Im Vergleich zu TNF-alpha-Inhibitoren

Rote-Hand-Brief: Mehr Myokardinfarkte und maligne Erkrankungen unter Tofacitinib

Stuttgart - 07.07.2021, 10:45 Uhr

Tofacitinib ist ein Januskinase-Hemmer (JAK-Inhibitor) und wird zur Behandlung der mittelschweren bis schweren aktiven rheumatoiden Arthritis (RA) oder aktiven Psoriasis-Arthritis (PsA) bei erwachsenen Patienten eingesetzt. (Symbolfoto: hriana / AdobeStock)

Tofacitinib ist ein Januskinase-Hemmer (JAK-Inhibitor) und wird zur Behandlung der mittelschweren bis schweren aktiven rheumatoiden Arthritis (RA) oder aktiven Psoriasis-Arthritis (PsA) bei erwachsenen Patienten eingesetzt. (Symbolfoto: hriana / AdobeStock)


Am 4. Februar berichtete die FDA über ein erhöhtes Risiko von schwerwiegenden kardialen Ereignissen sowie von Tumoren unter der Therapie mit Xeljanz (Tofacitinib). Nun ist ein weiterer deutscher Rote-Hand-Brief dazu erschienen, der sich in verschiedene Sicherheitsbedenken einreiht.

Tofacitinib ist seit 2012 in den USA zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis zugelassen. Erst 2017 empfahl auch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA die Zulassung. Nun liegen neue Sicherheitsbedenken zu dem Arzneimittel vor – in Form eines Rote-Hand-Briefs (RHB): Darin informiert die Firma Pfizer, „dass in einer abgeschlossenen klinischen Prüfung (A3921133) bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA), die 50 Jahre oder älter waren und mindestens einen zusätzlichen kardiovaskulären Risikofaktor aufwiesen, eine erhöhte Inzidenz von Myokardinfarkten unter Tofacitinib im Vergleich zu TNF-alpha-Inhibitoren sowie eine erhöhte Inzidenz von malignen Erkrankungen beobachtet wurden.“

Verordnende Ärzt:innen sollten mit den Patient:innen die Risiken besprechen, heißt es weiter. Das ist allerdings nicht die erste Kommunikation von Sicherheitsbedenken.

Mehr zum Thema

Schwerwiegende kardiale Ereignisse und Tumore

Tofacitinib: Nutzen-Schaden-Verhältnis sorgsam abwägen!

Risikobewertung Lungenembolie unter Xeljanz

Eingeschränkte Dosierung für Tofacitinib

Im Februar hatte die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) bereits über die Sicherheitsbedenken der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA informiert. Dabei ging es um eben jenes erhöhte Risiko von schwerwiegenden kardialen Ereignissen sowie von Tumoren. Die FDA habe im Rahmen der Zulassung von Xeljanz® den Zulassungsinhaber Pfizer mit der Durchführung einer Studie zur Langzeitsicherheit bei RA-Patienten beauftragt, hieß es. Eine vollständige Auswertung der Studiendaten stand aber noch aus. Am 24. März folgte ein Rote-Hand-Brief, in dem auch Pfizer in Abstimmung mit der EMA und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte darüber informierte, „dass vorläufige Daten aus einer abgeschlossenen klinischen Studie auf ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse und maligne Erkrankungen (mit Ausnahme von nicht melanozytärem Hautkrebs) unter Xeljanz® (▼, Tofacitinib) im Vergleich zu Tumornekrosefaktor(TNF)-α-Inhibitoren hindeuten“. 

Auf diesen RHB bezieht sich nun erneut der aktuelle. Ein Bewertungsverfahren der Daten durch die EMA sei nun abgeschlossen, heißt es, die Produktinformation und das Schulungsmaterial sollen entsprechend aktualisiert werden:

Zusammenfassung aus dem Rote-Hand-Brief:

• In der abgeschlossenen klinischen Prüfung (A3921133) bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA), die 50 Jahre oder älter waren und mindestens einen zusätzlichen kardiovaskulären Risikofaktor aufwiesen, wurde eine erhöhte Inzidenz von Myokardinfarkten unter Tofacitinib im Vergleich zu TNF-alpha-Inhibitoren beobachtet.

• Die Studie zeigte unter Tofacitinib im Vergleich zu TNF-alpha-Inhibitoren auch eine erhöhte Inzidenz von malignen Erkrankungen, insbesondere von Lungenkrebs und Lymphomen, mit Ausnahme von nicht-melanozytärem Hautkrebs (NMSC).

Tofacitinib sollte nur dann bei Patienten über 65 Jahren, bei Patienten, die gegenwärtig rauchen oder früher geraucht haben, bei Patienten mit anderen kardiovaskulären Risikofaktoren und bei Patienten mit anderen Risikofaktoren für maligne Erkrankungen eingesetzt werden, wenn keine geeigneten Behandlungsalternativen zur Verfügung stehen.

• Verordnende Ärzte sollten mit den Patienten die Risiken besprechen, die mit der Anwendung von Xeljanz verbunden sind, einschließlich des Risikos für Myokardinfarkt, Lungenkrebs und Lymphom.

Davor hatte die AMK schon im März 2020 über risikominimierende Maßnahmen aufgrund des Risikos venöser thromboembolischer Ereignisse sowie schwerwiegender und tödlich verlaufender Infektionen im Zusammenhang mit Xeljanz® (Tofacitinib) informiert. DAZ.online hatte zudem schon im April 2019 über einen Rote-Hand-Brief berichtet, der warnte, die zugelassene Dosierung von 5 mg Tofacitinib zweimal täglich bei Rheumatoider Arthritis nicht zu überschreiten. Zudem hatte die EMA bereits 2013 Sicherheitsbedenken, und empfahl Xeljanz® zunächst nicht zur Zulassung. 

Tofacitinib ist ein Januskinase-Hemmer (JAK-Inhibitor) und wird zur Behandlung der mittelschweren bis schweren aktiven RA oder aktiven Psoriasis-Arthritis (PsA) bei erwachsenen Patienten eingesetzt. Diese müssen aber auf ein oder mehrere krankheitsmodifizierende Antirheumatika unzureichend angesprochen haben oder diese nicht vertragen haben, heißt es im aktuellen RHB. Außerdem kommt Xeljanz auch bei erwachsenen Patient:innen mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa (CU) zum Einsatz. Diese müssen aber auf eine konventionelle Therapie oder ein Biologikum unzureichend ansprechen oder diese nicht vertragen.


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Risikobewertungsverfahren zu Januskinase-Inhibitoren abgeschlossen

Wenn es JAK-Inhibitoren sein müssen, Haut regelmäßig kontrollieren!

Schwerwiegende kardiale Ereignisse und Tumore

Tofacitinib: Nutzen-Schaden-Verhältnis sorgsam abwägen!

Rote-Hand-Brief warnt vor Krebserkrankungen und kardiovaskulären Ereignissen

Tofacitinib erneut unter Verdacht

Erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und Tumoren

Rote-Hand-Brief für Tofacitinib

Ein Vergleich von Studienergebnissen mit Real-World-Daten bei rheumatoider Arthritis

Jackpot für Rheumatiker – wie sicher sind JAK-Inhibitoren?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.