Reform der PTA-Ausbildung

PTA-Schulleiter warnt Länder vor Reform-Blockade

Berlin - 16.10.2019, 13:43 Uhr

Wie kann man Nachwuchs für den PTA-Beruf begeistern? Mit einer längeren Ausbildung sicher nicht, meint PTA-Schulleiter Burkhard Pölzing. (m / Foto: Gerhard Seybert / stock.adboe.com)

Wie kann man Nachwuchs für den PTA-Beruf begeistern? Mit einer längeren Ausbildung sicher nicht, meint PTA-Schulleiter Burkhard Pölzing. (m / Foto: Gerhard Seybert / stock.adboe.com)


Die Stellungnahme des Bundesrats zum PTA-Reformgesetz trifft auf ein geteiltes Echo. Während sich der Bundesverband PTA und die Apothekengewerkschaft Adexa freuen – vor allem wegen der von den Ländern geforderten längeren Ausbildungsdauer – dürfte die ABDA enttäuscht sein, dass das Bundesratsplenum ihre Einwände nicht berücksichtigt hat. Hart ins Gericht mit den Länder-Forderungen geht auch Burkhard Pölzing, Schulleiter der Völker-Schule in Osnabrück, die unter anderem PTA ausbildet.

Burkhard Pölzing, Schulleiter der Völker-Schule in Osnabrück und Vorstandsmitglied der AG „Theoretische und Praktische Ausbildung“ (TuPA) in der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) ist von den Vorschlägen des Bundesrats ganz und gar nicht überzeugt. Er meint, die von den Ländern geforderten Änderungen bei der Dauer und Struktur der Ausbildung würden den Beruf der PTA keinesfalls attraktiver machen – und könnten auch nichts gegen den Fachkräftemangel ausrichten. In diesen Punkten sieht er sich ganz auf einer Linie mit der AG TuPA der DPhG und dem Bundesgesundheitsministerium.

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Im Gespräch mit DAZ.online erklärt Pölzing seine Kritik an einer um ein halbes Jahr verlängerten Ausbildung: Sie bedeute eine Kostensteigerung von 20 Prozent für die Auszubildenden und die Schulträger. Zudem kämen die Absolventen schlicht später auf den Arbeitsmarkt, es wären immer ein Fünftel Abgänger weniger als zurzeit, wenn die Schulplätze ein halbes Jahr länger besetzt blieben. Dass sich diese Ausfälle durch ebenso viele neue Schulplätze und Bewerber kompensieren ließen, glaubt Pölzing nicht. 

Er verweist auf Erfahrungen mit der Ausbildung der pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKA). Der Ausbildungsberuf der früheren Apothekenhelferin wurde 1993 von zwei auf drei Jahre verlängert. Das Ergebnis: „Der Beruf ist kontinuierlich auf dem Rückzug“, so Pölzing. Auch die Ausbildung zum Physio- oder Ergotherapeuten – die ebenfalls an der Völker-Schule angeboten wird – sei zwar länger, aber in ihrer Struktur nicht mit der PTA-Ausbildung vergleichbar. Ähnlicher seien hingegen die Ausbildung zum Chemisch- oder Biologisch-Technischen Assistenten – und diese dauere wie derzeit die PTA-Ausbildung zwei Jahre.

Verzahnte Struktur: Für Schulen kaum umsetzbar

Doch es ist nicht nur die Dauer an sich, die der PTA-Schulleiter nicht antasten möchte. Der Bundesrat will die theoretischen und praktischen Teile verzahnen – wobei er laut Pölzing außer Acht lässt, dass auch die Schule und nicht nur die Apotheke praktische Ausbildungsinhalte hat: die Praktika in Chemie, Galenik und Drogenkunde. Die Ausbildung soll aus Ländersicht künftig mehrere Abschnitte haben, die in der Apotheke absolviert werden. Auch das kennt man aus der Ausbildung für Physio- und Ergotherapeuten. Doch für Pölzing ist das kein Vorbild für die PTA – oder jedenfalls „organisatorisch eine extreme Herausforderung“. 

Bei einzügigen Schulen könne das noch funktionieren, aber bei mehrzügigen, wie die Völker-Schule in der PTA-Ausbildung, könne man bei neun bis zwölf Klassen in verschiedenen Stufen kaum einen verlässlichen Stundenplan gestalten, der jedes Jahr rund zehn Wochen praktische Apothekenausbildung einbezieht. Zudem müssten diese Praktikumsplätze in den Apotheken erst einmal zur Verfügung stehen: Bei diesem Praktikum, so meint Pölzing, hätten die Apotheken auf dem Land das Nachsehen, während vor allem die nachgefragt seien, die sich in derselben Stadt wie die Schule befinden.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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