DAZ-Adventsrätsel – Tag 22

Genie und Wahn

22.12.2020, 01:00 Uhr

„Und wenn du lange in den Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“ Friedrich Nietzsche bringt sein eigenes Schicksal auf den Punkt. (Foto: robsonphoto / stock.adobe.com)

„Und wenn du lange in den Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“ Friedrich Nietzsche bringt sein eigenes Schicksal auf den Punkt. (Foto: robsonphoto / stock.adobe.com)


Friedrich Wilhelm Nietzsche gilt als bedeutender klassischer Philologe und Philosoph. Sehr eigenwillig soll er im Denken gewesen sein, an die Probleme der Philosophie ist er teils als Künstler, teils als Wissenschaftler und teils als Philosoph herangegangen. Genie und Wahnsinn, sagt man, gehen oft Hand in Hand. Das scheint auch auf den großen deutschen Denker und Dichter – hier besser in dieser Rangfolge – zuzutreffen, wie Sie in der heutigen Rätselfrage erfahren.

Friedrich Wilhelm Nietzsche lebte von 1844 bis 1900. Er wuchs wohlbehütet unter Frauen auf: Mutter, Schwester, Großmutter, zwei Tanten und ein Dienstmädchen kümmerten sich um ihn. Er studierte in Bonn klassische Philologie und evangelische Theologie und wurde bereits mit 24 Jahren als außerordentlicher Professor für klassische Philologie an die Universität Basel berufen. Seine Gesundheit war nicht die stabilste, seit der Kindheit plagten ihn Migräneanfälle und Magenstörungen sowie eine starke Kurzsichtigkeit, die später fast bis zur Blindheit führte. Schlimmer aber war eine zunehmende geistige Verwirrtheit, die vor allem seinen Freunden und Bekannten auffiel. Nietzsche schrieb Briefe und Notizen mit wirrem, wahnhaftem Inhalt, unterschrieb als „Dionysos“ und „der Gekreuzigte“. Wegen seiner schlechten gesundheitlichen Verfassung sah sich Nietzsche gezwungen, sich im Wintersemester 1875/1876 beurlauben zu lassen und seine Lehrtätigkeit zu beenden. Die Symptome verschlimmerten sich zunehmend, es traten starke Erregungszustände auf, und zum Jahreswechsel 1888/1889 kam es zum Zusammenbruch. Er wurde in Basel in die neue „Kantonale Irrenanstalt Basel Stadt“ eingeliefert. 1890 holte ihn seine Mutter nach Hause und pflegte ihn dort bis zu ihrem Tod. Sein Zustand besserte sich kurzzeitig, doch dann kamen die Wahnvorstellungen zurück, er verfiel in Apathie und erkannte Freunde und Bekannte nicht wieder. Nach mehreren Schlaganfällen war Nietzsche teilweise gelähmt und konnte weder stehen noch sprechen. Er wurde nur 55 Jahre alt und starb im August 1900 an einer Pneumonie.

Das Geheimnis um Nietzsches geistigen Untergang besteht nunmehr seit 120 Jahren. Vermutet wird, dass der Philosoph an den Spätfolgen einer Syphilis litt. Er hatte sich vermutlich als Student in einem Leipziger Bordell mit Lues angesteckt und ist von Leipziger Ärzten antisyphilitisch behandelt worden. Eine Erscheinungsform einer Neurosyphilis sind Psychosen mit neurologischen Ausfällen, auch als Paralysis progressiva bezeichnet. Das ZNS wird angegriffen, und es kommt zu einem fortschreitenden Ausfall der motorischen Funktionen. Heutzutage – nach der Einführung von Penicillin – lässt sich eine Syphilis erfolgreich behandeln, und eine Neurosyphilis tritt nur noch selten auf, außer die Infektion mit dem Bakterium Treponema pallidum wird verschleppt und nachlässig behandelt. Lange Zeit konnte Syphilis nur begrenzt behandelt werden. Zu Nietzsches Zeiten wurde die Krankheit noch mit pflanzlichen Mitteln und großflächigen topischen Quecksilberbehandlungen therapiert. Erst 1910 kam das erste Präparat auf den deutschen Markt, mit dem die Syphilis systemisch chemotherapeutisch behandelt werden konnte. Welches Arsen-haltige Präparat war das?

 

Wir suchten das Salvarsan (Arsphenamin), ein Gemisch mehrerer organischer Arsenverbindungen, das als das erste systematisch entwickelte Chemotherapeutikum gilt.


Diesen Artikel teilen: