Coronavirus

SARS-CoV-2: Können sich Genesene erneut infizieren?

Berlin/Stuttgart - 15.04.2020, 11:30 Uhr

Bei einigen COVID-19-Patienten, die als genesen galten, wurde erneut Virus nachgewiesen. In den Augen von Experten könnte es für das Testergebnis eine Rolle spielen, wo der Abstrich genommen wird. ( r / Foto: Henrik Dolle/stock.adobe.com)

Bei einigen COVID-19-Patienten, die als genesen galten, wurde erneut Virus nachgewiesen. In den Augen von Experten könnte es für das Testergebnis eine Rolle spielen, wo der Abstrich genommen wird. ( r / Foto: Henrik Dolle/stock.adobe.com)


COVID-19-Patienten werden nach negativem SARS-CoV-2-Test als genesen entlassen. Tage später ist ein erneuter Test positiv. Ist man nach einer durchgemachten Erkrankung doch nicht, wie bisher angenommen, immun? Experten halten eine direkte Neuansteckung zwar nicht für vollkommen ausgeschlossen, aber doch für sehr unwahrscheinlich – und haben eine andere Erklärung.

Mehrfach kamen aus Asien zuletzt Meldungen zu einzelnen Corona-Patienten, die als genesen aus dem Krankenhaus entlassen und einige Tage später wieder positiv auf das Virus getestet wurden. Die südkoreanische Seuchenschutzbehörde KCDC berichtete gar von 91 solchen Fällen. Waren die Betroffenen also nach der der durchgemachten Erkrankung doch nicht immun? Denn davon geht man bislang aus und darauf basieren die Hoffnungen, einen Herdenschutz in der Bevölkerung aufzubauen. Eine andere Theorie ist, dass der Erreger persistiert und reaktiviert werden kann, wie das zum Beispiel bei Herpesviren der Fall ist.

Auch wenn die letzte Sicherheit mangels großer Studien dazu noch fehlt: Sehr wahrscheinlich ist in den Augen von Experten ein anderes, ganz harmloses Phänomen die Hauptursache für das vermeintliche Wiederaufflammen. „In der Abklingphase der Krankheit liegen die verbliebenen Virusmengen mal über, mal unter der Nachweisgrenze des PCR-Tests“, erläutern Melanie Brinkmann von der Technischen Universität Braunschweig und Friedemann Weber von der Universität Gießen in einer gemeinsamen Stellungnahme. „In dieser Phase funktioniert der Test eher nach dem Zufallsprinzip.“

Auch der Berliner Virologe Christian Drosten von der Charité betont, dass der Erreger gerade zum Ende der Erkrankung zeitweise nachweisbar sein könne und zwischendurch an einigen Tagen nicht. „Das Virus ist schon die ganze Zeit da, aber der Test kann das nicht immer erfassen“, sagte er im NDR-Podcast. Drosten nutzt zur Veranschaulichung ein plastisches Bild: Goldfische in einem Planschbecken. Nehme jemand mit verbundenen Augen daraus mit einem Eimer eine Probe, sei mal ein Goldfisch - als Bild für einen Viruspartikel - darin und mal nicht. Am Ende der Krankheit sei die Virenlast nur noch gering, im Vergleich seien also immer weniger Goldfische im Becken.

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Damit nehme die Wahrscheinlichkeit zu, dass ein Test auch mal negativ ausfalle - obwohl es durchaus noch Viruspartikel im Patienten gebe. Gerade bei Abstrichproben aus dem Rachen sei das nicht verwunderlich, erklärt Drosten im NDR-Podcast. In Sputum und Stuhl sei das Virus wesentlich länger gut nachweisbar - und zumindest in einigen Fällen seien bei den erwähnten Patienten zunächst Rachenabstriche und später Sekret oder Stuhl getestet worden. 



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6 Kommentare

Testsicherheit

von T1972 am 10.05.2020 um 14:25 Uhr

Das würde aber im Umkehrschluß dazu führen, dass der Test nicht mehr sicher ist, da ja die Menschen, die die Erkrankung schon durchgemacht haben und weshalb auch immer dann getestet werden, einen positiven Fall darstellen können. Somit sind alle heutigen Zahlen stark zu hinterfragen. Ich verstehe nicht, dass Herr Drosten das so leicht abtut, da damit massive Einschränkungen der Grundrechte einhergehen. Die Zahl der benötigten Intensivbetten ist eigentlich der einzige wirkliche Indikator, den wir überhaupt haben, und der ist im grünen Bereich.

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Biphasischer Verlauf

von Franz am 16.04.2020 um 19:24 Uhr

Kann man einen möglichen biphasischen Verlauf (mit eventueller symptomfreier Zeit) von Covid-19 bereits ausschließen? Das Virus befällt ja meist erst den Rachen und dann die Lunge.

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Goldfische = "Gute Veranschaulichung"

von Tanja Scharnhorst am 16.04.2020 um 12:15 Uhr

Ich kann der Redaktion nur Recht geben! Ich arbeite im Ambulanten Pflegedienst und erkläre meinen Klienten oft genau so bildhaft etwas, was sie beim Gespräch mit dem Arzt nicht ganz verstanden haben (aufgrund der vielen Fachbegriffe) oder da medizinische Fachbegriffe oft gleich gestellt werden mit etwas Negativem. Viele meiner Klienten sind mir dafür sehr dankbar, wenn ich Ihnen etwas bildhaft erkläre, so das sie es verstehen können!

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Goldfische?

von Roland Mückschel am 15.04.2020 um 11:58 Uhr

Der Drosten hält uns für total bescheuert.

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AW: Goldfische

von Redaktion DAZ.online am 15.04.2020 um 12:02 Uhr

Lieber Herr Mückschel,

er hat dieses Bild ja auch sicher nicht für Fachleute wie Apotheker bemüht. Und für Laien ist es doch eine hübsche Erklärung (vlt. auc für Kunden, die in der Apotheke fragen oder die eigene Oma) und sehr lobenswert, dass er nicht mit Fachbegriffen um sich wirft, sondern sich bemüht, das zu "übersetzen".
Grüße
Ihre Redaktion

AW: Goldfische

von Roland Mückschel am 15.04.2020 um 15:08 Uhr

Hübsche Erklärung?
Der hält uns für kleine Kinder und senil dazu.

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