Arzneimittelausgaben während Coronakrise

Boom im März, stark rückläufige GKV-Arzneimittelausgaben im April

Berlin - 27.04.2020, 13:30 Uhr

Im März deckten sich viele Menschen mit Arzneimitteln ein.  (c / Foto: imago images / Sven Simon)

Im März deckten sich viele Menschen mit Arzneimitteln ein.  (c / Foto: imago images / Sven Simon)


Derzeit ist nur weniges normal – das zeigt auch ein Blick auf die Ausgaben der Krankenkassen für Arzneimittel. Laut Deutschem Apothekerverband hat die Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass diese im vergangenen März um 25 Prozent gestiegen sind (ohne Impfstoffe). Dafür zeichnet sich ab, dass die Arzneimittelausgaben der Kassen im April stark zurückgegangen sind.

Vergangene Woche teilten sowohl das Statistische Bundesamt (Destatis) als auch Insight Health erste Zahlen zur Umsatzentwicklung im Arzneimittelmarkt seit der Coronakrise mit. Demnach bescherte die Pandemie den Apotheken höhere Umsätze – jedenfalls zunächst. 

Nun wartet auch der Deutsche Apothekerverband (DAV) mit Zahlen auf. Demnach sind die GKV-Ausgaben für Arzneimittel (ohne Impfstoffe) im März gegenüber dem Vorjahresmonat um 25,0 Prozent auf 3,84 Milliarden Euro gestiegen. Im Januar und Februar habe der Anstieg wie erwartet noch zwischen 5,0 und 6,0 Prozent gelegen, so der DAV. Für das erste Quartal 2020 ergibt sich somit ein Wachstum der GKV-Arzneimittelausgaben von 11,8 Prozent auf 10,38 Milliarden Euro.

Becker: Apotheken haben Ansturm trotz aller Widrigkeiten gut bewältigt 

„Im März hat sich die Corona-Pandemie mit voller Wucht auf die Arzneimittelversorgung in Deutschland ausgewirkt“, erklärt DAV-Chef Fritz Becker. „Die Apotheken hatten innerhalb kürzester Zeit einen wahren Ansturm von Patienten mit Rezepten zu bewältigen und mussten Infektionsschutzmaßnahmen und Arbeitskapazitäten gleichzeitig hochfahren. Trotz aller Widrigkeiten und Lieferengpässe hat das insgesamt sehr gut geklappt“.

Die Zahl der Rezepte nahm im März um 13,7 Prozent auf 44 Millionen zu, die der abgegebenen Packungen stieg um 18,8 Prozent auf 71 Millionen. Doch Ende März kam das Kontaktverbot – und seitdem sieht die Lage anders aus, wie bereits die Zahlen von Insight Health zeigten. Auch Becker bestätigt, dass die ersten Marktdaten für April „stark rückläufige“ Arzneimittelumsätze zeigten. „Das lässt darauf schließen, dass neben einer umfangreichen Akutversorgung auch viele chronisch kranke Patienten reguläre Arztbesuche mit Folgeverschreibungen vorgezogen haben“, so der DAV-Vorsitzende.

Trend zu größeren Packungen

Aus mehreren Datenquellen, die dem DAV vorliegen, gehe hervor, dass im März nicht nur mehr Medikamente, sondern auch größere Packungen (z. B. N3 statt N1 oder N2) verordnet und abgegeben wurden. Das erklärt, warum die Ausgaben stärker als die Rezept- und Packungszahlen gestiegen sind.

Zu berücksichtigen ist laut DAV weiterhin, dass bei den ausgewiesenen Arzneimittelausgaben die Einsparungen der GKV aus Rabattverträgen noch nicht berücksichtigt sind. Im Jahr 2019 hatten diese sich auf 4,9 Milliarden Euro belaufen, was einem Plus von 11 Prozent gegenüber 2018 entspricht.

Auch bei den Impfstoffen meldet der DAV Ausgabensteigerungen für die GKV: Sie lagen mit 153 Millionen Euro im März um 43,6 Prozent über dem Wert des Vorjahresmonats. Bereits im Januar und Februar 2020 waren hohe Zuwachsraten von etwa 20 Prozent zu verzeichnen. Im Durchschnitt über das gesamte erste Quartal betrug der Anstieg der GKV-Ausgaben für Impfstoffe 28,3 Prozent auf 375 Millionen Euro. 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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