RNA, Vektor und VLP

Virus-like-Particles: Dritte Impfstofftechnologie gegen COVID-19 in Europa

Stuttgart - 28.04.2021, 09:15 Uhr

Als zugelassenes Beispiel für einen VLP-Impfstoff (virusähnliche Partikel) führt das PEI Hepatitis-B-Impfstoffe auf. (Foto: DAZ.online)

Als zugelassenes Beispiel für einen VLP-Impfstoff (virusähnliche Partikel) führt das PEI Hepatitis-B-Impfstoffe auf. (Foto: DAZ.online)


Mehr als 200 COVID-19-Impfstoffkandidaten befinden sich derzeit laut Paul-Ehrlich-Institut weltweit in der Entwicklung. Für die Herstellung kommen in Europa aktuell drei verschiedene Technologien zum Einsatz. Im neuesten Bulletin zur Arzneimittelsicherheit bietet das PEI einen kurzen Überblick über diese drei in der EU zugelassenen oder im Zulassungsprozess befindlichen COVID-19-Impfstofftypen: RNA-, Vektor- und sogenannte Untereinheitenimpfstoffe. Letztere bestehen aus virusartigen Partikeln (VLP = Virus-like-Particles).

Über die ersten in Europa zugelassenen COVID-19-Impfstoffe wurde bereits breit berichtet. Auch in der Bevölkerung sind Begriffe wie mRNA- und Vektorimpfstoffe mittlerweile geläufig. Vorteil der neuen Technologien ist, dass damit Impfstoffe schnell entwickelt und einfacher großtechnisch hergestellt werden können – im Vergleich zu traditionellen Verfahren (bei Lebendvirusimpfstoffen oder inaktivierten Impfstoffen). Sie können so bei sich verändernden Erregern schnell angepasst werden. Neben diesen beiden mittlerweile gut bekannten Impfstofftypen gibt es noch die sogenannten Untereinheitenimpfstoffe, wie das PEI in der aktuellen Ausgabe des Bulletins zur Arzneimittelsicherheit erklärt (Ausgabe 1, April 2021). 

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Wie bei allen anderen COVID-19-Impfstoffen kommt auch bei diesem dritten Typ das Spikeprotein als Impfantigen zum Einsatz. Allerdings wird bei den Untereinheitenimpfstoffen (VLP = Virus-lile-Particles) ein Verfahren angewendet, das dazu führt, dass sich die Spikeproteine spontan zusammenlagern und Partikel bilden, die in ihrer Struktur Viren ähneln (VLP). Anders als Viren enthalten diese Partikel keine genetische Information.

Als Beispiel für einen auf dieser Technologie basierenden Impfstoff wird der „COVID-19-Impfstoff NVX-CoV2373 der Firma Novavax CZ AS“ genannt. Die EMA hatte zu NVX-CoV2373 bereits im Februar ein Rolling-Review-Verfahren eingeleitet. 

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Konkret zu NVX-CoV2373 erklärt das PEI, dass das Spikeprotein mithilfe eines Baculovirus, das den Bauplan für das Spikeprotein enthält, in Insektenzellen hergestellt werde. Ein sehr ähnliches Herstellverfahren werde bereits für zugelassene Impfstoffe eingesetzt, wie z. B. für einen HPV- (Cervarix) und einen Grippe-Impfstoff (Supemtek). 

Hochgereinigte Proteine in Untereinheitenimpfstoffen rufen laut PEI oft keine ausreichende Immunabwehr im Körper hervor. Deshalb werden die gereinigten Spikeproteine in NVX-CoV2373 mit einem Adjuvans auf Saponinbasis (Matrix M1-Adjuvans) versetzt. Auch dabei handelt es sich um keine komplett unerprobte Technologie: „In Europa ist seit Frühjahr 2018 ein Impfstoff gegen Gürtelrose (Shingrix®) zugelassen, der ebenfalls ein saponinhaltiges Adjuvans enthält.“ 

Auch bei Impfstoffen gegen Influenza, Ebola und das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) in der klinischen Entwicklung würden saponinhaltige Adjuvanzien zum Einsatz kommen. 

Als weiteres zugelassenes Beispiel für einen VLP-Impfstoff führt das PEI Hepatitis-B-Impfstoffe auf. Das Oberflächen-Antigen des Hepatitis-B-Virus wird seit jeher in gentechnisch veränderten Zellen hergestellt. 


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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