwertung ist ein erhöhter Gehalt an nitrosierbaren Stoffen, die in krebserzeugende Nitrosamine umgewandelt werden können.

Wie Öktotest erklärt, könnten auch die Hersteller meist nur schwer erklären, wie solche Stoffe in die Pflaster gelangen. Sie könnten jedoch bei der Vulkanisation von Kautschuk zu Gummi oder Latex entstehen, heißt es. Zusätzlich könnten sie über Klebstoffe und Druckfarben (aus den Faltschachteln) in die Pflaster gelangen. Im konkreten Fall soll laut Herstellerangaben Latex ein Bestandteil der Kaltsiegelbeschichtung der Verpackung sein. Das könnte den Fund nitrosierbarer Stoffe erklären.

In zwei weiteren Produkten, welche die Note „gut“ erreichen, hat das von Ökotest beauftragte Labor halogenorganische Verbindungen gefunden. „Dabei handelt es sich um eine große Gruppe von Stoffen, von denen viele Verbindungen als allergieauslösend gelten, manche Krebs erzeugen und fast alle sich in der Umwelt anreichern“, erklärt Ökotest.

Hansaplast und Gothaplast belasten die Umwelt

Zwei weitere in der Apotheke bekannte Pflastermarken erhalten für ihre Sensitivpflaster zwar die Noten „sehr gut“ (Gothaplast) und „gut“ (Hansaplast). Bei ihnen wurden keine bedenklichen oder umstrittenen Inhaltsstoffe gefunden. Allerdings enthalten sie als einzige der getesteten Pflaster optische Aufheller im Pflasterband. „Diese Weißmacher sind völlig unnötig und belasten die Umwelt, weil sie sich kaum abbauen“, so das Urteil von Ökotest.

„Green & Protect“ von Hansaplast

Nachhaltige Pflaster

Übrigens hat Ökotest auch auf zinnorganische Verbindungen und Antimon getestet. Beide sollen als Katalysatoren in der Silikon- und Polyesterproduktion dienen. Außerdem wurden die Kunststoffbestandteile von Verpackungen und Pflastern auf umweltschädliche chlorierte Verbindungen wie PVC geprüft. Doch hier wurde Ökotest offenbar nicht fündig.


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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