Teil 1: Nur die Spitze des Eisbergs?

Sartan-Skandal: FDA verhängt Importverbot gegen Lösungsmittelhersteller

Stuttgart - 10.09.2019, 10:15 Uhr

Das Lösungsmittel Dimethylformamid (DMF) spielt im Zusammenhang mit mit Nitrosaminen verunreinigtem Valsartan, das im Sommer 2018 zu weltweiten Rückrufen führte, eine zentrale Rolle. Indische und chinesische Plattformen bieten DMF im Internet in blauen Fässern wie diesen an. (s / Symbolbild: Grispb / stock.adobe.com) 

Das Lösungsmittel Dimethylformamid (DMF) spielt im Zusammenhang mit mit Nitrosaminen verunreinigtem Valsartan, das im Sommer 2018 zu weltweiten Rückrufen führte, eine zentrale Rolle. Indische und chinesische Plattformen bieten DMF im Internet in blauen Fässern wie diesen an. (s / Symbolbild: Grispb / stock.adobe.com) 


Mit dem GSAV und dem Eingang der Grenzwerte für die Nitrosamin-Verunreinigungen NDMA und NDEA ins Europäische Arzneibuch hat der Fall Valsartan des Sommers 2018 erste rechtliche Konsequenzen nach sich gezogen. Man könnte zumindest die Ursachensuche für abgeschlossen halten. Ein Statement der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zeigt aber, dass kanzerogene Verunreinigungen die Welt der Pharmazie noch länger beschäftigen werden – und das nicht nur in Bezug auf die Sartane. Zunehmend nimmt die FDA auch Substanzen wie Lösungsmittel in den Fokus.

Der Fall um mit wahrscheinlich kanzerogenen Stoffen verunreinigten Blutdrucksenker des Sommers 2018 wird die pharmazeutische Welt wohl noch einige Zeit begleiten. Auch wenn es schon erste gesetzliche Konsequenzen in der EU gibt – ein Blick über den Atlantik verrät, dass die Hintergründe zu mit Nitrosaminen verunreinigte Sartanen noch immer nicht gänzlich aufgeklärt sind. Während zunächst vor allem die Wirkstoffhersteller weltweit im Fokus standen, lenkt das jüngste Statement der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA von Ende August die Aufmerksamkeit auf ein Unternehmen zur Lösungsmittelrückgewinnung. Die indische Firma, um die es geht, soll Lösungsmittel an Valsartan-Wirkstoffhersteller geliefert haben: Anfang August hat die FDA an Lantech Pharmaceuticals Limited in Telangana, India einen „Warning Letter“ versendet (entsprechend dem europäischen GMP-non-Compliance-Bericht). Bei der vorausgehenden Inspektion im März 2019 habe die US-Arzneimittelbehörde im von der Firma aufbereiteten Lösungsmittel die Nitrosaminverunreinigung NDEA (N-Nitrosodiethylamin) gefunden, schreibt sie in ihrem Statement an die Öffentlichkeit. Zudem ist im „Warning Letter“ selbst auch von NDMA (N-Nitrosodimethylamin) die Rede. Lantech habe die mit seinen Prozessen verbundenen Risiken nicht ausreichend evaluiert und die Verunreinigungen unzureichend untersucht, fasst die FDA ihre Kritik zusammen.

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Seit Juni 2019 bestehe nun eine Import-Warnung vor Lantech, sodass Wirkstoffe, in deren Herstellung wiederaufbereitetes Lösungsmittel von Lantech involviert war, nicht mehr in die USA eingeführt werden dürfen. Wie aus einem Bericht des Nachrichtenportals FiercePharma hervorgeht, könnten auch Kreuzkontaminationen bei Lantech nicht ausgeschlossen werden. Zudem geht aus dem „Warning Letter“ hervor, dass Lantech auch selbst Valsartan, Telmisartan und Olmesartan sowie Zwischenprodukte für Lieferketten außerhalb der USA herstellt.

Auch Aurobindo erhielt „Warning Letter“ der FDA

Anfang Juli berichtete FiercePharma außerdem von einem „Warning Letter“ an Aurobindo. Auch in Deutschland waren umfassende Sartan-Rückrufe durch Aurobindo erfolgt. Aus dem Brief der FDA geht zwar nicht hervor, um welche Wirkstoffe es genau geht, allerdings liegt nahe, dass der Brief die Sartan-Herstellung betrifft und auch dort kommt die Problematik kontaminierter wiederaufbereiteter Lösungsmittel zur Sprache. Während Aurobindo die Schuld bei seinen Zulieferern zu sehen scheint, erkennt die FDA die Schuld auch deutlich bei Aurobindo. 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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