Kassen für digitale Lösungen

„Pakete werden besser gesteuert als Notfallpatienten“

Berlin/Stuttgart - 02.01.2020, 10:30 Uhr

Durch eine kluge Vernetzung mit Notarztwagen und Kliniken könnten nach Ansicht der Krankenkassen die Leitstellen viel besser entscheiden, welches Fahrzeug in welche Klinik fahren soll. (m / Foto: Jörg Hüttenhölscher / stock.adobe.com)

Durch eine kluge Vernetzung mit Notarztwagen und Kliniken könnten nach Ansicht der Krankenkassen die Leitstellen viel besser entscheiden, welches Fahrzeug in welche Klinik fahren soll. (m / Foto: Jörg Hüttenhölscher / stock.adobe.com)


Im Notfall kommt es für Patienten auf reibungslose Abläufe an. Deshalb wird über eine große Notfall-Reform diskutiert. Die Kassen sehen ganz praktischen Handlungsbedarf. In ihren Augen ist eine kluge Vernetzung der Beteiligten notwendig. Nach Ansicht von Stefanie Stoff-Ahnis, Vorständin des GKV-Spitzenverbands, ist man in der Notfallversorgung aber noch auf dem Stand von vor 30 Jahren.

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) dringen auf mehr digitale Lösungen, um die Notfallversorgung von Patienten zu verbessern. „In der Adventszeit konnten dank der Digitalisierung Millionen Weihnachtspakete online verfolgt und gesteuert werden“, sagte Stefanie Stoff-Ahnis, Vorständin des GKV-Spitzenverbands, der Deutschen Presse-Agentur. „Aber wenn es um Leben und Tod geht, geht es vielfach noch zu wie vor 30 Jahren.“ Durch eine kluge Vernetzung mit Notarztwagen und Kliniken könnten Leitstellen viel besser entscheiden, welches Fahrzeug in welche Klinik fahren solle. „Schon aus dem Rettungswagen müssen die wichtigsten Vitaldaten des Patienten an das Krankenhaus gesendet werden, damit dort alles vorbereitet werden kann“, sagte Stoff-Ahnis. Mancher, zu dem heute noch ein Rettungswagen fahre, wäre dann vielleicht bei einem niedergelassenen Arzt besser aufgehoben. Auch das ließe sich so besser organisieren.

Stoff-Ahnis kritisierte, in der Diskussion würden bisher immer wieder nur Strukturen verteidigt, statt nötige Veränderungen in den Blick zu nehmen. „Die Kliniken loben ihre Notaufnahmen und behaupten, sie könnten das alles allein stemmen, während die niedergelassenen Ärzte mit ihren Notdienst-Ambulanzen dagegenhalten. Gleichzeitig verteidigen die Länder mit Händen und Füßen ihre Rettungsdienste.“ Für Menschen in Not sei es aber unerheblich, ob die helfende Ärztin in einer ambulanten Praxis oder in einer Klinik arbeite. „Menschen gehen dorthin, wo sie Hilfe bekommen.“ Patienten erlebten bisher aber oft überfüllte Notaufnahmen und stundenlange Wartezeiten. „Hier muss grundlegend umgesteuert werden, und mit der Digitalisierung haben wir ein Instrument in der Hand, das es nun zu nutzen gilt.“

Die große Koalition plant Reform der Notfallversorgung

Eine Reform der Notfallversorgung will auch die große Koalition angehen. Pläne von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zielen darauf, stärker vorab zu entscheiden, ob Patienten tatsächlich in die Notaufnahme kommen sollen oder ob ein baldiger Arzttermin reicht. Steuern sollen das neue gebündelte Telefon-Leitstellen und zentrale Anlaufstellen in Kliniken – beide sollen jeweils über die Behandlung entscheiden. Eine Grundgesetzänderung könne nötig werden, da bisher die Länder für die Organisation des Rettungsdienstes zuständig sind. Geändert werden soll auch, dass die Kassen Rettungswagen-Einsätze nur bei Transporten ins Krankenhaus zahlen. Der GKV-Spitzenverband hatte bereits auch Probleme bei Rettungswagen-Einsätzen kritisiert. So steuerten sie häufig auch jene 500 Krankenhäuser in Deutschland an, die nicht über eine offiziell definierte Basisversorgung im Notfall verfügten. Die rund 250 Leitstellen hätten unterschiedliche Träger, es gebe keine Verfahren zur Sicherung der Qualität.


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