Nutzung von Gesundheitsdaten

Barley denkt über Aufspaltung von Amazon nach

Berlin - 07.11.2019, 14:59 Uhr

Sollte Amazon in Europa ins Gesundheitswesen einsteigen wollen, müsse man über eine Aufspaltung des Konzerns nachdenken, meint die Vizepräsidentin des EU-Parlamentes, Katarina Barley (SPD). (Foto: imago images / snapshot)

Sollte Amazon in Europa ins Gesundheitswesen einsteigen wollen, müsse man über eine Aufspaltung des Konzerns nachdenken, meint die Vizepräsidentin des EU-Parlamentes, Katarina Barley (SPD). (Foto: imago images / snapshot)


In den USA ist der Versandkonzern Amazon bereits im Gesundheitswesen tätig: Mehrere Health Start-ups und eine Versandapotheke wurden geschluckt, zudem soll eine eigene Krankenversicherung entstehen. Wann der Einstieg des Handelsgiganten in die europäischen Gesundheitssysteme erfolgt, ist aber weiterhin ein Rätsel. Die Vizepräsidentin des Europaparlamentes, Katarina Barley (SPD), sorgt sich aber schon jetzt davor. Gegenüber dem „Handelsblatt“ sagte Barley nun, dass man mit Blick auf die Datennutzung des Konzerns über eine Aufspaltung nachdenken müsse.

Amazon im Apothekenmarkt. Während dieses Szenario hierzulande noch unvorstellbar ist, aber des Öfteren als ultimative Bedrohung bezeichnet wird, ist das in den USA schon gelebte Realität: Dort will Amazon eine Krankenversicherung gründen, im Versandapotheken-Geschäft ist man bereits tätig. Zudem testet der Konzern auch schon gesundheitsbezogene Analyse-Tools für „Alexa“, das Stimmerkennungsprogramm des Versandriesen. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern in den USA ein Patent für eine digitale Anwendung erhalten. Konkret geht es darum, dass Alexa körperliche oder psychische Beschwerden beim Anwender entdecken und ihm darauf basierende Werbeangebote unterbreiten soll.

Barley: Konzentration an Daten verhindern

Sollte Amazon solche Modelle auch für Europa planen, hat die SPD-Politikerin Katarina Barley nun Widerstand angekündigt. Gegenüber dem „Handelsblatt“ sagte die Vizepräsidentin des Europaparlamentes: „Damit wird eine enorme Konzentration an Datenmengen in einem Konzern geschaffen. Wir müssen angesichts dessen darüber nachdenken, wie wir Missbrauch verhindern können, und dafür müssen wir auch neue Wege gehen. Eine Aufspaltung in verschiedene Sektoren ist dabei eine denkbare Lösung.“

In dem Bericht wird auch eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger zitiert. Demnach könnten künftig größere Technologiekonzerne „neben den herkömmlichen Krankenkassen“ Angebote zur medizinischen Versorgung machen. Für die Studie „Future of Health“ hatte Roland Berger 400 Vertreter von Patienten und Ärzten, Führungskräfte bei Krankenkassen sowie aus dem Klinikbereich und der Pharmaindustrie zur künftigen Entwicklung des Gesundheitswesens befragt. Sechs von zehn der Befragten gehen demnach davon aus, dass Amazon, Apple oder Google in wenigen Jahren zu etablierten Kräften auf dem Gesundheitsmarkt zählen werden.

Die SPD-Politikerin Barley, in der vergangenen Legislaturperiode Bundesjustizministerin, wies diesbezüglich darauf hin, dass die EU-Kommission das Vorgehen Amazons kritisch prüfe. Die „doppelte Funktion“ des Versandkonzerns als Verkaufsplattform und Einzelhändler werde „ergebnisoffen“ geprüft. „Wenn die EU-Kommission Verstöße gegen aktuell geltendes EU-Recht feststellt, bin ich zuversichtlich, dass die zuständige Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager die notwendigen Schritte einleitet“, sagte Barley.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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