Bundestag

Linksfraktion fragt nach Engpass-bedingten Retaxationen

Berlin - 10.01.2020, 11:34 Uhr

Die Linksfraktion im Bundestag will von der Bundesregierung wissen, wie groß die finanziellen Einbußen für Apotheker sind durch Engpass-bedingte Retaxationen. (Foto: imago images)

Die Linksfraktion im Bundestag will von der Bundesregierung wissen, wie groß die finanziellen Einbußen für Apotheker sind durch Engpass-bedingte Retaxationen. (Foto: imago images)


Auch die Linksfraktion treiben die zunehmenden Arzneimittel-Lieferengpässe um. In einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung erkundigt sich die Oppositionsfraktion nach den negativen Auswirkungen der Engpässe für Patienten und Apotheker. Was die Pharmazeuten betrifft, will die Linksfraktion unter anderem wissen, wie hoch die finanziellen Einbußen durch Engpass-bedingte Retaxationen der Krankenkassen sind.

Die Linksfraktion im Bundestag hat bereits ein Positionspapier zum Thema Arzneimittel-Lieferengpässe vorgelegt. Doch die Sorge um eine Verschlechterung in der Versorgungsqualität, die durch die Engpässe bedingt sein könnte, treibt sie weiter um. In einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung weist die Fraktion darauf hin, dass nicht lieferbare Präparate zwar oft durch wirkstoffgleiche Medikamente ersetzt werden können – dies sei aber nicht in allen Fällen möglich. Und so komme es zu negativen gesundheitlichen Folgen für die Patienten – unter anderem, weil die Therapietreue der Patienten durch den erzwungen Austausch abnimmt. Negative Folgen könne es auch geben, wenn sich die Wirkung des wirkstoffgleichen Präparates vom eigentlich verordneten Arzneimittel unterscheidet, so die Linksfraktion.

Doch bei den Engpässen geht es auch ums Geld: Patienten könnten höhere Kosten entstehen, weil zusätzliche Aufzahlungen nötig werden – insbesondere dann, wenn das ausgetauschte Präparat nicht – wie das ursprünglich verordnete – ein Rabattarzneimittel ist. Und auch die Apotheker „haben zu befürchten“, dass sie auf den Kosten der ausgetauschten Arzneimittel „sitzenbleiben“, weil sie gegenüber den Kassen nicht lückenlos nachweisen können, dass das ursprünglich verordnete Präparat nicht lieferbar war. Und selbst den Kassen können Mehrausgaben drohen, wenn gegen ein teureres Präparat ausgetauscht wurde oder wenn bei einem betroffenen Hersteller eines Rabattarzneimittels keine Strafzahlungen bei Lieferunfähigkeit vereinbart wurde.

Welche finanziellen Konsequenzen gibt es für Apotheker?

Und so wollen die Linken sehr genau wissen, bei wie vielen Verordnungen es im vergangenen Jahr und den Jahren davor zu Engpässen kam. Auch die Anzahl der in den Apotheken erfolgten Austausche wird erfragt. Was die Mehrkosten betrifft, fragen die Linken explizit nach „finanziellen Konsequenzen für die Apotheken hinsichtlich der Erstattung (Retaxationen)“. Die Fraktion erkundigt sich auch nach dem Mehraufwand der Apotheken und danach wie viel die Patienten aufzahlen mussten und ob es Mehrausgaben für die Kassen gab.

Was die möglichen gesundheitlichen Folgen betrifft, fragt die Fraktion danach, ob Zahlen zur Anzahl der „riskanten“ Austausche vorliegen. Konkret will die Linke wissen, in wie vielen Fällen es durch Engpässe zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen gekommen ist. Zum Schluss wird dann noch gefragt, welche Maßnahmen die Bundesregierung gegen den Missstand plant.

Hier können Sie die Anfrage einsehen.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Wenige

von Rainer W. am 13.01.2020 um 16:21 Uhr

Wir haben gelernt wie man übers Stöckchen springt!

Die Rezeptkontrolle zur Vermeidung von Zechprellerei nimmt inzwischen so viel Zeit in Anspruch wie die Suche nach Versorgungsalternativen. Nachdem die Kassen erst mit Nullretaxen, dann mit Mahnschreiben und -besuchen die Einhaltung der Rabattverträge einfordern wird jedes Rezept bei uns dreimal geprüft bevor es zur Abrechnung eingereicht wird.

Davor wird erstmal bei sämtlichen Großhändlern, Herstellern und ggf Kollegen das Lager durchforstet um die teils verzweifelten Patienten zu versorgen.

Für Medikationsmanagement, Beratung der Patienten und Förderung der Compliance bleibt oft wenig Zeit. Das alles wird ja aber auch nicht bezahlt, übermäßig viele Zeitresourcen sind bei den 40% unterfinanzierten Apotheken nicht zu holen.

Die Lieferengpässe sind für die Apotheken genausowenig überraschend wie die Versorgungsprobleme die sich auftun werden wenn die Politik die Branche nicht endlich anständig finanziert und für Nachwuchs interessant macht.

Aber den Regelapothekern glaubt halt keiner, lieber zieht man des Kaisers neue Kleider der "Disruptoren" aus dem Nachbarland an, denen der Patient sowas von am ... vorbeigeht - hauptsache die Milliarden an Investorengeldern amortisieren sich irgendwann....

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.