Apokix-Umfrage

Bürokratie ist das größte Ärgernis für Apotheker

Traunstein - 28.02.2022, 12:15 Uhr

Bürokratiewahnsinn: Vor allem die Hilfsmittelversorgung bringt Apotheken an ihre Grenzen.  (x / Foto: nmann77 / AdobeStock)

Bürokratiewahnsinn: Vor allem die Hilfsmittelversorgung bringt Apotheken an ihre Grenzen.  (x / Foto: nmann77 / AdobeStock)


Weniger Bürokratie – das wünscht sich wohl jeder Apotheker. Doch bislang geht die Entwicklung in eine andere Richtung: Der Aufwand hat in den vergangenen fünf Jahren stark zugenommen, erklären fast alle Teilnehmer der aktuellen Apokix-Monatsumfrage. Etwas mehr als die Hälfte sagt, dass die Bürokratie die Beratung belaste, für etwa ebenso viele ist sie der größte Stressfaktor im Beruf.

So einig sind sich die Apothekenleiter, die sich allmonatlich der Apokix-Umfrage des Instituts für Handelsforschung beteiligen, selten: 97 Prozent sind der Ansicht, dass der bürokratische Aufwand in ihrer Apotheke in den letzten fünf Jahren stark zugenommen hat, weitere 3 Prozent nehmen eine leichte Zunahme wahr. Dabei sind vor allem die Inhaber stark belastet: 38 Prozent verbringen mehr als vier Stunden pro Arbeitstag mit bürokratischen Tätigkeiten, 21 Prozent immerhin noch drei bis vier Stunden und 22 Prozent zwei bis drei Stunden. Bei den Mitarbeitern fällt die Belastung zwar geringer aus, ist aber auch nicht zu vernachlässigen: Knapp die Hälfte der befragten Apothekenleiter gibt an, dass ihre Approbierten täglich mindestens zwei Stunden mit bürokratischen Tätigkeiten verbringen.

Da ist es wenig erstaunlich, dass für 90 Prozent der 144 Apokix-Teilnehmer die Bürokratie der größte Stressfaktor in ihrer Apotheke ist und für 85 Prozent das größte Ärgernis in ihrem Beruf. Knapp drei Viertel der Befragten geben an, dass sie aufgrund wachsender Bürokratie im Apothekenalltag in den vergangenen fünf Jahren mehr Personal einstellen mussten.

Die Bürokratie erweist sich zudem als Innovationshindernis: Mehr als drei Viertel der Apothekenleiter äußern, dass sie durch bürokratische Auflagen davon abgehalten werden, bestimmte Leistungen in ihrer Apotheke anzubieten bzw. auszubauen – zum Beispiel Hilfsmittelversorgung, Durchführung von Corona-Schnelltests etc.

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Doch wo sehen die Apokix-Teilnehmer die größte Notwendigkeit für einen Bürokratieabbau? Hierzu wurden sie in einer offenen Frage, also ohne Antwortvorgaben, befragt. Mit deutlichem Abstand am häufigsten genannt wurde das Thema „Hilfsmittelversorgung / Präqualifizierung“, an zweiter Stelle folgt „Dokumentationspflichten“ und an dritter Stelle steht „Qualitätsmanagement / QMS“.

Wenig Interesse an Poc-NAT-Tests

Aus aktuellem Anlass wurden die Apokix-Teilnehmer auch danach gefragt, ob sie in ihrer Apotheke PoC-NAT-Tests anbieten. Doch das ist nur vereinzelt der Fall: Lediglich 4 Prozent der Befragten führen solche Tests durch – und das vornehmlich für Selbstzahler. Weitere 10 Prozent planen dies für die Zukunft. Ob sie das tatsächlich in Angriff nehmen, dürfte jedoch fraglich sein. Denn während des Befragungszeitraums wurde bekannt, dass die eigentlich vom Bundesgesundheitsministerium vorgesehene Vergütungserhöhung für die PoC-NAT-Tests nun doch nicht realisiert wird. 85 Prozent der Apokix-Teilnehmer bieten
keine solchen Tests an und planen es auch nicht.

Stimmung im Sinkflug

Was sich bereits bei der Apokix-Umfrage im Januar andeutete, bestätigt sich im Februar: Der Index für die aktuelle Geschäftslage geht weiter zurück und liegt nun bei 106,3 Punkten. Im November 2021 waren es noch 130,5 Punkte, vor einem Jahr jedoch nur 75,6 Punkte. Bei 100 Punkten halten sich positive und negative Einschätzungen die Waage. Auch der Index für die zukünftige Geschäftsentwicklung ist erneut leicht gesunken und liegt jetzt bei 67,4 Punkten. Die Ursache dafür dürfte vor allem in der anhaltenden Unsicherheit – Stichwort E-Rezept und EU-Versender – zu suchen sein.

 


Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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