500.000 Tests pro Woche

Drosten erklärt die vergleichsweise wenigen Todesfälle in Deutschland

Berlin - 26.03.2020, 14:30 Uhr

Prof. Christian Drosten von der Berliner Charité erklärt, dass in Deutschland derzeit bis zu 500.000 Tests pro Woche gemacht werden. Das erkläre auch die vergleichsweise wenigen Todesfälle. (m / Foto: imago images / photothek)

Prof. Christian Drosten von der Berliner Charité erklärt, dass in Deutschland derzeit bis zu 500.000 Tests pro Woche gemacht werden. Das erkläre auch die vergleichsweise wenigen Todesfälle. (m / Foto: imago images / photothek)


In Deutschland gibt es derzeit knapp 40.000 gemeldete COVID-19-Infektionen bei etwas mehr als 220 Todesfällen. In Frankreich und dem Vereinigten Königreich gibt es hingegen weniger registrierte Fälle, dafür aber weitaus mehr Tote. Auch die Mortalität in Italien und Spanien scheint extrem viel höher zu sein. Der Chef-Virologe der Berliner Charité, Prof. Christian Drosten, ist sich sicher, dass dies an der hohen Zahl der hierzulande durchgeführten Tests liegt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warnt indes, dass die große Welle der schwer Erkrankten noch kommen werde.

In Deutschland werden nach Schätzung des Chef-Virologen der Berliner Charité, Prof. Christian Drosten, inzwischen pro Woche rund 500.000 Tests auf eine Coronavirus-Infektion durchgeführt. „Der Grund, warum wir in Deutschland im Moment so wenige Todesfälle haben, gegenüber der Zahl der Infizierten, ist hinreichend damit zu erklären, dass wir extrem viel Labordiagnostik in Deutschland machen“, sagte Drosten am heutigen Donnerstag in Berlin. Letzte Schätzungen ließen vermuten, dass wöchentlich rund eine halbe Million sogenannter PCR-Tests durchgeführt würden. Dabei werden Abstriche aus Nase oder Rachen genommen und im Labor auf Viren-Erbgut untersucht.

Bei der Forschung mit Blick auf die Behandlung von Covid-19-Erkrankten gehe es momentan um den Einsatz existierender Medikamente, sagte Drosten. Seiner Einschätzung nach gibt es mindestens zwei Substanzen die „vielversprechender“ seien. Konkret nannte er das Grippe-Medikament Favipiravir, das in einigen asiatischen Ländern zugelassen sei. Man sehe bei dieser Substanz eine „Anfangsevidenz für eine Wirkung“, aber diese sei klein und man brauche mehr Studien um dazu etwas zu sagen.

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rechnet mit weiter steigenden Belastungen für Krankenhäuser und Praxen in der Corona-Krise. „Noch ist das die Ruhe vor dem Sturm“, sagte der CDU-Politiker. „Keiner kann genau sagen, was in den nächsten Wochen kommt.“ Daher sei es weiterhin nötig, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen und gleichzeitig die Kapazitäten in den Kliniken auch mit Intensivbetten zu erhöhen.

Spahn bekräftigte, dass Deutschland wegen sehr vieler Tests früh mit Vorbereitungen beginnen konnte. Die Kapazität liege mit 300.000 bis 500.000 Tests pro Woche auch im internationalen Vergleich sehr hoch. Es sei weiterhin wichtig, dass sie zielgerichtet eingesetzt würden. Es gehe für die Politik zugleich um Konzepte dafür, dass es „eine Zeit nach Corona“ geben werde, in der man weiter gegen das Virus kämpfe, das öffentliche Leben aber schrittweise normalisiere. Dies solle auch bei Beratungen nach Ostern zwischen der Bundesregierung und den Ministerpräsidenten Thema sein. Dabei solle auch darüber diskutiert werden, wie Handydaten im Krisenfall für die Klärung von Infektionsketten zu nutzen seien, machte Spahn deutlich.


bro / dpa
brohrer@daz.online


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