Preis für bezahlbare grüne Chemie

Artemisinin-Herstellung wie in der Pflanze – nur schneller

Düsseldorf - 21.01.2021, 12:15 Uhr

Professor Peter Seeberger, Direktor der Abteilung Biomaterialien am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam, wurde mit dem Preis für „bezahlbare grüne Chemie“ ausgezeichnet. (x / Foto: Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Martin Jehnichen)

Professor Peter Seeberger, Direktor der Abteilung Biomaterialien am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam, wurde mit dem Preis für „bezahlbare grüne Chemie“ ausgezeichnet. (x / Foto: Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Martin Jehnichen)


Die „American Chemical Society“ hat jetzt den Max-Planck-Forscher Professor Peter Seeberger mit dem Preis für „bezahlbare grüne Chemie“ ausgezeichnet. Die Potsdamer Forschungsgruppe hat einen neuen preiswerten Syntheseweg für den gegen Malaria wirksamen Wirkstoff Artemisinin aus dem einjährigen Beifuß entwickelt.

Pflanzenabfälle, Licht und Luft – mehr braucht es nicht, um den Nobelpreis-geadelten Anti-Malaria-Wirkstoff Artemisinin auch im großen Maßstab zu erzeugen. Das jedenfalls haben die Forscher um Professor Peter Seeberger, Direktor der Abteilung Biomaterialien am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam, entdeckt.

Mehr zum Thema

Die WHO lehnt alle pflanzlichen Darreichungen von Artemisia zur Behandlung der Malaria ab

„Ein gefährlicher Irrweg“

Für ihre Entwicklung wurden Seeberger sowie die Forscher Kerry Gilmore, bislang Gruppenleiter am Max-Planck-Institut und nun Professor an der University of Connecticut, und der Verfahrenstechniker Professor Andreas Seidel-Morgenstern, Direktor am Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme in Magdeburg, nun von der American Chemical Society mit einem Wissenschaftspreis ausgezeichnet – und zwar dem für „bezahlbare grüne Chemie“.

Artemisinin gilt als hochwirksam gegen den Malaria-Erreger Plasmodium falciparum. Das Sesquiterpen ist ein natürlicher sekundärer Pflanzenstoff aus dem einjährigen Beifuß (Artemisia annua) und findet etwa in der traditionellen chinesischen Medizin seit Jahrhunderten Anwendung, insbesondere gegen Malaria. In reiner Form, aber häufiger in Form seines Derivats Artesunat, wird der Wirkstoff in der Regel kombiniert mit dem Wirkstoff Amodiaquin als Kombinationspräparat (ASAQ) als Antiprotozoikum gegeben.

Artemisinin beziehungsweise sein Derivat Artesunat gehören zu den von der Weltgesundheitsorganisation WHO als „unentbehrlich“ gelisteten Arzneimitteln. Da es allerdings bereits erste Resistenzen des Malaria-Erregers gibt, soll der Wirkstoff nur in Kombination und nur nach ärztlicher Verordnung gegeben werden.

Artemisinin wirkt dabei in den von Plasmodien befallenen roten Blutkörperchen, indem es abhängig von der Hämoglobin-Konzentration zerfällt und freie Radikale freisetzt, welche die einzelligen Zellparasiten abtöten.



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.