Studie

Zusammenhang zwischen Abholzung und Infektionskrankheiten

Stuttgart - 25.03.2021, 07:00 Uhr

Wenn ein Wald stirbt oder abgeholzt wird, kann man dann an anderer Stelle durch Aufforstung gleichwertigen Ersatz schaffen? So einfach ist das leider nicht. (Foto: IMAGO / Manngold)

Wenn ein Wald stirbt oder abgeholzt wird, kann man dann an anderer Stelle durch Aufforstung gleichwertigen Ersatz schaffen? So einfach ist das leider nicht. (Foto: IMAGO / Manngold)


Auf den ersten Blick scheinen gerodete oder auch wieder aufgeforstete Wälder und Infektionskrankheiten nicht viel miteinander zu tun zu haben. Wissenschaftler:innen haben sich die Zahlen jetzt aber genauer angeschaut. Dabei zeigt sich: Die Gefahr beschränkt sich nicht auf tropische Gegenden.

Französische Forscher:innen haben einen deutlichen statistischen Zusammenhang zwischen der Abholzung von Wäldern und Ausbrüchen von Infektionskrankheiten gefunden, die von Tieren übertragen werden. Ähnlich verhielt es sich mit Palmölplantagen: Je größer deren Fläche wurde, desto häufiger traten Infektionskrankheiten auf. Ein weiteres Ergebnis der jetzt im Fachjournal „Frontiers in Veterinary Science“ erschienenen Studie ist, dass auch Aufforstung zu mehr Fällen solcher Krankheiten führt.

„Wir kennen die genauen ökologischen Mechanismen noch nicht, aber wir nehmen an, dass sich Plantagen wie bei Ölpalmen auf Kosten natürlicher Waldgebiete entwickeln und die Wiederaufforstung hauptsächlich aus monokulturellen Wäldern besteht, die auf Kosten von Grasland angelegt werden“, zitiert das Magazin Dr. Serge Morand vom Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung in Paris in einer Mitteilung. Beide Änderungen der Landnutzung gingen mit dem Verlust biologischer Vielfalt einher und die vereinfachten Lebensräume begünstigten Tierreservoire von Erregern und Krankheitsüberträger.

Zusammenhang zwischen Entwaldung und Epidemien mit Malaria und Ebola

Morand und seine Kollegin Dr. Claire Lajaunie vom Nationalen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung schauten sich die weltweite Entwicklung in den Jahren 1990 bis 2016 an. Sie nutzten für ihre Analysen Daten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Weltbank. Eine andere Datenbank für Infektionskrankheiten hat für diesen Zeitraum mehrere Tausend Ausbrüche erfasst, bei denen der Erreger direkt von seinem tierischen Wirt auf den Menschen oder beispielsweise durch Insekten vom Hauptwirt auf Menschen übertragen wird. Ein Beispiel für die zweite Kategorie ist die Anopheles-Mücke als Überträger von Malaria.

Das Auftreten solcher Krankheiten in einem Land setzten die Wissenschaftler:innen in Beziehung zur Waldbedeckung des Landes, zur Fläche seiner Palmölplantagen und zu demografischen Daten. Sie fanden dabei einen starken Zusammenhang zwischen Entwaldung und Epidemien etwa mit Malaria und Ebola in tropischen Ländern wie Brasilien, Peru, Bolivien, der Demokratischen Republik Kongo, Kamerun, Indonesien, Myanmar und Malaysia.

Zusammenhänge zwischen Aufforstung und Krankheiten wie der Lyme-Borreliose

Hingegen zeigten sich in gemäßigten Regionen wie den USA, China und Europa klare Zusammenhänge zwischen Aufforstung und Krankheiten wie der von Zecken übertragenen Lyme-Borreliose.

Überraschend für die Forscher:innen war den Angaben zufolge, dass sie den Zusammenhang von Ölpalmen und Ausbrüchen auch in China und Thailand fanden, wo die Entwaldung gering ist. Diese Gebiete scheinen demnach jedoch anfällig für Krankheiten zu sein, die von Mücken übertragen werden, wie Dengue-, Zika- und Gelbfieber.

Morand sagte laut Mitteilung: „Wir hoffen, dass diese Ergebnisse den politischen Entscheidungsträgern helfen werden zu erkennen, dass Wälder zu einem gesunden Planeten und gesunden Menschen beitragen und dass die Entscheidungsgremien die Aufforstung und landwirtschaftliche Umwandlung von Grasland verhindern müssen.“


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