NEFA in Baden-Württemberg

Netzwerk für exzellente Forschung in Apotheken startet als Pilotprojekt

Heidelberg - 22.10.2021, 12:15 Uhr

Das NEFA-Team in der Kooperationseinheit Klinische Pharmazie in Heidelberg: Robert Möcker, Cathrin Vogt, Prof. Dr. Hanna Seidling, Dr. Marina Weißenborn, Viktoria Wurmbach (v. l.). (c / Foto: Julian Beekmann)

Das NEFA-Team in der Kooperationseinheit Klinische Pharmazie in Heidelberg: Robert Möcker, Cathrin Vogt, Prof. Dr. Hanna Seidling, Dr. Marina Weißenborn, Viktoria Wurmbach (v. l.). (c / Foto: Julian Beekmann)


Die öffentliche Apotheke ist der ideale Ort, um wichtige Fragen im Rahmen der Versorgungsforschung zu unter­suchen. Die ersten Apotheken sind bereits Teil von „NEFA“ und haben mit einem Pilotprojekt zum Thema „Komplexität der Arzneimitteltherapie“ begonnen. Dennoch sind öffentliche Apotheken in vielen Versorgungsforschungsprojekten noch unterrepräsentiert. Woran liegt das? 

In den knapp 20.000 öffentlichen Apotheken werden viele Patientinnen und Patienten täglich engmaschig und niederschwellig von hochqualifiziertem Gesundheitspersonal in ihrer Arzneimitteltherapie begleitet. Mit über 3,3 Millionen Kundenkontakten pro Tag kann in öffentlichen Apotheken in relativ kurzer Zeit eine große Anzahl an Patientinnen und Patienten erreicht und dadurch eine Vielzahl von Daten erhoben werden. Dennoch sind öffentliche Apotheken bislang in vielen Versorgungsforschungsprojekten unterrepräsentiert. Dies liegt möglicherweise daran, dass die pharmazeutische Arbeit und der Beitrag öffentlicher Apotheken zur Versorgungsforschung bislang unterschätzt werden und sich die Durchführung wissenschaftlicher Projekte in diesem Setting für alle Beteiligten eher aufwendig gestaltet. Beispielsweise müssen die Apotheken in der Regel stets von Neuem rekrutiert und geschult werden bzw. viele Apotheken haben bislang eher wenig Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten.

In einigen Ländern gibt es bereits vermehrt Beiträge aus Apotheken zur Versorgungsforschung. In Dänemark beispielsweise wurde das dänische Netzwerk für die Apothekenpraxis für Forschung und Entwicklung (Danish Network for Community Pharmacy Practice Research and Development, NUAP) gegründet, welches aktuell bereits 102 Mitgliedsapotheken umfasst. In diesem Netzwerk arbeiten öffent­liche Apotheken und Forscherinnen und Forscher eng miteinander, wodurch Wissenschaft und Praxis verknüpft und so die erfolgreiche Umsetzung wissenschaftlicher Forschungsprojekte und die Erhebung solider Ergebnisse gewährleistet werden kann.

Die Kooperationseinheit Klinische Pharmazie (Koordinierungsstelle) am Universitätsklinikum Heidelberg unter Leitung von Prof. Dr. sc. hum. Hanna Seidling baut daher in Zusammenarbeit mit der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg aktuell ein Forschungsnetzwerk mit öffentlichen Apotheken auf, um praxisrelevante Fragestellungen aus dem Versorgungsalltag wissenschaftlich fundiert zu beantworten. Das „Netzwerk für exzellente Forschung in Apotheken“, kurz NEFA, ist ein durch die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg gefördertes Vorhaben, welches im Jahr 2020 initiiert wurde und das aktuell alle öffentlichen Apotheken aus Baden-Württemberg anspricht.

Pharmazeuten im Praktikum sollen eingebunden werden

NEFA ermöglicht Forschung von unmittelbarer praktischer Relevanz für die Apothekenpraxis mit dem Ziel, die evidenzbasierte und qualitätsgesicherte Patientenversorgung zu verbessern. Die Teilnahme im Netzwerk bietet Apotheken die Möglichkeit, sich aktiv an neuen Forschungsvorhaben zu beteiligen und praxisrelevante wissenschaftliche Fragestellungen zu beantworten. Insbesondere Pharmazeutinnen und Pharmazeuten im Praktikum können und sollen in die Durchführung eingebunden werden.

Man kann eigene Fragen einbringen

Die Apotheken können darüber hinaus eigene Forschungsfragen bei der Planung neuer Projekte einbringen. Auf diese Weise werden Praxis und Forschung besonders eng verknüpft, wodurch sowohl Patientinnen und Patienten als auch das pharmazeutische Personal langfristig profitieren. Dabei eröffnet sich für Apothekerinnen und Apotheker ein weiterer, attraktiver Tätigkeitsbereich, in dem sie verstärkt pharmazeutisch arbeiten, ihr Fachwissen aktiv anwenden und die Entwicklung innovativer, zielgerichteter und patientenorientierter Interventionen unterstützen – welche dann wiederum den Patientinnen und Patienten zugutekommen.



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