Warenwirtschaft

Doch nicht „One“ für alle: Awinta gibt Zusammenführung der Softwarelinien auf

Stuttgart - 26.07.2021, 16:30 Uhr

Awinta One sollte die eierlegende Wollmilchsau werden, die die Vorteile der anderen Systeme in sich vereint. (Foto: Noventi)

Awinta One sollte die eierlegende Wollmilchsau werden, die die Vorteile der anderen Systeme in sich vereint. (Foto: Noventi)


Alle bestehenden Software-Linien von Awinta sollten nach und nach in One aufgehen. Das kommunizierte das Softwarehaus Awinta bereits seit einigen Jahren. Doch damit ist jetzt wohl Schluss. Wie Awinta auf Nachfrage bestätigt, ist die Noventi-Tochter von diesem Plan abgerückt und will alle bestehenden Softwarelinien fortführen und weiterentwickeln. Gescheitert ist das Ganze anscheinend am Widerstand der Apotheker:innen.

Infopharm, Jump, Pharmasoft und Prokas sowie bis vor ein paar Jahren auch noch Asys – durch zahlreiche Zukäufe ist Awinta so etwas wie der Gemischtwarenladen der Softwareanbieter. Die Idee, alle in einem System zusammenzuführen, liegt nahe. Schließlich verursachen fünf unterschiedliche Softwarelinien deutlich höheren Aufwand bei Entwicklung und Support und somit höhere Kosten, als wenn man sich auf eine Linie beschränkt. Awinta One sollte die eierlegende Wollmilchsau werden, die die Vorteile der anderen Systeme in sich vereint – zumindest in der Theorie. One war übrigens nicht der erste Versuch, ein einheitliches System zu schaffen. Auch Jump wurde seinerzeit mit dem Versprechen eingeführt, dass es das System für die Zukunft sei. 

Im Herbst 2017 hieß es dann, dass es jetzt losgehe mit der Zusammenführung. Die Bestandskunden sollten sukzessive umgestellt werden. Zuerst Asys, dann Pharmasoft, Jump und Infopharm und zuletzt Prokas, weil es die komplexeste Warenwirtschaft ist. Um den Apotheken den Wechsel etwas leichter zu machen, gab es die Möglichkeit, die Oberfläche immer noch so aussehen zu lassen wie im alten System. Bei Umstellung konnte gewählt werden, ob man auf der nativen One-Oberfläche arbeiten möchte oder ob alles so aussehen soll wie bisher – Klassik-Layouts nennt Awinta das. Theoretisch sollte die Umstellung freiwillig sein. Es wurde auch mehrfach betont, dass die Klassik-Linien auch in der Umstellungsphase weiter gepflegt und entwickelt würden. Auf Nachfrage hieß es dann aber doch, der Support werde für das jeweilige System nach Umstellungsphase eingestellt. 

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Doch nun gibt Awinta das Ansinnen, nur noch eine Software zu haben, erstmal auf. Eingestampft wurde lediglich Asys. Alle anderen sollen weiterlaufen. Auf Nachfrage der DAZ erklärt Mathias Schindl, Bereichsvorstand Warenwirtschaft Apotheke bei Awinta: „Noventi hat seine Kunden informiert, dass sie, sofern sie es wünschen, ihr derzeit genutztes Awinta Warenwirtschaftssystem auch in Zukunft wie gewohnt nutzen können. Alle bestehenden Apothekenverwaltungssysteme werden marktgerecht weiterentwickelt. Noventi reagiert mit dieser Entscheidung auf den Wunsch vieler zufriedener Kunden, die Entwicklung ihrer Systeme nicht einzustellen. Wir haben gelernt, dass sich nicht alle Anforderungen unterschiedlicher Apotheken in einem einzigen System abbilden lassen und begreifen die Vielfalt unserer Systeme jetzt als Vorteil. Wir investieren deshalb auch weiterhin in die bestehenden Produktlinien. Für die Noventi-Kunden bedeutet das, dass neben der termingerechten Umsetzung gesetzlicher Anforderungen und regelmäßigen Prozessoptimierungen, auch in Zukunft Neuerungen und innovative Software-Module realisiert werden.“

Mit anderen Worten ist die Umstellung also an Apotheken gescheitert, die sich verweigert haben. Einer nicht repräsentativen Umfrage in der Facebook-Gruppe #DieDigitaleApotheke zufolge hält die Mehrheit der teilnehmenden Apotheker:innen die Weiterführung aller Produktlinien für eine falsche Entscheidung – und zwar sowohl die Awinta-Nutzer:innen (27), als auch die, die andere Systeme verwenden (39). Eine deutlich kleinere Anzahl von Awinta-Anwender:innen (15), hält es der Umfrage zufolge für den richtigen Weg, alle Systeme beizubehalten.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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2 Kommentare

Awinta One

von Kochmann am 26.07.2021 um 17:05 Uhr

Auch mich hätte die Umstellung betroffen; ich bin nicht negativ an die Sache herangegangen, denn so wie der Plan war, hörte es sich auch alles sehr gut an! Zunächst– als es dann langsam akut werden sollte, war von den anfänglichen Versprechen wenig übrig! Awinta One hätte doch eine erhebliche Systemumstellung bedeutet, vor allem mit hohem zusätzlichen finanziellen Aufwand! Da fühlte man sich schon etwas über den Tisch gezogen, zumal eine neue Anlage erst Ende 2018 installiert wurde. Freunde hat sich Awinta mit diesem Verhalten jedenfalls nicht gemacht und ich denke, viele Kunden fühlten sich zu Recht ungerecht behandelt!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Awinta One

von Conny am 26.07.2021 um 19:25 Uhr

Zudem kam das ungeheure arrogante Auftreten von Frau Terhardt und Herrn Sauer

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