Gewerkschaft fordert Beschäftigungsgarantie

Stellenabbau bei AHD/Gehe: Jetzt schaltet sich Verdi ein

Berlin - 08.04.2021, 13:45 Uhr

Die Gewerkschaft Verdi will die geplanten Entlassungen bei Alliance und Gehe nicht akzeptieren. (Foto: Andreas Burmann)

Die Gewerkschaft Verdi will die geplanten Entlassungen bei Alliance und Gehe nicht akzeptieren. (Foto: Andreas Burmann)


Nachdem gestern das Gemeinschaftsunternehmen der beiden Pharmagroßhändler Alliance Healthcare Deutschland (AHD) und Gehe bekannt gab, mehrere Niederlassungen zu schließen und gut 15 Prozent der Stellen abbauen zu wollen, meldet sich heute Verdi zu Wort. Die Gewerkschaft will die geplanten Entlassungen nicht akzeptieren und fordert eine Beschäftigungsgarantie für die betroffenen Mitarbeiter:innen.

Als „reines Abbau- und Verschlankungsprogramm ohne strategischen Sinn“ bezeichnet Siegmar Roder, auf Verdi-Bundesebene zuständig für den Pharma-Großhandel, die geplanten Umstrukturierungen bei Alliance Healthcare und Gehe. Im Zuge der Fusion will das neue Joint Venture der beiden Großhändler neun Niederlassungen in Deutschland schließen. Drei weitere Standorte sollen durch einen neuen ersetzt werden, wie das Gemeinschaftsunternehmen gestern informierte.

Die Schließungen werden Folgen für die Mitarbeiter:innen haben: Mehr als 15 Prozent der Stellen sollen wegfallen. Betroffen davon wären laut einer Verdi-Pressemitteilung vom gestrigen Mittwoch zunächst rund 400 der insgesamt 4.200 Beschäftigten. „Extreme Rabattschlachten haben die Gewinne der Unternehmen seit Jahren nahe Null schmelzen lassen. Diese Managementfehler sollen nun mit der Abrissbirne gegen die Beschäftigten verschleiert werden“, kritisiert Roder.

Das will Verdi nicht einfach hinnehmen: Die Gewerkschaft kündigt an, jetzt gemeinsam mit den Betriebsräten eigene Vorschläge entwickeln zu wollen, wie es für die Angestellten weitergehen kann. Vorab soll nach Angaben der Gewerkschaft ein Sachverständiger, der bereits beauftragt ist, jede einzelne Planung auf ihre Sinnhaftigkeit überprüfen. Verdi und die Gesamtbetriebsräte fordern von den Unternehmen eine Beschäftigungs- und Standortgarantie. Darüber hinaus müsse jede Betroffene und jeder Betroffene ein Angebot zur Weiterbeschäftigung in der Nachbarniederlassung bekommen, teilt Verdi mit.

Zwölf Schließungen und eine Neueröffnung

Alliance und Gehe informierten gestern darüber, dass neun Niederlassungen in Deutschland stillgelegt werden und deren Geschäfte bis voraussichtlich Mitte des Jahres 2022 in vollsortierte Häuser übergehen sollen. Betroffen sind demnach die Häuser in Bayreuth, Bochum, Dresden, Günzburg, Itzehoe, Kassel, Leipzig, Osnabrück und Saarbrücken. Darüber hinaus seien Investitionen in eine neue Niederlassung geplant. Von dort sollen zukünftig die Geschäfte zweier Filialen in Nürnberg sowie einer in Würzburg bedient werden.

Bereits am 1. März dieses Jahres hatte das Unternehmen angekündigt, die Vertriebsstrukturen harmonisieren zu wollen. Ab April soll der Großhandelsvertrieb demnach in die Regionen Nord, Süd-Ost und West aufgeteilt werden, die von jeweils einem Regionalvertriebsleiter verantwortet werden.

Im November 2020 hatten die beiden internationalen Pharmahandelskonzerne McKesson Europe und Walgreens Boots Alliance (WBA) den Vollzug der Fusion ihrer beiden deutschen Großhandelstöchter Gehe Pharma Handel und Alliance Healthcare Deutschland (AHD) bekannt gegeben. Damit entstand ein neues Großhandelsunternehmen auf dem deutschen Markt, an dem die Mutterkonzerne WBA mit 70 Prozent und McKesson mit 30 Prozent beteiligt sind.


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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