Niemegk, Brandenburg

Hoffnung auf Apothekeneröffnung – Notstand (noch) nicht ausgerufen

Berlin - 08.01.2020, 12:00 Uhr

Bis Ende April 2019 versorgte die Robert-Koch-Apotheke die Bewohner der Gemeinde Niemegk mit Arzneimitteln. Nach ihrer Schließung wird die Versorgung über eine Rezeptsammelstelle aufrechterhalten. Jetzt besteht Hoffnung auf eine baldige Apothekeneröffnung. (Foto: Amt Niemegk)

Bis Ende April 2019 versorgte die Robert-Koch-Apotheke die Bewohner der Gemeinde Niemegk mit Arzneimitteln. Nach ihrer Schließung wird die Versorgung über eine Rezeptsammelstelle aufrechterhalten. Jetzt besteht Hoffnung auf eine baldige Apothekeneröffnung. (Foto: Amt Niemegk)


Der Konflikt über die medizinische Versorgung der brandenburgischen Kleinstadt Niemegk dauert bereits mehrere Monate an. Die Schließung der einzigen Apotheke und eine Verschlechterung der ärztlichen Versorgung hält die Gemeinde in Atem. Zwischenzeitlich war die Ausrufung eines Notstandes der Arzneimittelversorgung durch das Amt Niemegk angedacht worden. Jetzt gibt es Hoffnung auf eine baldige Apothekeneröffnung. Der „Notstands-Plan“ ist bis auf weiteres ad acta gelegt.

Seit Monaten engagieren sich die Bürger Niemegks mittels einer Bürgerinitiative und zudem auch alle Mitgliedsgemeinden des Amtes Niemegk durch ihre zuständigen politischen Vertreter für eine Verbesserung der medizinischen Versorgung ihrer Gemeinde. Anlass war die Schließung der einzigen Apotheke der Kleinstadt im Süden des Landkreises Potsdam-Mittelmark Ende April letzten Jahres. Seit Juli können die Niemegker auf eine Rezeptsammelstelle zurückgreifen. Eine Situation, die nur halbwegs befriedigend ist – finden die Niemegker Bürger.

Ein weiterer Konfliktpunkt ist der Wegzug einer der beiden örtlichen Allgemeinarztpraxen im Oktober. Die Arztpraxis, die jetzt in Niemegk fehlt, gehört zum Medizinischen Versorgungszentrum (MZV) Bad Belzig. Der Träger des MZV hatte sich aufgrund eines akuten Ärztemangels im MVZ gezwungen gesehen, die Hausarztpraxis nach Bad Belzig zu verlegen. Die einzige in Niemegk verbliebene Praxis ist jedoch bereits ausgelastet. Im November kam es wegen dieser Vorgänge zu einer auch medial begleiteten Protest-Demo der Niemegker Bürger. Die Niemegker lassen seitdem nicht locker mit ihrer Forderung nach einer bedarfsgerechten medizinischen Versorgung ihrer Gemeinde.

Niemegker Rezeptsammelstelle – bald überflüssig?

Die Arzneimittelversorgung der Gemeinde Niemegk wird seit Juli letzten Jahres durch eine Rezeptsammelstelle sichergestellt, die von der Fläming-Apotheke aus dem benachbarten Straach, Ortsteil der Lutherstadt-Wittenberg (Sachsen-Anhalt), betrieben wird. Zunächst hatte die Landesapothekerkammer Brandenburg deren Einrichtung abgelehnt und auf die Kammerrichtlinien verwiesen. Letztlich wurde sie jedoch unter Berücksichtigung örtlicher Besonderheiten genehmigt.

Inzwischen gibt es nach neuestem Informationsstand Hoffnung auf die Eröffnung einer Apotheke vor Ort. Die Rezeptsammelstelle wäre dann Geschichte. Auf Nachfrage von DAZ.online bestätigen die Zuständigen vom Amt Niemegk schriftlich: „Kurz vor Weihnachten haben sich Interessenten gemeldet, die uns etwas Hoffnung gegeben haben, dass wir bald wieder eine Apotheke in Niemegk eröffnen können.“ Nun müssten noch konkrete Gespräche und Ortstermine im Januar und Februar abgewartet werden, bevor endgültige Gewissheit herrsche.

Hinsichtlich der Rezeptsammelstelle sei Niemegk grundsätzlich sehr zufrieden mit der Versorgung durch die Straacher Apotheke und auch dankbar, dass dies möglich sei. Dennoch verweisen die Zuständigen des Amtes Niemegk darauf, dass es im Einvernehmen mit der Apotheke von vornherein nur als Provisorium gedacht worden sei. „Nichts kann eine fachkompetente Beratung in einer Apotheke vor Ort ersetzen“, ist demnach ihr Resümee.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Eine Apotheke für jeden Ortsteil mit 2.000 Einwohnern?

von Andreas Grünebaum am 09.01.2020 um 15:23 Uhr

Ich habe mir den Ort einmal in Google Maps angeschaut und gedacht: "da wollte ich nicht begraben sein!". Aus diesem Grund habe ich mal in der Nähe nach "Friedhof" geschaut und siehe da: man kann dort noch nicht mal begraben werden, weil selbst der nächste Friedhof 12 km entfernt in einem anderen Ortsteil zu finden ist.

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Wird bald Normalfall

von ratatosk am 08.01.2020 um 19:10 Uhr

Ist jetzt noch ein Aufreger, wird bald alltäglich. Ist doch auch so gewollt, die regelmäßige Versorgung zu den Versendern, der aufwändige Rest - auch egal.
Die Gemeinden werden bald sehen, daß sie das nicht gebacken bekommen, da die formalen Voraussetzungen sicher durchkommen, aber mit welchem Personal ? ein Apotheker/in - selten so gelacht, alleine ? öffentlicher Dienst mit den wenigen Stunden, bei Krankheit , Urlaub, Fortbildung etc.
Nett auch die Anrechnung für Gemeinden für den Status, sollten sich die Gemeinden mal anschauen, wie sie das Fehlen dann ausgleichen wollen, wenn diese Unterzentrum etc. bleiben wollen. Aber vielleicht kommt gerade von den Gemeinden auch mal mehr Unterstützung gegen die Bundesparteigranden, bräuchte jedoch mehr Mut der Zerstörung unserer Grundlagen entgegenzutreten.

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