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Magnesium ist nicht gleich Magnesium

Waren (Müritz) - 19.05.2021, 07:00 Uhr

Lösen sich anorganische Magnesiumverbindungen tatsächlich vergleichsweise schlecht auf? (x / Foto: Stepan Popov / AdobeStock)
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Lösen sich anorganische Magnesiumverbindungen tatsächlich vergleichsweise schlecht auf? (x / Foto: Stepan Popov / AdobeStock)


Gibt es „besseres“ und „schlechteres“ Magnesium? Der Mineralstoff Magnesium hat eine bedeutende Rolle im Elektrolythaushalt. Viele Leute nehmen Magnesiumpräparate ein. Doch Magnesium ist nicht gleich Magnesium. Nicht nur Galenik und die Höhe des Magnesiumgehalts weisen Unterschiede auf, sondern auch die Eigenschaften des eingesetzten Magnesiumsalzes. Oft heißt es pauschal, organische Magnesiumverbindungen seien besser als anorganische. Doch stimmt das wirklich?

Im Handel befindet sich eine Vielzahl an Magnesiumpräparaten. Von Kapseln über Tabletten, Formulierungen zum Auflösen bis hin zu Direktpräparaten, deren Einnahme ohne Wasser möglich ist. Sie enthalten unterschiedliche Magnesiumsalze, zum Beispiel anorganische Verbindungen wie Magnesiumoxid, -chlorid oder -carbonat sowie organische Verbindungen wie Magnesiumglycinat oder -citrat. Zwei große Unterschiede sind dabei entscheidend: die Löslichkeit der Magnesiumverbindungen und der Gehalt an Magnesium.

Schlechte Löslichkeit von anorganischen Magnesiumverbindungen?

Anorganische Magnesiumverbindungen weisen einen deutlich höheren Gehalt an Magnesium auf als äquimolare Mengen an organischen Magnesiumverbindungen. Ursache ist das höhere Molekulargewicht der organischen Verbindungen. Liegen z. B. in 300 mg Magnesiumoxid 180 mg elementares Magnesium vor, sind es bei der gleichen Menge Magnesiumglycinat gerade einmal 42 mg. Bei einem beschränkten Volumen, wie es z. B. bei Kapseln vorliegt, kann somit mit einer anorganischen Verbindung mehr Magnesium zur Verfügung gestellt werden.

Studienlage variabel

Ein Nachteil der anorganischen Verbindungen scheint jedoch die schlechtere Löslichkeit im Vergleich zu organischen Verbindungen zu sein. Diese ist sowohl bei Standardbedingungen (wässriges Milieu mit pH: 7,0; Temperatur: 20 °C) als auch bei den im Magen vorliegenden Verhältnissen (saures Milieu, Temperatur: 37 °C) reduziert. Da nur freie Magnesiumionen über den Darm aufgenommen werden können, ist zunächst zu vermuten, dass anorganische Magnesiumverbindungen eine geringere Bioverfügbarkeit aufweisen als die entsprechenden organischen Verbindungen. Tierversuche zeigen jedoch, dass im Dünndarm der Großteil oral applizierter Magnesiumverbindungen gelöst vorliegt, unabhängig davon, welches Salz verabreicht wurde. Auch ist die Studienlage zur tatsächlichen Absorptionsrate von Magnesiumsalzen ziemlich variabel. In Tierversuchen lässt sich für organische Magnesiumsalze im Allgemeinen eine leicht höhere Absorptionsquote als für anorganische Verbindungen beobachten. Allerdings ist fraglich, ob dieser Unterschied unter Alltagsbedingungen überhaupt von Bedeutung ist.

Bei PPI-Einnahme lieber Magnesiumcitrat

Liegen Erkrankungen wie eine Gastritis vor oder werden Arzneimittel eingesetzt, welche die Säuresekretion beeinflussen (z. B. Protonenpumpeninhibitoren), sinken Löslichkeit und Absorption von MgO und MgCO3. Magnesiumcitrat hingegen ist auch in einem schwach sauren Milieu gut löslich und somit in diesem Fall besser geeignet. Bei Gesunden jedoch scheinen anorganische und organische Magnesiumverbindungen gleichermaßen geeignet, um zur Magnesiumsupplementierung eingesetzt zu werden.

Tabelle 1 zeigt eine Übersicht ausgewählter Magnesiumpräparate. Zu beachten ist, dass einige Hersteller unterschiedliche Magnesiumsalze je nach Darreichungsform einsetzen, also die Kapsel beispielsweise ein anorganisches Salz enthält, während das Direktgranulat des gleichen Herstellers eine organische Verbindung enthält. Somit steht insgesamt eine sehr große Produktpalette zur Verfügung.
 

Tab.1 Übersicht über Mg-Salze einiger gängiger Präparate

MagnesiumoxidMagnetrans forte Hartkapseln, Biolectra Magnesium ultra Kapseln, Doppelherz Magnesium pure, Magnesium ratiopharm, Magnesium Diasporal extra Kapseln, Hermes Cevitt Magnesium Brausetabletten, Magno sanol Kapseln
MagnesiumcarbonatNobilin Magnesiumbrausetabletten, Cebion plus Magnesium Brausetabletten
MagnesiumglycinatPure Encapsulations Magnesiumglycinat, Magnesium loges Kapseln
MagnesiumcitratMagnesium Diasporal Granulat , Pure Encapsulations Magnesiumcitrat, Magnesium Sandoz Trinkgranulat
MagnesiumaspartatMagnesiocard 2,5 mmol Filmtabletten
Magnesiumcitrat + MagnesiumoxidMagnetrans-duo, Doppelherz Magnesium depot system
Magnesiumhydroxid + MagnesiumoxidAbtei Magnesium stark für die Nacht
Magnesiumhydrogenglutamat + MagnesiumcitratMagnesium verla Dragees
Magnesiumoxid + MagnesiumcarbonatTaxofit Magnesium 400 Tabletten
Magnesiumoxid + MagnesiumglycinatVitagamma D3 Duo

 

Quellen

Blancquaert L., Predicting and Testing Bioavailability of Magnesium Supplements, Nutrients. 2019 Jul 20;11(7):1663.

Kenneth. DF et al., Intestinal absorption of magnesium from food and supplements, J Clin Invest 1991 Aug;88(2):396-402

Coudray C. Study of magnesium bioavailability from ten organic and inorganic Mg salts in Mg-depleted rats using a stable isotope approach, Magnes Res 2005 Dec;18(4):215-23

Ströhle A. et al., Magnesiumpräparate, MMP 41¸9/2018, 363-368

Lauer-Taxe und Produktinformationsseiten der Herstelle, abgerufen am 23.03.21


Dr. Sabine Fischer, Apothekerin, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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