Bei psychischen Störungen

Umfangreiche Metaanalyse dämpft zu hohe Erwartungen an Cannabis

Remagen - 11.11.2019, 10:14 Uhr

Auf medizinischen Cannabinoiden, einschließlich Medizinalcannabis ruhen große Hoffnungen. auch bei verschiedenen psychischen Störungen.(Foto: imago images / epd)

Auf medizinischen Cannabinoiden, einschließlich Medizinalcannabis ruhen große Hoffnungen. auch bei verschiedenen psychischen Störungen.(Foto: imago images / epd)


Auf medizinischen Cannabinoiden, einschließlich Medizinalcannabis und ihrer synthetischen Derivate, wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) ruhen große Hoffnungen. Unter anderem sollen sie bei verschiedenen psychischen Störungen eine gute Wirksamkeit entfalten. Durch die Datenlage wird das allerdings nicht gestützt, wie ein australisch-britisches Forscherteam herausgefunden hat.

Eine Autorengruppe vom National Drug and Alcohol Research Centre der Universität von Neusüdwales in Sydney, von der Universität Queensland in Brisbane sowie vom Londoner Kings College hat eine umfassende Erhebung und Bewertung der wissenschaftlichen Datenlage zur Anwendung von Cannabinoiden bei psychischen Störungen und den dazugehörigen Symptomkreisen durchgeführt. Die Ergebnisse, die im Lancet Psychiatry veröffentlicht wurden, sind ernüchternd. 

Die meisten Studien mit THC

Für die systematische Überprüfung und Metaanalyse haben die Wissenschaftler die einschlägigen Datenbanken und klinischen Studien-Register nach Untersuchungen durchforstet, die zwischen dem 1. Januar 1980 und dem 30. April 2018, das heißt in fast vierzig Jahren veröffentlicht wurden. Einbezogen wurden auch unveröffentlichte oder laufende Studien. Es ist also von einer relativ erschöpfenden Gesamtschau der vorliegenden Evidenz auszugehen. Die Autoren betrachteten Studien mit jeder Art und Formulierung eines medizinischen Cannabinoids bei Erwachsenen (etwa ab 18 Jahren). Die meisten Studien wurden mit „pharmazeutischem Tetrahydrocannabinol“ (THC) gemacht. Nur wenige randomisierte kontrollierte Studien untersuchten die Rolle von pharmazeutischem Cannabidiol oder Medizinalcannabis.

Indikationen und untersuchte Parameter

Die Indikationen umfassten die Behandlung von Depressionen, Angstzuständen, Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS), Tourette-Syndrom, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Psychosen, entweder als Primärerkrankung oder sekundär zu anderen Erkrankungen. Primäre Endpunkte waren die Remission von und Veränderungen der Symptome dieser psychischen Störungen. Die Sicherheit der eingesetzten Cannabinoide wurde ebenfalls evaluiert.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Pharmazeutisches THC, Canabis, CBD Öl

von Peter Schmitz am 01.12.2019 um 18:39 Uhr

Im Betreff habe ich "Pharmazeutisches THC, Canabis, CBD Öl" angegeben.

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Als langjähriger Schmerzpatient mit der Diagnose CRPS II (Morbus Sudeck und dann Sympathische Reflexdystrophie sprich Sympatikus ---> Reflex ---> Dystrophie / Schwäche) halte ich von der derzeitigen Diskussion um die angegebenen Wirkstoffe nicht viel.

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In meiner 23 Jahre langen Laufbahn als hochpotenter Schmerzpatient habe ich dem schon alles ausprobiert. Das war vor ewigen Jahren während eines Urlaubs in den Niederlanden.

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Das ganze hat bei mir keine Wirkung gezeigt. Auch nicht mit Bezug auf meine Psyche

Es war eher unangenehme. Die anticholinergen Nebenwirkungen waren erheblich.

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Vor kurzem habe ich mich noch einmal wegen dem derzeit frei verkäuflichen und viel diskutiertem CBD Öl überrede lassen. Auch damit trat keine Wirkung ein. Auch hier bemerkte ich bei Einnahme eher die anticholinergen Nebenwirkungen. Zwar waren diese gering. Aber weil keinerlei positive Wirkung eintrat, waren diese dann auch nicht zu akzeptieren.

Auch zum einreiben zeigte das CBD Öl bei mir keinerlei Wirkung. Auch nicht für die Haut.

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Ich kann dazu nicht raten. Wenn schon, ist es besser bei chronischen Schmerzen seinen Hausarzt anzusprechen oder einen Schmerztherapeuten (Anästhesisten) aufzusuchen.

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