Nebenwirkungscheck per Handy

Wittener Harntrakt-Nebenwirkungs-Score: Die App ist da!

Stuttgart - 27.10.2021, 09:15 Uhr

Eine neue App hilft mit drei verschiedenen Zahlenwerten Nebenwirkungen auf den Harntrakt zukünftig besser einzuordnen. (b/Foto: Stihl024 / AdobeStock)

Eine neue App hilft mit drei verschiedenen Zahlenwerten Nebenwirkungen auf den Harntrakt zukünftig besser einzuordnen. (b/Foto: Stihl024 / AdobeStock)


Erst kürzlich berichtete die DAZ über eine neue Liste zu Arzneimittel-Nebenwirkungen auf den Harntrakt – diese ist lang. Wer bei Harnverhalten, Pollakisurie, Polyurie, Nykturie u.a. den Durchblick behalten möchte, dürfte sich deshalb nun noch mehr freuen: Den „Wittener Harntrakt-Nebenwirkungs-Score“ gibt es jetzt auch als App.

Im September berichtete die DAZ, dass eine neue Arzneimittel-Liste zur Verfügung steht, die von einer uro-geriatrischen Arbeitsgruppe der Universität Witten/Herdecke bereitgestellt wird. Die Arbeitsgruppe sieht die Liste als wichtige Ergänzung zu anderen Listen wie beispielsweise PRISCUS- und Beers-Liste. Sie kann sowohl bei Neuverordnungen eingesetzt werden, um das Risiko für mögliche Nebenwirkungen auf den Harntrakt besser einschätzen zu können. Aber auch beim Medikationsmanagement kann geklärt werden, ob eine Harntraktfunktionsstörung möglicherweise medikamentös (mit-)verursacht wurde. Schon im September hieß es, dass im nächsten Schritt eine App geplant sei, in welcher der „Harntraktnebenwirkungsrechner“ künftig auch digital verfügbar sein soll. 

Mehr zum Thema

Herausragende Leistungen in der Geriatrie

Entwickler der FORTA-Liste mit Ehrenpreis ausgezeichnet

Mit Beers, Forta, Priscus und Co. die Therapie für Ältere optimieren

Was Listen leisten können

Jetzt ist es so weit. Unter „harntrakt.de“ kann der „Service für urologisch tätige Ärzte“ aufgerufen werden. Suchen kann man dort entweder nach Arzneimitteln – via Wirkstoff, chemischem Namen, dem Handelsnamen oder der PZN – oder nach Nebenwirkungen, die in einer Liste aufgeführt werden. So findet man unter dem Reiter „vermehrter Harndrang“ beispielsweise Eletriptan, Benzbromarone, Zolmitriptan und Probenecid. Unter jedem Wirkstoff findet man außerdem drei Zahlenwerte, die für Literaturwerte (1-4), eine Expertenbewertung (0-3) und eine Bewertung in der Summe (1-7), das „Gesamtrisiko“, stehen.

Grund dafür ist, dass bei der Erstellung der Liste in einem ersten Schritt zunächst nur Substanzen identifiziert wurden, die eine Harntraktnebenwirkung auslösen können. Dann ging es weiter: „Die entsprechenden Hinweise darauf wurden kategorisiert (Datenbanknennung, Kasuistik, Fallsammlung, randomisierte Untersuchung, Metaanalyse). Zusätzlich wurde eine strukturierte Bewertung des Risikos durch 33 Experten vorgenommen.“ 

Die Top Ten

Unter den Top-10-Wirkstoffen, die am häufigsten klinisch relevante Nebenwirkungen auf den Harntrakt auslösen, lassen sich neben 

  • (trizyklischen) Antidepressiva (z. B. Duloxetin, Amitriptylin, Trimipramin) unter anderem auch
  • Opiate (Morphin) und
  • Neuroleptika (Haloperidol) finden.

So steht beispielsweise der Gesamtscore von 6,42 bei Amitriptylin, während 6,1 Morphin zuzuordnen ist – sie können beide zu einer Hemmung der Blasenfunktion führen. 


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.