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Ärztepräsident: Ohne Überweisung zum Facharzt – höherer Beitrag

Berlin/Stuttgart - 30.12.2019, 14:20 Uhr

Ärztepräsident Klaus Reinhardt hat sich für einen höheren Beitrag für Patienten ausgesprochen, wenn diese ohne Überweisung zum Facharzt gehen. (m / Foto: Zerbor / stock.adobe.com)

Ärztepräsident Klaus Reinhardt hat sich für einen höheren Beitrag für Patienten ausgesprochen, wenn diese ohne Überweisung zum Facharzt gehen. (m / Foto: Zerbor / stock.adobe.com)


In Deutschland gibt es keine Verpflichtung, bei Beschwerden, die möglicherweise einer fachärztlichen Behandlung bedürfen, zuerst den Hausarzt aufzusuchen – außer der Patient ist freiwillig einem Hausarztmodell beigetreten. Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) Klaus Reinhardt findet, dass Patienten, die diese Wahlfreiheit in Anspruch nehmen höhere Beiträge zahlen sollten.

In Deutschland herrscht im Gegensatz zu anderen Ländern freie Arztwahl. Die Krankenkassen sind jedoch verpflichtet, ihren Versicherten im Rahmen von Hausarztmodellen auch spezielle Hausarzttarife anzubieten. Patienten, die sich in so ein Hausarztmodell einschreiben oder einen entsprechenden Tarif wählen, verpflichten sich, im Krankheitsfall immer zuerst den Hausarzt aufzusuchen und sich gegebenenfalls zum entsprechenden Facharzt überweisen zu lassen. Im Gegenzug kann die Krankenkasse ihre Versicherten dann gewisse „Zuckerl“ anbieten, zum Beispiel sie von Zuzahlungen befreien, ihnen einen Bonus gewähren oder Geld zurückerstatten.

Der Präsident der BÄK, Klaus Reinhardt möchte nun außerdem eine Art Malus für Patienten einführen, die direkt zum Facharzt gehen. Er hat sich für einen höheren Beitrag für Patienten ausgesprochen, wenn diese ohne Überweisung zum Facharzt gehen. Bei einer Erkrankung solle jeder Versicherte immer zuerst seinen Hausarzt aufsuchen, der dann bei Bedarf überweise. „Wer die völlige Wahlfreiheit haben möchte, also auch ohne Überweisung zum Facharzt gehen will, sollte höhere Beiträge bezahlen“, sagte der Präsident der Bundesärztekammer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). Denn diese Versicherten nähmen das solidarische System deutlich stärker in Anspruch als Patienten, die einen Hausarzt als primären Ansprechpartner hätten.

Nur in Deutschland volle Wahlfreiheit

Bereits im Juni hatte sich Reinhardt für eine finanzielle Selbstbeteiligung von Patienten ausgesprochen, um übermäßig häufige Arztbesuche zu verhindern. „Bei mehrfachen und völlig unnötigen Arztbesuchen kann eine moderate wirtschaftliche Beteiligung zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit unseren knappen Ressourcen im Gesundheitswesen beitragen“, hatte Reinhardt damals den Zeitungen der Funke Mediengruppe gesagt.

Bei seinem jetzigen Vorstoß argumentierte Reinhardt, dass in allen EU-Staaten Regularien existierten, um die knappen Mittel und das medizinische Personal so sinnvoll wie möglich einzusetzen. „Nur in Deutschland haben die Versicherten die Möglichkeit, ohne ärztlich verantwortete Steuerung nahezu alle erdenklichen medizinischen Leistungen zu nutzen, ohne längere Wartezeiten. Diese ungesteuerte Inanspruchnahme von Ressourcen können wir uns nicht länger leisten.“ Auch für die Patienten habe ein Hausarztmodell Vorteile: „Viele sind doch überfordert, bei Erkrankungen die geeigneten Spezialisten in der richtigen Reihenfolge aufzusuchen. Da wird heute insbesondere in der fachärztlichen Versorgung viel kostbare Behandlungszeit verschwendet.“


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3 Kommentare

Schwachsinn

von Yadira am 05.02.2020 um 20:08 Uhr

Kompletter Schwachsinn erst zu seinem Hausarzt gehen zu müssen... vorallem wenn man bedenkt das die meisten Allgemeinheiten liebend gern erstmal selber ewigkeiten mit Antibiotika rumexperimentieren, und so eine antiobiotikaresistenz des Patienten riskieren, anstatt den Patienten direkt zum Facharzt zu überweisen.

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Hausarzt

von Preiß am 01.01.2020 um 12:50 Uhr

Mein Hausarzt beendet die Praxis. Einen Nachfolger gibt es nicht. Allgemeinaerzte in der Nähe von keine neuen Patienten mehr auf. Die Krankenkasse konnte mir nicht helfen. Was soll ich also tun, um auch meine vielen Medikamente zu bekommen.

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von André Frost am 31.12.2019 um 13:02 Uhr

"Denn diese Versicherten nähmen das solidarische System deutlich stärker in Anspruch als Patienten, die einen Hausarzt als primären Ansprechpartner hätten."

Hmmm...wenn er ehrlich wäre würde er sagen "Leute geht zum Hausarzt, denn die wollen auch was verdienen".
Warum ich mit meinen Kassenbeiträgen jedoch 2 Arztpraxen durchfüttern soll wenn der Facharzt reicht,das erschließt sich mir irgendwie nicht wirklich,denn ich kann durchaus selbst einschätzen ob ich zum Facharzt muß oder der Hausarzt reicht. Im übrigen doktern die Hausärzte lieber gern selbst ne gewisse Zeit am Patienten rum und eine Übetweisung zum Facharzt muß man denen recht häufig regelrecht aus dem Kreuz leiern...aber hey...wir haben erstmal den Hausarzt mit viel Geld versorgt,was interessiert da schon das Wohl des Patienten. Hab ich mir auch nicht aus den Fingern gesaugt,ist mir selbst so ergangen.

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