Ernährungsberatung in der Apotheke

Gesund und nachhaltig auf einem Teller

Stuttgart - 27.12.2021, 09:30 Uhr

Der Pharmazeut und Ernährungsexperte Professor Martin Smollich sagt im DAZ-Interview: Gesund und nachhaltig ist kein Konflikt, sondern ein zusätzlicher Motivator. (x / Foto: 1STunningART / AdobeStock)

Der Pharmazeut und Ernährungsexperte Professor Martin Smollich sagt im DAZ-Interview: Gesund und nachhaltig ist kein Konflikt, sondern ein zusätzlicher Motivator. (x / Foto: 1STunningART / AdobeStock)


Lange galt: Wer beim Essen auf Umwelt und Tierwohl achtet, füllt nicht seinen nötigen Nährstoffbedarf. Ernährungsmediziner widersprechen. Denn die sogenannte Planetary Health Diet ist für Menschen und Klima gesünder als unsere durchschnittliche Kost. Die nachhaltige Diät ist simpel – und könnte im Beratungsgespräch von Nutzen sein.

In Deutschland verursacht die Landwirtschaft etwa 12 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen. Davon sind 70 Prozent direkt auf die Tierhaltung zurückzuführen. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen trägt die Tierhaltung global zu 15 Prozent aller Emissionen bei.

Neben dem CO2-Ausstoß fallen der Landwirtschaft Wälder und Wiesen zum Opfer. Werden sie zu Weiden- oder Ackerflächen, verlieren sie ihre Fähigkeit, CO2 zu speichern. Weltweit werden rund zwei Drittel aller landwirtschaftlichen Flächen für die Tierhaltung benötigt.

Außerdem wächst die Weltbevölkerung ständig. Schätzungen zufolge werden im Jahr 2050 auf der Welt zehn Milliarden Menschen leben. Wie schaffen wir es, alle zu ernähren, ohne den Planeten zu zerstören?

Nachhaltig gesunde Kost – so sieht sie aus

Um auf eben dieses Problem eine Antwort zu erarbeiten, fand sich die EAT-Lancet Kommission zusammen. Zu der Non-Profit-Organisation gehören 37 Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen aus 16 Ländern. Das Ergebnis ihrer Beratungen: die Planetary Health Diet, also die Diät für planetare Gesundheit.

Die Planetary Health Diet sieht vor, dass wir unseren Obst-, Gemüse-, Nuss- und Schalenfruchtkonsum verdoppeln und gleichzeitig unseren Fleisch- und Zuckerkonsum halbieren.

Der Plan lässt sich durch einen Teller abbilden: Die eine Hälfte des Tellers füllen Obst und Gemüse, auf der anderen Hälfte finden sich Vollkorngetreide, Pflanzenproteine (z. B. Bohnen, Linsen oder Nüsse) und ungesättigten Pflanzenöle. Hinzu kommen moderate Mengen Fisch, Fleisch und Milchprodukte und nur kleine Mengen von zugesetztem Zucker und stärkehaltigem Gemüse.

Der Plan ist recht flexibel und berücksichtigt persönliche sowie kulturelle Vorlieben. Veganismus und Vegetarismus können eine Konsequenz des Plans sein, müssen es aber nicht. Die Autoren listen auf ihrer Website ein Dutzend Rezepte auf, die der Planetary Health Diet entsprechen.

Schon jetzt im Beratungsgespräch nutzen

In der DAZ Nr. 51/2021 sprach die Redaktion mit dem Pharmazeuten Professor Martin Smollich. Er leitet die Arbeitsgruppe Pharmakonutrition am Institut für Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum in Schleswig-Holstein.

Die DAZ-Redaktion wollte von ihm wissen, was Medizinisch von der Planetary Health Diet zu halten ist. Smollich erklärt: Das Konzept ist sehr gut. „Gesund und nachhaltig ist kein Zielkonflikt, sondern ein zusätzlicher Motivator.“ Daher könnten die Ansätze schon jetzt ins Beratungsgespräch einbezogen werden. Für Patienten, denen Nachhaltigkeit am Herzen liege, könne es ein Argument sein, die Ernährung umzustellen.

Über die Verantwortung bei der Ernährung hatte Smollich zuvor mit der Medizinethikerin Professor Alena Buyx gesprochen. Im Interview auf der Website Ernährungsmedizin.blog ermuntert sie, auch kleine Schritte zu gehen. Man dürfe sich nicht in Idealvorstellungen verlieren. Man solle eher „die wirklich schlimmen Dinge vermeiden und mit dem Rest entspannt umgehen“, so Buyx. „Gute Ernährung heißt gut genug.“


Marius Penzel, Apotheker und Volontär
redaktion@daz.online


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