Neuer proteinbasierter COVID-19-Impfstoff

Berlin bringt Novavax in die Praxen – aber zunächst nur über Sanacorp-Apotheken

Berlin - 25.02.2022, 17:50 Uhr

In einigen wenigen Bundesländern soll Nuvaxovid bereits kommende Woche über die Apotheken an Arztpraxen ausgeliefert werden. (c / Foto: rarrarorro / AdobeStock)

In einigen wenigen Bundesländern soll Nuvaxovid bereits kommende Woche über die Apotheken an Arztpraxen ausgeliefert werden. (c / Foto: rarrarorro / AdobeStock)


Der proteinbasierte COVID-19-Impfstoff von Novavax wird derzeit an die Länder verteilt. Vielerorts geht er zunächst nur an die Impfzentren, einige wenige Bundesländer spannen hingegen schon zum Start die Praxen mit ein. Ärztinnen und Ärzte sollen zum Beispiel in Berlin wie gewohnt über die Apotheken bestellen – diese allerdings können die Vakzine wegen einer BMG-Vorgabe nur über einen Großhändler beziehen. Zunächst werden lediglich Sanacorp-Kunden beliefert. 

In Deutschland steht der Start der COVID-19-Impfungen mit dem neu auf den deutschen Markt gekommenen Präparat von Novavax bevor. In mehreren Ländern wie Hamburg oder dem Saarland sind die Impfungen bereits ab dem morgigen Samstag möglich – zum Teil auch ohne Termin, wie die Gesundheitsbehörden beider Länder mitteilten. Die meisten anderen Bundesländern sollen mit den Novavax-Impfungen im Laufe der kommenden Woche beginnen.

Die ersten Lieferungen der Vakzine waren am Donnerstag bei der Bundeswehr im niedersächsischen Quakenbrück angekommen, am heutigen Freitag begann die Auslieferung an die Länder. Die Länder konnten sich aussuchen, ob sie die Impfstoffe selbst in Quakenbrück abholen oder sie sich zentral an eine Stelle liefern lassen. In Brandenburg und Berlin hat man einen Großhandel ausgewählt, an den geliefert wurde – in Berlin ist dies die Sanacorp.

Eigentlich hieß es, Großhandel und Apotheken sind anfänglich nicht in die Auslieferung von Nuvaxovid® eingebunden. Die Länder sollten selbst dafür sorgen, dass die Vakzine an die Orte kommen, wo sie als erstes angeboten werden sollen. Denn der neue Impfstoff soll zunächst vorrangig Beschäftigten im Gesundheitswesen zur Verfügung stehen. Es besteht die Hoffnung, dass Novavax eine Alternative für jene sein könnte, die die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna skeptisch sehen. Da ab Mitte März eine einrichtungsbezogene Impfpflicht gilt, sollen noch nicht Geimpfte in diesen Einrichtungen als Erstes die Möglichkeit erhalten, sich mit Nuvaxovid® impfen zu lassen. Die Kassenärztlich Bundesvereinigung hatte am gestrigen Donnerstag noch informiert, dass Vertragsärzte die neue Vakzine frühestens ab dem zweiten Quartal erhalten werden.

Berlin: Bis zu fünf Vials pro Arzt oder Impfapotheke

Doch offenbar gibt es unterschiedliche Herangehensweisen in den Bundesländern. So ist in Berlin von den ersten 63.000 Novavax-Dosen nur eine Hälfte für die zwei Impfstellen eingeplant, die „Fast-Lanes“ für von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht betroffene Personen bereithalten. Die andere Hälfte verteilt sich laut der Gesundheitssenatsverwaltung „auf andere Stellen, wie die niedergelassenen Haus- und Facharztpraxen, die Apotheken und die Berliner Krankenhäuser“.

Die Apothekerkammer Berlin hatte bereits gestern informiert, dass Apotheken, die schon eine aktive Kundenbeziehung zur Sanacorp pflegen, dort den Impfstoff bestellen können. Später sollen auch Apotheken, die keine Sanacorp-Kunden sind, den Impfstoff beziehen können. Die Beauftragung nur eines Großhändlers pro Bundesland für die ersten Nuvaxovid®-Lieferungen, voraussichtlich bis KW 11, sei eine Vorgabe des Bundesministeriums für Gesundheit gewesen, schreibt die Kammer. 

Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin empfiehlt den Ärztinnen und Ärzten in der Hauptstadt daher, zunächst in der Apotheke zu erfragen, ob sie den Impfstoff überhaupt dort bestellen können. „Ist dies der Fall, ist auch die Bestellung ab sofort möglich“, so die KV. Diese erfolgt wie gewohnt über Muster 16. Pro Arzt sei die Menge zunächst auf fünf Vials (50 Dosen) begrenzt – das Gleiche gelte für die Verimpfung in der öffentlichen Apotheke, informiert die Apothekerkammer. Die Lieferung in Berlin erfolge ab kommenden Montag mit den regulären Liefertouren.

Auch in Brandenburg sind Apotheken von Anfang an dabei – und zwar diejenigen, die die kommunalen Impfstellen und Krankenhäuser beliefern. Sie seien informiert und es laufe alles wie bei sonstigen Impfstoffen auch, so ein Ministeriumssprecher. Allerdings ist in Brandenburg noch nicht vorgesehen, auch Arztpraxen zu beliefern. Die Apotheken werden die Impfstoffe von einem zentralen Großhändler erhalten – laut Potsdamer Ministerium wird der Impfstoff voraussichtlich nächsten Dienstag zur Verfügung stehen.

Im Saarland wiederum wird der Impfstoff in den Impfzentren in Saarbrücken, Neunkirchen, Wadern und Saarlouis verimpft. Die Hälfte der gelieferten Dosen geht hier dann an die niedergelassene Ärzteschaft, die saarländischen Krankenhäuser und die saarländischen Betriebsärzte.

Die anderen Bundesländer kümmern sich im Regelfall selbst darum, dass die Impfstoffe in die Impfzentren oder zu anderen Impfstellen gelangen – Großhandel und Apotheken bleiben hier erst einmal außen vor. 

Insgesamt erhält Deutschland im laufenden Jahr laut Bundesgesundheitsministerium bis zu 34 Millionen Impfstoffdosen Nuvaxovid®. Im ersten Quartal sollen es rund vier Millionen Dosen sein – die erste Teillieferung in dieser Woche lag bei 1,4 Millionen Dosen. In den folgenden Kalenderwochen 9 und 10 sollen es jeweils 900.000 Dosen sein, in der Woche darauf 600.000.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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