Betrugsfälle

AOK Bayern holt fast 11 Millionen Euro zurück

Traunstein - 10.12.2020, 13:00 Uhr

Die AOK Bayern meldet in den letzten zwei Jahren besonders viele Betrugsfälle im Pflegebereich aufgrund von Abrechnung nicht erbrachter Leistungen oder Fälschung von Abrechnungsunterlagen. (Foto: imago images / IPA Photo)

Die AOK Bayern meldet in den letzten zwei Jahren besonders viele Betrugsfälle im Pflegebereich aufgrund von Abrechnung nicht erbrachter Leistungen oder Fälschung von Abrechnungsunterlagen. (Foto: imago images / IPA Photo)


An jedem Arbeitstag in den Jahren 2018 und 2019 verzeichnete die AOK Bayern durchschnittlich acht neue Verdachtsfälle von Betrug im Gesundheitswesen. Der Schaden belief sich auf 12,2 Millionen Euro – von denen 10,8 Millionen Euro und damit fast 90 Prozent zurückgeholt werden konnten.

Die Betrugsfälle im Gesundheitswesen haben deutlich zugenommen: So berichtet die AOK Bayern in ihrem aktuellen Fehlverhaltensbericht 2018/2019 über einen Anstieg um fast 13 Prozent auf rund 3.750 Neufälle. Der dadurch verursachte Schaden lag bei 12,2 Millionen Euro. Davon konnte sich die AOK Bayern laut Pressemeldung 10,8 Millionen Euro und damit fast 90 Prozent erfolgreich sichern.

Mehr als jeder zweite neue Fall kam, heißt es weiter, durch Abrechnungsbetrug zustande, vor allem in den Bereichen Hilfsmittel (971), ambulante Pflege (848) und Arzneimittel (806). Zu den Betrugsfällen im Arzneimittelbereich teilte die AOK Bayern auf Rückfrage von DAZ.online mit, dass es sich in 678 Fällen um die Abrechnung nicht erbrachter Leistungen (Luftleistungen, Doppelabrechnungen etc.) handelte. Bei 50 Fällen lagen Rezeptfälschungen vor, bei 12 Fällen ging es um unzulässige Zusammenarbeit. Die restlichen Fälle waren z. B. die Abrechnung unwirtschaftlicher, medizinisch nicht notwendiger Leistungen, die Abrechnung anderer als erbrachter Leistungen, die Abrechnung höherwertiger Leistungen als erbracht oder die Abrechnung nicht persönlich erbrachter Leistungen (unzulässige Delegation).

Besonders starke Zunahme im Pflegebereich

Eine starke Zunahme der Betrugsfälle zeigte sich im Pflegebereich. So gab es 2019 mit 622 Fällen deutlich mehr verfolgte Fälle als noch 2015 mit 415 Fällen. Der entstandene Schaden lag bei knapp drei Millionen Euro, typische Betrugsmuster sind, so heißt es in der Pressemeldung, die Abrechnung nicht erbrachter Leistungen oder die Fälschung von Abrechnungsunterlagen. 

Um Fehlverhalten in der Pflege wirksam zu bekämpfen, fordert Dominik Schirmer, Beauftragter zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen bei der AOK Bayern, „schon seit Jahren eine bundesweite Datenbank, die Betrugsfälle personenbezogen speichert“. Bisher könnten Betrüger einfach in einem anderen Bundesland eine neue Zulassung für einen Pflegedienst beantragen, ohne dass die dortigen Kranken- und Pflegekassen über deren betrügerische Tätigkeit informiert würden.

Zudem weist Schirmer darauf hin, dass durch das Fehlverhalten nicht nur ein finanzieller Schaden entstehe. So könnte beispielsweise die Manipulation von Wirkstoffen in Arzneimitteln oder der Einsatz von nicht qualifiziertem Personal zu konkreten Gesundheitsgefährdungen oder -schäden bei Patientinnen und Patienten führen.

Neue Zentralstelle bei der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg

Seit über 15 Jahren arbeitet die AOK Bayern bei der Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen. Daher begrüßt sie die neue „Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen in Bayern“, die das Justizministerium im Herbst bei der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg geschaffen hat. „Wir versprechen uns dadurch einen noch besseren Austausch, ein gezielteres und einheitlicheres Vorgehen und somit eine effektivere Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen“, so Schirmer.


Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Apothekenretaxe!

von Thomas Eper am 10.12.2020 um 14:00 Uhr

Ca, 70% der Retaxe bei Apotheken (Nich-Begleichung der Rp.-Summe trotz Belieferung des Patienten) sind nicht gerechtfertigt! Sind mehrere Mio. Euro!
Ist eigentlich auch "Abrechnungsbetrug".
Sieht jemand in Deutschland Handlungsbedarf?

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