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Umfrage: Ein Viertel der Ärzte will keine Wirkstoffverordnungen ausstellen

Stuttgart - 30.09.2019, 13:30 Uhr

Von den Ärzten, die an der Umfrage DeutschenArztPortals teilgenommen haben, verordnet nicht einmal die Hälfte Wirkstoffe. (s / Foto: contrastwerkstatt)

Von den Ärzten, die an der Umfrage DeutschenArztPortals teilgenommen haben, verordnet nicht einmal die Hälfte Wirkstoffe. (s / Foto: contrastwerkstatt)


Wirkstoffverordnungen würden Apothekern in vielen Fällen das Leben leichter machen, weil sie sich so manche Rücksprache mit dem Arzt ersparen könnten. Es gibt dann nämlich keinen Preisanker. Deswegen empfehlen viele KVen auch, Wirkstoffe zu verordnen. Von den Ärzten, die an einer Umfrage des Deutschen Arztportals teilgenommen haben, tut das allerdings weniger als die Hälfte. Etwas über ein Viertel erklärt gar, grundsätzlich keine Wirkstoffverordnungen auszustellen.

Aufgrund der vielen, vielen Lieferengpässe sind Rabattartikel derzeit oft nicht lieferbar. Bleibt, so wie es der Rahmenvertrag vorschreibt, die Abgabe eines der vier Preisgünstigsten. Allerdings schränkt der vom Arzt gesetzte Preisanker den Auswahlbereich hier oft ein. Wenn nicht, grätscht einem die Preisobergenze meist spätestens dann rein, wenn man sich bei Nichtverfügbarkeit der vier preisgünstigsten Präparate Artikel für Artikel auf der Preisleiter nach oben hangelt. Es bleibt nur die Rücksprache beim Arzt. Denn ohne den Segen des Verordners darf die Apotheke den Preisanker nicht überschreiten. 

Laut einer kürzlich durchgeführten Umfrage des DAP (DeutschesApothekenPortal) müssen 63 Prozent der Apotheker, also fast zwei Drittel der Teilnehmer, mehrmals am Tag („sehr häufig“) mit dem Arzt wegen Überschreitung des Preisankers aufgrund von Lieferengpässen Rücksprache halten. Die Lösung des Problems wäre relativ einfach: Bei Wirkstoffverordnungen gibt es keinen Preisanker. Deswegen haben auch einige Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) ihren Ärzten geraten, Wirkstoffe zu verschreiben, um Rückfragen zu vermeiden.

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Häufig liegt es an der Software

Das Schwesterportal des DAP, das DeutscheArztPortal, wollte wissen, inwiefern Ärzte diesem Rat nachkommen. An der Umfrage, die mit dem Praxis-Newsletter versendet wurde, nahmen 282 Ärzte teil. Und zumindest von diesen Teilnehmern werden nicht übermäßig oft Wirkstoffe verordnet. So gaben 26 Prozent der teilnehmenden Ärzte an, dass sie grundsätzlich keine Wirkstoffverordnungen ausstellen möchten. 34 Prozent erklärten, dass das Arztsoftwaresystem nicht in der Lage ist, Wirkstoffverordnungen zu erstellen. 

Lediglich bei 23 Prozent der Befragten lässt die Software nach eigener Aussage Wirkstoffverordnungen zu und sie stellen der Umfrage zufolge auch welche aus. 17 Prozent erklären, Rezepte handschriftlich zu korrigieren, um Wirkstoffverordnungen ausstellen zu können.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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