Zu wenig Kunden

Apothekenkette Boots schließt 60 Apotheken wegen Coronakrise

Berlin - 20.04.2020, 10:15 Uhr

Die Apothekenkette Boots hat in vielen Innenstädten und an Flughäfen insgesamt 60 Apotheken vorübergehend geschlossen, weil zu wenig Kunden da waren. (m / Foto: imago images / PA images)

Die Apothekenkette Boots hat in vielen Innenstädten und an Flughäfen insgesamt 60 Apotheken vorübergehend geschlossen, weil zu wenig Kunden da waren. (m / Foto: imago images / PA images)


Die britische Apothekenkette Boots vom Pharmahandelskonzern Walgreens Boots Alliance (WBA) hat in der Coronakrise 60 Standorte vorübergehend geschlossen. Mehrere britische Medien berichten, dass Boots insbesondere Apotheken an Flughäfen und in Innenstadtgebieten schließt, weil die Kundenzahl dort zuletzt stark zurückgegangen war. Gegenüber britischen Tageszeitungen hat der Konzern versprochen, dass durch die Schließung keine Versorgungslücken entstünden.

Boots ist die größte Apothekenkette im Vereinigten Königreich. Mit knapp 2400 Apotheken kontrolliert der Konzern ziemlich genau ein Drittel des Marktes. Es folgt die McKesson-Kette Lloydspharmacy mit etwa 1500 Standorten.

Mehrere Medien haben in der vergangenen Woche über ein Boots-Statement berichtet, demzufolge der Apothekenkonzern vorübergehend 60 Apotheken schließen will. Die Mehrzahl der Standorte (31) liegt im Stadtgebiet der Hauptstadt London – einige betroffene Apotheken befinden sich an Flughäfen. Alleine am Londoner Flughafen Heathrow werden fünf Filialen in verschiedenen Bereichen geschlossen. In der Londoner Innenstadt sind hauptsächlich die großen Filialen in den großen Einkaufsstraßen betroffen, wie beispielsweise in der Oxford Street oder Covent Garden. Auch einige Apotheken in Nordirland und in anderen britischen Städten sind betroffen.

Den Medienberichten zufolge hat sich die Kundenfrequenz in den betroffenen Apotheken seit dem Ausbruch der Corona-Epidemie „fundamental geändert“. Während Apotheken auf den Einkaufsmeilen des Landes immer weniger Kunden sähen, seien kleinere Standorte in Vorstadtgebieten und auf dem Land derzeit besonders gefragt, wird Boots in den Berichten zitiert. Das Personal aus den Innenstadt-Apotheken soll nun zumindest teilweise in den besonders stark frequentierten Apotheken eingesetzt werden.

Patienten, die in der Nähe einer der geschlossenen Apotheken wohnen, sollen nun mit Hinweisschildern auf die nächste Boots-Apotheke im Umfeld hingewiesen werden. In den meisten Fällen sei die nächste Apotheke nur „einen kurzen Fußmarsch“ entfernt gelegen. Mit Blick auf möglicherwiese entstehende Versorgungslücken wird ein Konzernsprecher im Apothekermagazin „Chemist and Druggist“ so zitiert: „Boots wird keine Gemeinde ohne Apotheke stehenlassen.“ Wann die betroffenen Apotheken wieder öffnen sollen, ist demnach noch völlig unklar. Man beobachte die Situation und werde „jeden Standort regelmäßig und erneut bewerten“.

Sonderzahlungen für Apotheken

Dabei hatte der staatliche Gesundheitsdienst NHS den Apotheken erst kürzlich finanziell unter die Arme gegriffen, um die Coronakrise besser zu meistern. Die Apotheken in Großbritannien bekommen in den nächsten zwei Monaten insgesamt 300 Millionen Britische Pfund an Vorabfinanzierungen. Damit soll der erhebliche Liquiditätsdruck abgefedert werden, dem der Sektor derzeit wegen der COVID-19-Pandemie ausgesetzt ist. Sie werden als „Aufschläge“ auf die Januar- und Februar-Zahlungen der Vertragsapotheken gezahlt, die Anfang April und Mai fällig werden. 

Dabei sollen am 1. April 2020 (oder kurz danach) 200 Millionen und Ende April / Anfang Mai 100 Millionen Pfund ausgelöst werden. Für eine Durchschnittsapotheke entspricht dies laut Berechnungen der Business Services Authority des NHS (NHSBSA) einem Plus von 26 Prozent auf ihre April-Zahlung bzw. 13 Prozent im Mai. Die Zahlungen müssen allerdings zu einem späteren Zeitpunkt abgeglichen werden. Das heißt, es gibt kein zusätzliches Geld.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Nächste Krise , dann Druck

von ratatosk am 21.04.2020 um 9:15 Uhr

Wenn die Kette erst groß genug ist, kann diese den Staat auch leicht erpressen Gelder fürs Offenhalten zu zahlen, das ist ja der Sinn von Oligopolen - Druck durch Marktmacht.
Herr Spahn arbeitet gerade an den Vorbereitungen.

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