DAZ-Podiumsdiskussion

Weiler: „Die DAV-App blockiert Individualität“

Düsseldorf - 25.09.2019, 12:10 Uhr

Bei der DAZ-Podiumsdiskussion am Vorabend des DAT wurde intensiv über das E-Rezept und seine Folgen diskussiert. Von links nach rechts: Christian Krüger (NGDA), Christian Buse (BVDVA), Lorenz Weiler (Apotheker), Stefan Odenbach (König IDV) und Benjamin Rohrer (DAZ.online). (c / Foto: BPhD)

Bei der DAZ-Podiumsdiskussion am Vorabend des DAT wurde intensiv über das E-Rezept und seine Folgen diskussiert. Von links nach rechts: Christian Krüger (NGDA), Christian Buse (BVDVA), Lorenz Weiler (Apotheker), Stefan Odenbach (König IDV) und Benjamin Rohrer (DAZ.online). (c / Foto: BPhD)


Das E-Rezept kommt – und mit ihm viele Fragen. Neben der technischen Umsetzung sind es vor allem die Marktveränderungen, die das digitale Tool auslösen wird. Stellen E-Rezepte nun eine Gefahr oder eine Chance dar? Die Antworten darauf sind so vielfältig wie das Gesundheitssystem selbst. Gelingt dem Gesetzgeber am Schluss die Quadratur des Kreises und eine ausgewogene Interessenlage zwischen allen Gruppierungen? Bei der DAZ-Podiumsdiskussion am Vorabend des DAT wurde darüber sehr intensiv debattiert.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) gibt derzeit den digitalen Takt vor. Minister Jens Spahn (CDU) hat sich im Rahmen seiner zahlreichen Gesetzesinitiativen ambitionierte Projekte vorgenommen. Das elektronische Rezept ist eines davon und mit ihm wird es im Arzneimittelmarkt sehr wahrscheinlich zu signifikanten Veränderungen kommen. Welche das sein können und was für Vorteile die Patienten von Spahns Reformen haben könnten, wird vom Ministerium regelmäßig und ausführlich dargestellt: „Wenn Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Ihnen bei der Videosprechstunde ein Medikament verschreibt, erhalten Sie ein E-Rezept, das Sie in einer Online-Apotheke Ihrer Wahl einlösen können“, hieß es Mitte September auf der Homepage des BMG, was bei den Apothekern für einen Aufreger sorgte. Kurze Zeit später wurde dieser Blogeintrag allerdings entschärft.

Bei der DAZ-Podiumsdiskussion am Dienstagabend eröffnete DAZ.online-Chefredakteur Benjamin Rohrer die Runde mit diesem Zitat. Ist das nun die Situation, vor der sich alle fürchten, fragte er Lorenz Weiler, Apotheker aus der Nähe von Hannover mit einem eigenen E-Rezept-Entwurf. Weiler hält dieses Zitat und die aktuelle Vermarktung des E-Rezeptes durch Spahns Haus für ein Symbol. Es stehe exemplarisch für die Kulisse, die aufgebaut werden soll, wo und für wen das E-Rezept entsteht. Aus Sicht der Leistungserbringer vor Ort seien dies die „Schweinereien“ und Brandbeschleuniger, die es eigentlich nicht geben dürfe.

Einführung der digitalen Verordnung: Riesenchance für Versand? 

Ist die Einführung der digitalen Verordnungen also die Riesenchance für die Versandhandelsbranche, leitete Moderator Rohrer zu Christian Buse über, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken (BVDVA) und selbst Betreiber der Versandapotheke Mycare. Buse findet das wichtigste an diesem „etwas verdrehten“ Satz auf der BMG-Website sei der Ausdruck „Ihrer Wahl“. Auch er plädiert dafür, dass es im Zeitalter des E-Rezeptes eine Wahlfreiheit für die Patienten geben muss. Gleichzeitig räumt er ein, dass sich die Marktanteile durchaus zugunsten der Arzneimittelversender verschieben werden. Immerhin gebe es mit dem E-Rezept weniger Medienbrüche und gleichzeitig würde die Convenience verbessert. Genauso wie man ein Papierrezept aus der Praxis eines Ärztehauses meistens in der Apotheke im Erdgeschoss einlöse, würden elektronische Verordnungen am Schluss bei dem Anbieter landen, der über das beste digitale Angebot verfüge. Doch vieles sei noch in der Schwebe. Die Gematik bastele aktuell noch an der Sicherheitsstruktur, und so sei es unklar, welche Aspekte am Schluss reguliert oder dem freien Markt überlassen würden.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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2 Kommentare

Das hoffe ich

von Karl Friedrich Müller am 25.09.2019 um 13:58 Uhr

Ein wildes Durcheinander bei den Apps ist nicht gut.
Warum ist WhatsApp so erfolgreich? Eine App für alle.
So etwas muss her.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Eine für alle

von Dr. Dietmar Roth, Rottenburg am 26.09.2019 um 7:48 Uhr

Da schließe ich mich ihrer Ansicht vollkommen an.
Bei noch 15 000 Apothekeninhabern braucht es erst mal eine gut programmierte, abgesicherte und funktionierende App.

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