Reform des Pfändungsrechts

Fällt der Pfändungsschutz für Apothekenwaren?

Berlin - 12.06.2020, 17:00 Uhr

Der Katalog unpfändbarer Gegenstände soll aufgefrischt werden. Dabei soll nach dem Willen der Länder ein besonderer Pfändungsschutz für Apotheker fallen. ( r/ Foto: imago images / McPHOTO)

Der Katalog unpfändbarer Gegenstände soll aufgefrischt werden. Dabei soll nach dem Willen der Länder ein besonderer Pfändungsschutz für Apotheker fallen. ( r/ Foto: imago images / McPHOTO)


Wer Forderungen nicht begleicht, läuft Gefahr, dass eines Tages der Gerichtsvollzieher bei ihm anklopft. Mit einem Vollstreckungsbescheid kann dieser auch Sachwerte pfänden. Doch einiges ist vor dem „Kuckuck“ geschützt. Dazu zählen derzeit laut Zivilprozessordnung auch die „zum Betrieb einer Apotheke unentbehrlichen Geräte, Gefäße und Waren“. Der Bundesrat hält diesen besonderen Schutz allerdings für nicht mehr erforderlich und plädiert dafür, ihn zu streichen. Die Regierung will den Vorschlag zumindest prüfen.

Kommende Woche steht der Entwurf für ein „Pfändungsschutzkonto-Fortentwicklungsgesetz“ auf der Tagesordnung des Bundestagsplenums. Im Zentrum steht, wie der Name sagt, das Pfändungsschutzkonto (P-Konto), das seit 1. Juli 2010 bei Banken und Sparkassen in Deutschland geführt werden kann. Diese Konten sind für Kunden interessant, die eine Kontopfändung erwarten und Sorge habe müssen, dass sie ihren finanziellen Verpflichtungen nicht rechtzeitig ausreichend nachkommen können. Mit dem P-Konto ist im Pfändungsfall ein Grundfreibetrag von derzeit 1.178,59 Euro je Kalendermonat geschützt.

Zehn Jahre nach Einführung des P-Kontos sowie einer Evaluierung der Regelungen will der Gesetzgeber nun nachjustieren und Vorschriften zum Pfändungsschutz in der Zivilprozessordnung neu strukturieren. Grundsätzlich, so heißt es im Gesetzentwurf, habe sich das P-Konto seit seiner Einführung bewährt. Dennoch bestehe in einzelnen Bereichen Verbesserungsbedarf.

Bundesrat reklamiert Zustimmungspflicht

Die erste Runde im Bundesrat hat der Gesetzentwurf am 15. Mai genommen. Das Plenum beschloss eine Stellungnahme mir verschiedenen Änderungsvorschlägen. Als erstes monieren die Länder, dass die Regierung den Gesetzentwurf für nicht zustimmungspflichtig hält. Das sei er sehr wohl, erläutern sie – und die Regierung hat auch ein Einsehen. In ihrer Gegenäußerung zur Stellungnahme stimmt sie dem Vorschlag zu, die Eingangsformel für das Gesetz entsprechend zu ändern – dort soll es nun heißen, der Bundestag hat das Gesetz „mit Zustimmung des Bundesrats“ beschlossen.

Dies vorausgeschickt haben die anderen Anregungen des Bundesrats natürlich ein größeres Gewicht. Gleich der zweite Änderungsvorschlag kann auch für in Not geratene Apotheker relevant werden, deren Konten bereits nichts mehr hergeben. Es geht um § 811 der Zivilprozessordnung (ZPO). Diese Norm regelt, welche Gegenstände nicht gepfändet werden dürfen, damit eine menschenwürdige Existenz des Schuldners sichergestellt bleibt. Zu den unpfändbaren Gegenständen gehören beispielsweise die dem persönlichen Gebrauch oder dem Haushalt dienenden Sachen, insbesondere Kleidungsstücke, Wäsche, Betten, Haus- und Küchengeräte. Aber auch Kleintiere, eine Milchkuh oder stattdessen zwei Schweine, Ziegen oder Schafe – wenn sie der Ernährung dienen. Ebenfalls vorm Pfandsiegel geschützt sind laut § 811 Abs. 1 Nr. 9 ZPO „die zum Betrieb einer Apotheke unentbehrlichen Geräte, Gefäße und Waren“.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Anschlußverwendung

von Thomas Brongkoll am 13.06.2020 um 12:06 Uhr

Und was möchte der GV dann mit den gepfändeten Viagra anstellen?

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