Neue Studie zu Hypertonie

Bluthochdruck bleibt bei fast jedem Zweiten unerkannt

Berlin / Genf - 25.08.2021, 07:00 Uhr

Bluthochdruck ist der wichtigste veränderbare Risikofaktor für Mortalität. Doch er bleibt häufig unerkannt. (c / Foto: CasanoWa Stutio / AdobeStock)

Bluthochdruck ist der wichtigste veränderbare Risikofaktor für Mortalität. Doch er bleibt häufig unerkannt. (c / Foto: CasanoWa Stutio / AdobeStock)


Bluthochdruck ist tückisch: Meist ist er nicht zu spüren, bleibt er aber dauerhaft und unbehandelt, kann er lebensgefährliche Folgen haben. Umso alarmierender sind die Ergebnisse einer aktuell im „The Lancet“ publizierten Studie. Demnach weiß fast jeder zweite Betroffen nichts von seiner Hypertonie.

Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck steigert das Risiko von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Nierenschäden. Weltweit sind jährlich rund 9,4 Millionen Todesfälle auf erhöhten Blutdruck zurückzuführen. Doch am Risikofaktor Hypertonie lässt sich durchaus etwas ändern – meist stecken dahinter mangelnde Bewegung, Übergewicht, ungesunde Ernährung, Stress oder erhöhter Alkoholkonsum. Allerdings ist ein zu hoher Blutdruck in der Regel nicht zu spüren.

Und so dürfte es auch dazu kommen, dass nach neuen Studienergebnissen fast weltweit jeder zweite Mensch mit Bluthochdruck nichts von diesem lebensgefährlichen Risikofaktor weiß. Die Zahl der Betroffenen hat sich zwischen 1990 und 2019 auf knapp 1,3 Milliarden Menschen verdoppelt, wie Forscher des Imperial College in London und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der Fachzeitschrift „The Lancet“ berichten. Es geht um Menschen zwischen 30 bis 79 Jahren. Eine Milliarde Betroffene leben in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen.

Beste Versorgung in Südkorea, Kanada und Island

Deutschland gehört der Studie zufolge zu den Ländern mit guter Versorgung. 2019 hatten Südkorea, Kanada und Island die Krankheit am besten unter Kontrolle, gefolgt von den USA, Costa Rica, Deutschland, Portugal und Taiwan. Der Anteil der Männer mit Bluthochdruck ist demnach vor allem in Ungarn, Paraguay und Polen hoch, der Anteil der Frauen in der Dominikanischen Republik, Jamaika und Paraguay.

Durch den Blutdruck wird das Blut im Körper durch die Adern befördert. Er steigt, wenn sich der Herzmuskel zum Pumpen zusammenzieht. Beim Blutdruckmessen zeigt der obere oder systolische Wert den Blutdruck beim Zusammenziehen des Herzens an, wenn der Druck in den Gefäßen am höchsten ist, der untere Wert zeigt den Druck, wenn sich das Herz entspannt. Mediziner sprechen von Hypertonie, wenn die Werte dauerhaft über 140/90 liegen.

Gegen Blutdruck gibt es viele wirksame Arzneimittel. Zu einem gewissen Grad könne man den Blutdruck auch durch Änderung des Lebensstils beeinflussen, sagte Studienleiter Majid Ezzati. Mehr Gemüse und Obst, weniger Salz und mehr Bewegung seien hilfreich.

Dass die Zahl der Betroffenen sich verdoppelt hat, ist laut Ezzati nicht etwa auf unzureichende Diagnosen vor rund 30 Jahren zurückzuführen. Vielmehr habe es schon 1990 in vielen Ländern routinemäßige Blutdruckmessungen bei Gesunden und Kranken gegeben. Es seien Messungen von mehr als 100 Millionen Patienten in 184 Ländern ausgewertet worden.


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