Digitalisierung

Hat die Noventi wirklich das erste E-Rezept Deutschlands abgerechnet?

Berlin - 18.12.2019, 14:30 Uhr

Der Apotheken-Dienstleister Noventi (hier ein Foto von der Expopharm) hat erklärt, dass er erstmals in Deutschland den gesamten Abwicklungsprozess eines E-Rezeptes durchlaufen habe. Doch stimmt das auch? (m / Foto: Schelbert)

Der Apotheken-Dienstleister Noventi (hier ein Foto von der Expopharm) hat erklärt, dass er erstmals in Deutschland den gesamten Abwicklungsprozess eines E-Rezeptes durchlaufen habe. Doch stimmt das auch? (m / Foto: Schelbert)


Der Apotheken-Dienstleistungskonzern ist einer der wichtigsten Akteure bei der weiteren Digitalisierung des Apothekenwesens. Denn: Die Noventi-Gruppe und ihre Subunternehmen sind von der Warenwirtschaft bis zur Rezeptabrechnung an allen apothekenseitigen Umstellungen, die das E-Rezept betreffen, beteiligt. Kürzlich vermeldete der Konzern, dass die Noventi zum ersten Mal in Deutschland am kompletten Abwicklungsprozess eines E-Rezeptes beteiligt gewesen sei – eine Aussage, die bei genauerem Hinsehen nicht wirklich standhält.

Damit in der Arzneimittelversorgung der gesamte Verordnungsweg digitalisiert werden kann, müssen mehrere Strukturen umgebaut werden. Auf der Seite des Arztes muss die Verordnung elektronisch erzeugt werden können, auch die Unterschrift muss digital erfolgen. Aus seiner Praxissoftware muss der Arzt das erzeugte E-Rezept dann auf einen Speicher hochladen. In den vielen Modellprojekten ist dieser Prozess allerdings unterschiedlich gestaltet. Apothekenseitig muss es möglich sein, dass der Apotheker den (QR-)Code für das E-Rezept vom Kunden lesen und dann auf die Verordnung zugreifen kann. Die Warenwirtschaft muss die Verordnung dann erkennen und mit den Rabattverträgen gegenchecken, um das richtige Präparat und die Lieferbarkeit anzuzeigen. Nach der erfolgten Abgabe muss die Verordnung ebenfalls digital ans Rechenzentrum weitergeleitet werden.

Der Noventi-Konzern ist zumindest apothekenseitig in all diese Prozesse involviert. Denn zur Noventi-Gruppe gehören mit Awinta sowohl ein großes Warenwirtschafssystem als auch mehrere Rechenzentren. Das größte davon ist die VSA. Außerdem ist Noventi als Dienstleister der ABDA-Tochter NGDA im E-Rezept-Projekt Nummer eins der Apothekerschaft tätig: Im GERDA-Projekt hat die Noventi am Aufbau der technischen Infrastruktur mitgewirkt und bietet den teilnehmenden Apothekern jetzt sowohl E-Rezept-fähige Warenwirtschaftssysteme als auch die digitale Abrechnung an.

Insofern überraschte auch eine Pressemitteilung des Konzerns nicht, in der zu lesen war, dass die Noventi bei ihrer turnusmäßigen Abrechnung von GKV-Rezepten am 11. Dezember erstmals auch E-Rezepte abgerechnet und anschließend an die Apotheken ausbezahlt habe. Weiter hieß es dann allerdings in der Mitteilung: „Somit haben E-Rezepte zum ersten Mal in Deutschland den kompletten Prozess von der Einreichung in der Apotheke, über die Verarbeitung in der Warenwirtschaft und Übermittlung an das Abrechnungszentrum bis hin zur Auszahlung an die Apotheke erfolgreich durchlaufen.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

E wie Erster

von Robin Hood am 21.12.2019 um 1:59 Uhr

Ein spannender Artikel basierend auf Fakten statt Fake-News ala Trump!

Interessant wäre ja mal Zahlen sprechen zu lassen, denn wie viele Patienten haben sich bei GERDA im Vergleich zur TK eingeschrieben und woher weiß Noventi inhaltlich angeblich über "ALLE" Details und Prozesse bescheid, obwohl die Kooperation mit TK nach eigenen Angaben erst 2020 starten soll?

Klingt für mich als Patient aus BaWü wie bei "Zurück in die Zukunft" und klingt für neutrale Leser eher nach Wunsch statt Wirklichkeit...

Ich habe mich nach diesem Artikel Mal versucht über die "TeleClinic-App" bei Docdirekt zu registrieren und was soll ich sagen:

Nach mehrfachen Versuchen meine vertraulichem Gesundheitdaten korrekt einzugeben um zu speichern für die Registrierung habe ich entnervt aufgegeben aufgrund der instabilen sowie umständlichen Tele-App (und das obwohl ich ein IT-Nerd bin)...danach hatte ich wirklich "Kopfschmerzen" !!! :-(

Bis heute frage ich mich ernsthaft, ob das wirklich das Modell der Zukunft sein soll oder können das andere einfach besser (wobei der HSV und der VfB beide nur zweitklassig sind)?

Da gehe ich doch lieber zu meinem Hausarzt und lese Automagazine während mir die nette Sprechstundenhilfe das Papier-Rezept aus der schwarzen Mappe raussucht. Dann gleich in der Apotheke meiner Wahl eingelöst und gut ist.

In der kurzen Zeit beim Arzt ist mein E-Auto kaum aufgeladen, ich habe mein Kontostand im E-Banking gecheckt sollte ich auf dem Land Mal Netz haben und mich bei E-litepartner in unter 11 Minuten verliebt! :-D

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Noventi

von Nikolaus Eisenblätter am 19.12.2019 um 12:44 Uhr

Vielen Dank für Ihren Artikel, der sich ausführlich mit der ersten Abrechnung eines eRezepts befasst.

Gerne möchte sich NOVENTI hierzu äußern:

Wir legen Wert darauf festzuhalten, dass es sich bei der von uns durchgeführten Abrechnung des eRezepts tatsächlich erstmalig um die vollumfängliche Integration in die standardisierten Prozesse handelt.

Selbstverständlich ist uns auch das von Ihnen bekannte TK-Projekt bekannt. Hierzu möchten wir folgendes feststellen: Hier findet keine (!) unmittelbare Integration in die Apotheken-Warenwirtschaft statt. Es handelt sich dabei um einen separaten Prozess, welcher als reine Insellösung konzipiert wurde.

Unter richtiger Berücksichtigung des Gesamtprozesses sind wir als NOVENTI also die ersten,

- welche eRezepte entlang der Standardprozesse und Systeme parallel und vollumfänglich zum „herkömmlichen“ Papierprozess abbilden – inklusive der vollständigen Integration in die Apothekenwarenwirtschaft.

- welche dabei den zentralen Rezeptspeicher der ABDA nutzen.

- welche es in einer Summe mit herkömmlichen Rezepten an die Apotheken ausgezahlt haben.

Im Zuge der Kooperation mit der TK plant NOVENTI übrigens auch, das „TK Projekt“ in die Standards der Apothekenwarenwirtschaft zu integrieren.

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