vfa wertet EMA-Daten aus

Immer mehr Parallelexporte aus Deutschland

Berlin - 03.03.2021, 12:30 Uhr

Importe gehören zum täglichen Apothekengeschäft in Deutschland. Aber es werden auch immer mehr Arzneimittel für den hiesigen Markt in andere Länder exportiert. (Foto: Schelbert)

Importe gehören zum täglichen Apothekengeschäft in Deutschland. Aber es werden auch immer mehr Arzneimittel für den hiesigen Markt in andere Länder exportiert. (Foto: Schelbert)


In Deutschland hält man nach wie vor an der Importquote fest. Mit den günstiger in anderen Ländern gekauften Arzneimitteln sparen die Kassen seit Jahren – ob viel oder wenig, ist umstritten. Mittlerweile zeigt sich aber: Es werden immer mehr zentral zugelassene Arzneimittel parallelexportiert – von Deutschland aus in andere Länder. Der Verband forschender Pharmaunternehmen sieht den Trend mit Blick auf die Versorgungs- und Arzneimittelsicherheit kritisch.

Corona verdrängt seit einem Jahr viele andere Themen. Auch um die Importförderung ist es still geworden. Im Zuge der Lunapharm-Affäre im Jahr 2018 war die in der Apothekerschaft stets kritisch gesehene Regelung nochmals breit diskutiert worden. Die gesetzgeberischen Konsequenzen blieben am Ende jedoch halbherzig – dafür sorgte nicht zuletzt eine Intervention des aus dem Saarland stammenden Bundeswirtschaftsministers Peter Altmaier (CDU).

Mehr zum Thema

Interne Ministeriumsvermerke zeigen, wie es zur jetzigen Importregelung kam

Wie das BMWi das GSAV beeinflusste

Die Zweifel bleiben jedoch bestehen: Durch Parallelimporte, die auf intransparenten Wegen quer durch Europa verfrachtet werden, kann unter Umständen auch die Arzneimittelsicherheit aufs Spiel gesetzt werden – ist das ein Risiko, das man für teilweise bescheidene Einsparungen eingehen will? Denn während Deutschland früher als Hochpreisland insbesondere für patentgeschützte Arzneimittel galt, scheint sich die Situation zu ändern, seit die AMNOG-Regeln greifen – seit zehn Jahren ist das mittlerweile der Fall. Sie sorgten dafür, dass die Hersteller patentgeschützter Arzneimittel den Preis nur noch im ersten Jahr nach Markteintritt frei bestimmen können – dann gilt ein Erstattungsbetrag.

Auch wenn die Diskussion kontrovers ist und unter anderem die Krankenkassen nach wie vor zu hohe Preise bei einigen Arzneien beklagen: Herstellerverbände weisen immer wieder darauf hin, dass die deutschen Preise im internationalen Vergleich immer stärker sinken. Wenn die Präparate nun im Ausland vielfach teurer sind, lohnt der Import nicht mehr – dafür können die vergleichsweise günstigen deutschen Produkte Käufer aus anderen Ländern locken.

Laut dem Verband forschender Pharmaunternehmen (vfa) zeigt ein Blick auf eine Auswertung der EMA-Notifizierungen für den Parallelvertrieb in den vergangenen Jahren genau diese Entwicklung: Die Zahl der AMNOG-Produkte, die aus Deutschland durch Zwischenhändler parallelexportiert werden, steigt demnach Jahr um Jahr. 2020 sei sogar ein Rekordniveau erreicht worden. Ein „Arzneimittelhöchstpreisland“ könne Deutschland in Europa also nicht sein, schlussfolgert der Verband.

vfa
Der vfa sieht ein steigendes Risiko für Arzneimittelabflüsse aus Deutschland. 

Und der vfa mahnt: Steigende Parallelexporte seien zum einen nicht gut für die Patientenversorgung in Deutschland – es bestehe die Gefahr, dass gerade Spezialpräparate durch Zwischenhändler abfließen und damit hierzulande schwer verfügbar werden. Zum anderen erinnert der vfa nochmals an die kritische Arzneimittelsicherheit: Ob beispielsweise Temperaturanforderungen durchgängig eingehalten wurden, ist angesichts der unübersichtlichen Lieferwege oft schwer zu sagen. 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Immer mehr AMNOG-Produkte werden ausgeführt

Parallelexporte steigen

DAZ.online-Spezial Direktvertrieb

vfa: Direktlieferungen stellen Versorgung sicher

Pharmaverband zu Lunapharm-Affäre

Weg mit den Parallelimporten?

Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker

AMK: Patientensicherheit vor ökonomischen Interessen!

Pharmaverbände zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz

„Innovationen und Investitionen sind gefährdet“

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.