Influenza- und Corona-Test

Berliner Coronavirus-Patient nur wegen Doppeldiagnostik der Charité entdeckt

Berlin - 02.03.2020, 14:59 Uhr

Charité-Chef Prof. Ulrich Frei erklärte, dass der erste Berliner Coronavirus-Patient nur aufgrund eines Doppeltests zufällig entdeckt wurde. ( r / Foto: imago images / Joko)

Charité-Chef Prof. Ulrich Frei erklärte, dass der erste Berliner Coronavirus-Patient nur aufgrund eines Doppeltests zufällig entdeckt wurde. ( r / Foto: imago images / Joko)


Der erste nachgewiesene Berliner Coronavirus-Patient wird auf einer Isolierstation im Virchow-Klinikum der Charité behandelt. Dass er überhaupt entdeckt wurde, ist einer vor einer Woche getroffenen Entscheidung der Charité zu verdanken: Parallel zu einem Influenzatest läuft hier nun auch immer gleich ein Cornonavirus-Test mit. Laut Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) geht es dem Patienten bereits besser.

Berlin hat seinen ersten Fall einer Sars-CoV-2-Infektion. Ein junger Mann aus Berlin-Mitte hatte bereits seit zwei Wochen Erkältungssymptome. Da er eine Reise plante, ließ er sich Ende letzter Woche dennoch in der Reisepraxis Berlin-Mitte im Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin impfen. Daraufhin wurde er fiebrig und fühlte sich nicht gut. Am Sonntagmorgen gegen 4 Uhr ließen daher seine Mitbewohner den Rettungsdienst kommen, der den 22-Jährigen ins Virchow-Klinikum zur Rettungsstelle brachte.

Dort habe er keine typischen Corona-Symptome gezeigt, erklärte Ulrich Frei, Vorstand Krankenhausversorgung der Charité, bei einer Pressekonferenz in der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit. Zwar hatte er Fieber und die oberen Atemwege waren betroffen – aber vor allem wirkte er „nicht ganz bei sich“, was die Vermutung aufkommen ließ, man habe es mit einem neurologischen Problem zu tun. Unter anderem dachte man an eine Gehirnhautentzündung und machte ein MRT. Doch auch ein Influenza-Abstrich wurde veranlasst – der negativ ausfiel –, ehe man den Patienten am Sonntagmittag wieder entließ. Dann kam kurze Zeit später die Überraschung: Es wurde eine Sars-CoV-2-Infektion festgestellt.

Ohne Doppeldiagnostik wäre die Infektion unerkannt geblieben

Frei erläuterte, dass sich die Charité nach den Vorfällen in Nordrhein-Westfalen entschieden habe, sich nicht mehr mit negativen Influenza-Tests zu begnügen, sondern stets gleichzeitig eine einen Test auf Sars-CoV-2 mitlaufen zu lassen.  Seit einer Woche praktiziere man diese Doppeldiagnostik. Und Frei ist sicher: „Ohne diese interne Regelung wäre der Patient immer noch unerkannt zu Hause“. Doch nachdem man von der Infektion wusste, wurde der junge Mann wieder stationär aufgenommen.

Testauswertungen können dauern

Über Nacht war man am Gesundheitsamt beschäftigt, Kontakte des Mannes auszumachen. 60 sind es vorläufig, die identifiziert, zuhause isoliert und getestet wurden. Unter anderem acht Mitarbeiter der Rettungsstelle sind nun für 14 Tage in Quarantäne. Auch die ganze Rettungsstation wurde vorläufig geschlossen – allerdings gibt es eine zweite am Klinikum. Die Testergebnisse der Kontaktpersonen liegen möglicherweise erst morgen vor. Denn auch wenn mittlerweile ein drittes, privates Labor, die Tests durchführt, dauert es einige Stunden, bis ein Ergebnis vorliegt. Im besten Fall könne es sechs Stunden dauern, aber es könne auch der nächste Tag werden, hieß es auf der Pressekonferenz. Denn anders als bei den Influenza-Tests werden die Corona-Testungen erst gesammelt und dann in einem Schwung ausgewertet.

Für die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sollte das Vorgehen an der Charité Vorbild für andere sein. Ihren Länderkollegen empfehle sie eine solche Maßnahme „auf jeden Fall“. Auch eine weitere Besonderheit des Virchow-Klinikums hat für sie Vorbildcharakter: Ab morgen soll es auf dem Campus eine spezielle Untersuchungsstelle geben. Ein kleines Häuschen und ein Zelt, in dem besorgte Bürger getestet werden können und keine Gefahr besteht, dass wieder ganze Bereiche geschlossen werden müssen, erläuterte Frei.

Kalayci berichtete, heute Vormittag mit dem Patienten telefoniert zu haben. Die gute Nachricht sei, dass sein Zustand stabil sei und seine Lage sich verbessert habe. 

Weitere Informationen rund um das aktuelle Sars-CoV-2-Infektionsgeschehen finden Sie unter anderem auf den Webseiten des Robert Koch-Instituts und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Sollte wohl heißen: Nachtrågliche Doppeldiagnostik bei Influenzapatienten könnte Coronaquote erhöhen ...

von Christian Timme am 02.03.2020 um 16:21 Uhr

Schön das man das in Berlin schon bemerkt hat ...

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