Nach Neubewertung

Ökotest wertet Teufelskralle ab

Stuttgart - 29.08.2019, 09:00 Uhr

Die Wurzel der Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) wird arzneilich bei Gelenkschmerzen genutzt. (s / Foto: imago images / alimdiimago)

Die Wurzel der Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) wird arzneilich bei Gelenkschmerzen genutzt. (s / Foto: imago images / alimdiimago)


Ökotest hat sich in seiner Septemberausgabe pflanzliche Schmerzmittel gegen Gelenkschmerzen vorgenommen. Teufelskrallenpräparate werden im Gegensatz zum letzten Test aus dem Jahr 2011 nun durchweg nur mit „ausreichend“ bewertet, weil der Wirksamkeitsbeleg als „wenig überzeugend“ angesehen wird. Ökotest beruft sich dabei unter anderem auf die Neubewertung durch die EMA. Einziges Präparat mit „gut“ im Test ist die Kombination aus Eschenrinde, Zitterpappelrinde und -blättern und Echtem Goldrutenkraut (Phytodolor).

  • 2011 vergab Ökotest noch zweimal die Note „gut“ für Präparate mit dem Extrakt der Teufelskrallenwurzel. Die breite Masse schnitt mit „befriedigend“ ab – ein Präparat wurde mit „ausreichend“ bewertet. Bereits damals wurde moniert, dass Studien, die belegen können, dass die Produkte Schmerzen lindern oder Entzündungen hemmen können, nur spärlich vorliegen. 2019 hat sich Ökotest erneut pflanzliche Schmerzmittel, die Gelenkschmerzen lindern sollen, vorgenommen, darunter auch acht mit Teufelskralle. Diesmal schnitt keines besser als „ausreichend“ ab.

Ökotest beruft sich dabei unter anderem auf die Neubewertung des Teufelskrallen-Extrakts durch die EMA aus dem Jahr 2016. Die kommt nämlich zu dem Schluss, dass die Wirksamkeit aufgrund der langjährigen traditionellen Anwendung zwar plausibel, aber nicht ausreichend belegt sei. Dafür seien die vorliegenden Studien nicht aussagekräftig genug, so die EMA. Auch Ökotest-Experte Professor Manfred Schubert-Zsilavecz findet, dass die Teufelskrallen-Präparate im Test auf Basis des aktuellen Wissenstands nicht mehr zu empfehlen sind. So gebe es vereinzelt Wirksamkeitshinweise – aber eben nur Hinweise, keine zweifelsfreien Belege. Somit können die Präparate nicht besser als „ausreichend“ abschneiden, schlussfolgert Ökotest.

„Gut“ für die Kombination aus Esche, Zitterpappel und Goldrute 

Das einzige Arzneimittel ohne Teufelskralle im Test war Phytodolor, das eine Kombination aus Eschenrinde, Zitterpappelrinde und -blättern und Echtem Goldrutenkraut enthält. Nach Ansicht des Experten ist es aufgrund der vorliegenden produktspezifischen Studien empfehlenswert – mit Einschränkung. Damit das Mittel uneingeschränkt empfohlen werden könnte, sind nach Ansicht von Schubert-Zsilavecz weitere kontrollierte Studien mit modernem Studiendesign und ausreichenden Patientenzahlen erforderlich. Ökotest bewertet aufgrund dieser Einschränkung das Mittel mit „gut“.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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