E-Rezept-Projekt

Noventi: Zur Rose-Technik beim E-Rezept ist nur Übergangslösung

Berlin - 11.05.2020, 11:30 Uhr

Noventi-Chef Dr. Hermann Sommer erklärt die Kooperation des apothekereigenen Konzerns mit der Zur-Rose-Tochter E-Health-Tec. (s / Foto: Noventi)

Noventi-Chef Dr. Hermann Sommer erklärt die Kooperation des apothekereigenen Konzerns mit der Zur-Rose-Tochter E-Health-Tec. (s / Foto: Noventi)


Die Techniker Krankenkasse und der apothekereigene Dienstleistungskonzern Noventi machen Tempo beim E-Rezept. Corona-Patienten und -Verdachtsfälle sowie TK-Mitarbeiter können bundesweit Online-Sprechstunden wahrnehmen und sich E-Rezepte ausstellen lassen. Allerdings: Die Technik dahinter stammt vom DocMorris-Schwesterunternehmen E-Health-Tec. Gegenüber DAZ.online erklärt Noventi-Chef Dr. Hermann Sommer nun aber, dass schon bald die App der Initiative „Pro AvO“ ins Spiel kommen soll. Und: Für ihre E-Rezept-Bemühungen hat sich die Noventi nun die Zusammenarbeit mit mehreren Apothekenkooperationen gesichert.

Während die Einführung des flächendeckenden E-Rezeptes weiter auf sich warten lässt, schaffen die TK und Noventi Fakten: Schon seit einigen Monaten können TK-Mitarbeiter sich online ärztlich beraten lassen und möglicherweise erhaltene E-Rezepte in Apotheken mit Awinta-Software abrechnen. Neu hinzugekommen ist nun ein bundesweites Angebot für Corona-Patienten und -Verdachtsfälle, die ihre bei Online-Sprechstunden erhaltenen E-Verordnungen ebenfalls in Awinta-Apotheken einlösen können. Die TK und Noventi sind in beiden Versorgungsmodellen aber nicht die einzigen Projektpartner. Vielmehr stammt die technische Infrastruktur vom Unternehmen E-Health-Tec, eine Tochter der Schweizer Zur-Rose-Gruppe. E-Health-Tec bastelt derzeit gleichzeitig an der Infrastruktur der DocMorris-Vorbestellplattform, mit der die Schweizer ihre Anteile am Rx-Markt ausbauen wollen.

Noventi und Zur-Rose-Tochter - wie passt das zusammen?

Wie passt das also zusammen? Warum tut sich der apothekereigene Noventi-Konzern mit einem Unternehmen zusammen, das Lösungen programmiert, die den Marktanteil der Apotheken verringern sollen? DAZ.online hat dazu bei Noventi-Chef Dr. Hermann Sommer nachgefragt. Mit Blick auf das neue Online-Versorgungsmodell für Corona-Patienten erklärte Sommer, dass die Noventi zwei Ziele verfolge: „Zunächst ist das Wichtigste, dass wir damit Leben retten wollen. Gleichzeitig wollen wir – als apothekereigene Unternehmensgruppe – die deutschen Apotheken vor Ort zum Vorreiter des E-Rezepts machen. Daher ist ein Vorsprung für die Apotheken vor Ort zentraler Bestandteil unserer Kooperation mit der TK.“

Sobald die Initiative „Pro AvO“ ihre App fertig hat, könne diese auch als Übermittlungsweg genutzt werden, so Sommer weiter. Zur Erklärung: Der Noventi-Konzern gehört unter anderem mit dem Großhändler Gehe und dem Wort & Bild-Verlag zu „Pro AvO“. Teil der Initiative soll eine zentrale Vorbestellplattform sein, die bislang allerdings noch nicht veröffentlicht wurde. Sommer dazu wörtlich:


Nur momentan ist die Technik von E-HealthTec für die TK-Doc-App notwendig, denn dort ist deren Technologie verbaut. Andere Apps, die kurzfristig ebenfalls an die TK-Welt andocken werden, benötigen diese Technologie dann nicht mehr. Hierzu zählt z. B. die Pro-AvO-Lösung für alle Vor-Ort-Apotheken, die dieselben Funktionen auch für TK-Versicherte anbieten wird. Derartige Lösungen werden demnächst freigeschaltet. Momentan ist aber Geschwindigkeit wichtig, um die Risikogruppen in Corona-Zeiten zu versorgen. Das TK-Projekt ist weit vor Corona-Zeiten ohne die Noventi-Technologie gestartet, dabei wurde von Beginn an die E-HealthTec-Technologie verwendet. Ohne diesen Vorlauf wäre jetzt die kontaktlose Versorgung der Corona-Risikogruppen rechtlich – und auch technisch – nicht möglich. Es wäre fahrlässig, diese Technologie nicht zu nutzen und damit Leben zu gefährden, nur weil es sich um eine Technologie von Zur Rose handelt. Kein Patient aus den Risikogruppen würde das verstehen. Deshalb hat sich Noventi entschieden, sich am TK-Projekt zu beteiligen, was übrigens der große Wunsch der TK war und ist, um unseren Beitrag in der jetzigen Krise zu leisten. Parallel setzen wir damit unser bereits lange geplantes Konzept für das E-Rezept um. Dadurch wird die individuelle Leistung der Apotheke vor Ort gestärkt und für die Risikogruppen wird der berührungslose Zugang in diese Welt einer optimalen Versorgung des Patienten gewährleistet. Der mögliche Einfluss durch Zur Rose verschwindet damit nahezu vollständig. Für Noventi sind zwei Dinge entscheidend: Leben zu retten und stets im Dienste der Apotheke vor Ort zu handeln."

Noventi-Chef Dr. Hermann Sommer




Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Lebensretter

von Thomas Kerlag am 12.05.2020 um 6:32 Uhr

Das einzige Leben das er rettet ist seines.
Schlimmste Propaganda

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