GKV gibt mehr Geld für Impfungen aus

Mehr Impfungen gegen Grippe, Pneumokokken und Gürtelrose

Stuttgart - 08.03.2021, 10:45 Uhr

Vor allem Impfungen gegen Grippe, Pneumokokken und Herpes zoster waren 2020 gefragt. (Foto: pix4U / stock.adobe.com)

Vor allem Impfungen gegen Grippe, Pneumokokken und Herpes zoster waren 2020 gefragt. (Foto: pix4U / stock.adobe.com)


Die Krankenkassen haben 2019 und 2020 deutlich mehr Geld für Impfstoffe ausgegeben. Vor allem der Schutz vor Grippe, Pneumokokken und Herpes zoster war im letzten Jahr gefragt.

Nach ersten Analysen des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) auf Grundlage von Daten der Apothekenrechenzentren wurden 2020 deutlich mehr Impfstoffe gegen Grippe, Pneumokokken und Gürtelrose verbraucht als in den Jahren zuvor. Alle drei Impfungen wurden voriges Jahr von der Ständigen Impfkommission für bestimmte Risikogruppen besonders empfohlen, teils kam und kommt es noch immer zu Engpässen, die – wie im Falle der Pneumokokken – durch Impfpriorisierungen entspannt werden sollen. Betrachtet man absolute Zahlen, so führen laut ABDA die Immunisierungen gegen Grippe, Keuchhusten, Gebärmutterhalskrebs, FSME, Masern und Pneumokokken die jährlichen Impfranglisten dauerhaft an. Laut ABDA sind die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Impfstoffe im Jahr 2020 um 14,6 Prozent auf 1,722 Milliarden Euro gestiegen, bereits 2019 wurde ein Ausgabenplus von 16,4 Prozent auf 1,503 Milliarden Euro verzeichnet.

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„Jede Impfung zählt, denn wer geimpft ist, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch andere vor Ansteckung mit gefährlichen Krankheiten“, sagt DAV-Vorsitzender Thomas Dittrich: „Während der Corona-Pandemie wird uns nur allzu bewusst, wie gut es ist, bewährte und erprobte Impfstoffe gegen gefährliche Erreger zu haben. Gerade die jährliche Grippe-Impfung ist sicher und gut verträglich.“ 

Für diese Grippesaison 2020/2021 hatte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) rund 25 Millionen Impfdosen freigegeben – allerdings lief dann trotz der großen Zahl an Impfdosen einiges schief. So kam es zunächst doch zu Engpässen. Und als die Nationale Reserve von weiteren sechs Millionen Dosen dann eintrudelte, war die Impfmotivation der Bürger:innen teils schon absteigend. Nun sitzen laut dem Apothekerverband Nordrhein die Apotheken auf etwa einer Million übrig gebliebener Grippevakzinen. Derzeit verhandeln ABDA und Bundesgesundheitsministerium (BMG) zu den liegengebliebenen Grippeimpfstoffen.

Auch für die bevorstehende Grippesaison plant das BMG eine Nationale Reserve, von fünf bis acht Millionen Impfdosen ist die Rede. Die aktuelle Grippesaison ist kaum spürbar. Das RKI meldet für im achten Wochenbericht neun labordiagnostisch bestätigte Influenzainfektionen, die ARE-Aktivität (akute respiratorische Erkrankungen) liege seit dem harten Lockdown Ende 2020 auf einem „vorher nie erreichten, niedrigen Niveau“ in den Wintermonaten.

Apotheker brauchen verbindliche Planungssicherheit

„Die Apotheken bereiten sich derzeit schon auf die neue Grippesaison 2021/2022 vor", erklärt Dittrich. Und er betont: „Damit ausreichend Impfdosen für den kommenden Herbst und Winter zur Verfügung stehen, brauchen Ärzte und Apotheker mehr Verbindlichkeit und Planungssicherheit von der Politik und den Krankenkassen. Wer erwartet, dass auch zum Ende dieses Jahres möglichst viele Menschen gegen Grippe geimpft sind, darf sich jetzt in der Bestellphase für die Impfstoffe nicht gegen verbindliche Kostenübernahmen sträuben.“ 

Bis vor kurzem war nach Änderung der Schutzimpfungs-Richtlinie zugunsten der Hochdosisgrippeimpfung für alle Ab-60-Jährigen die Sorge groß, dass die monopolistische Versorgung durch Sanofi Pasteur mit Efluelda Engpässe noch verschärft. Nun hat das BMG mit einer neuen Verordnung interveniert, sodass auch andere tetravalenten Vakzine im nächsten Winter an Senior:innen verabreicht werden dürfen.

Im Rahmen von Modellprojekten dürfen bestimmte Apotheken in einigen Regionen nach medizinischer Schulung auch selbst gegen Grippe impfen.


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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