Apotheken in der Coronakrise

Lockdown und Lockerung – wenn der Standortvorteil Fußgängerzone zum Risiko wird

Berlin - 24.04.2020, 13:15 Uhr

Apotheken wie die Saxonia-Apotheke in Dresdens Fußgängerzone erleben in der Coronakrise teils schwere Zeiten. (Foto: Saxonia Apotheke)

Apotheken wie die Saxonia-Apotheke in Dresdens Fußgängerzone erleben in der Coronakrise teils schwere Zeiten. (Foto: Saxonia Apotheke)


In normalen Zeiten wird manch Apotheker von den Kollegen durchaus beneidet, der eine Offizin in einer Fußgängerzone sein Eigen nennen kann. In Corona-Zeiten ist das Thema Laufkundschaft allerdings eher problematisch – und auch nach den Lockerungen seit dem 20. April bleiben eher Befürchtungen bei den Apothekern. Wir haben einige Apotheker quer durch die Republik in Düsseldorf, Stuttgart, Berlin und Dresden nach ihren Erfahrungen befragt.

„Ein Gastronom, der ein Restaurant am Flussufer hat, hat auch immer gut zu tun – bis das Hochwasser dann kommt“, so vergleicht Christian Flössner, Inhaber der Saxonia Apotheke an der Prager Straße in der Dresdner Fußgängerzone, die Situation. Durch den Lockdown in Deutschland, in Sachsen seit dem 21. März, habe sich der sonstige Standortvorteil Fußgängerzone ins Negative verkehrt.

„Wir haben einen Rückgang der Kundschaft um 53 Prozent gegenüber Vor-Corona-Zeiten“, sagt der Apotheker. Normalerweise sei der Laden voll. „Wenn ich jetzt auf die Zahlen schaue, macht das keinen Spaß“, sagt er. Schlimmer noch – durch die Lockerungen seit dem 20. April habe es praktisch keine Verbesserung gegeben. „Wenn ich auf die Straße raus schaue, ist das wie eine Leichenhalle – da ist absolute Leere“, sagt Flössner.

An seinem Standort sei das Problem, dass die großen Geschäfte, die Kaufhäuser und Modegeschäfte über 800 Quadratmetern, noch geschlossen seien. „Deshalb bringt die Lockerung hier gar keine Veränderung“, sagt er. In der Apotheke habe er mittlerweile Kurzarbeit eingeführt und das Team in zwei Gruppen aufgeteilt – auch damit eine Gruppe weiter machen könne, sollte sich in der anderen jemand infiziert haben. „Aber bei der Kundenfrequenz braucht man derzeit auch nicht so viele Mitarbeiter, leider“, sagt er.

Christian Flössner, Inhaber der Saxonia Apotheke in der Dresdener Fußgängerzone. (Foto:Saxonia Apotheke)

Im Homeoffice braucht niemand Kosmetik

Am stärksten betroffen sei der Freiwahlbereich. „Der ist völlig eingebrochen. Aber wenn die Leute zuhause im Homeoffice sitzen, kauft auch keiner Kosmetik“, sagt er. Nach der Lockerung fehlten nun immer noch die Kunden, die sonst in den großen Kaufhäusern und Geschäften im Umfeld arbeiteten – und natürlich die, die sonst in der Stadt shoppen gingen.

Sollten die Kaufhäuser nach dem jüngst gesprochenen Urteil in Hamburg, dass die 800-Quadratmeter-Regel in Frage stellte, nun doch bald öffnen, rechnet Flössner mit einem Run auf die dann wahrscheinlich reduzierten Waren dort. „Und dann kommen auch bestimmt wieder Kunden in die Apotheke“, hofft er. Glücklicherweise habe er noch eine Filiale in einer Wohngegend. „Da lief es zum Glück die ganze Zeit gut“, sagt er.

In Berlin dagegen beobachtet der leitende Apotheker Frank Reißmann in der Medios-Apotheke Hackescher Markt eine Veränderung durch die Lockerung des Lockdowns. „Die Stammkunden kommen jetzt wieder vermehrt in die Apotheke“, berichtet er. Zwar habe man mit einer HIV-Schwerpunktpraxis im Haus die chronischen HIV-Patienten ohnehin stets gehabt, nun kämen aber auch wieder mehr mit anderen Anliegen.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Supermärkte

von Thomas Raab am 25.04.2020 um 21:27 Uhr

Ganz ehrlich glaube ich, dass die Supermärkte sowieso die gefährlichsten Orte von allen sind...da kann man sich doch deutlich einfacher und schneller anstecken als man das in der Fußgängerzone machen würde.

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