Auswahlfunktionen der Patienten

Grüne fordern Datenschutz-Nachbesserungen bei E-Patientenakte

Berlin - 06.08.2019, 07:00 Uhr

Die Grünen-Politikerin Maria Klein-Schmeink kritisiert das Bundesgesundheitsministerium für seine Pläne zur E-Patientenakte. (Foto: Grüne)

Die Grünen-Politikerin Maria Klein-Schmeink kritisiert das Bundesgesundheitsministerium für seine Pläne zur E-Patientenakte. (Foto: Grüne)


Die Grünen haben angesichts von Datenschutz-Warnungen bei der geplanten elektronischen Patientenakte (ePA) Nachbesserungen verlangt. Die zum Start vorgesehene Regelung für Daten-Zugriffsrechte breche ein zentrales Versprechen der Akte, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Maria Klein-Schmeink, der Deutschen Presse-Agentur. Denn Patienten müssten selbst entscheiden können, ob sie eine Akte nutzen wollen und welche Informationen sie mit wem teilen möchten.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber hatte am gestrigen Montag vor fehlenden Funktionen zum geplanten Start Anfang 2021 gewarnt. Hintergrund sind Auswahlfunktionen für Patienten: Aus Sicht des Datenschutzexperten müsse es von Anfang an möglich sein, auch nur einzelne Daten-Bestandteile für Ärzte freizugeben. In der ersten Version der Akte soll es noch nicht machbar sein, dass Versicherte für Ärzte einzeln festlegen können, welche ausgewählten Dokumente diese jeweils einsehen dürfen.

Konkret kann es um sensible Fragen gehen: Soll die Hautärztin oder der Chirurg in der E-Akte sehen können, weswegen man sonst überall noch in Behandlung ist? Es müsse von vornherein ein hohes Vertrauen und echte Freiwilligkeit geben, mahnte Kelber. Dazu gehöre, nicht vor ein „Alles oder nichts“ gestellt zu werden. Wenn Patienten etwa eine Zweitmeinung einholen wollten, benötige der neue Arzt Zugriff auf bestimmte vorherige Ergebnisse. „Wenn man dann nur entscheiden kann, dass dieser Arzt alles sehen darf oder gar nichts, ist das eine Einschränkung für die Patienten“, sagte der oberste Datenschützer. „Sie wären dann nicht mehr Herr des Verfahrens. Das ist falsch.“

Die Grünen-Politikerin Klein-Schmeink kritisierte den von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aufgebauten Zeitdruck bei der Einführung. „Wer Patientensouveränität und Datenschutz leichtfertig aufs Spiel setzt, um einen politischen Termin zu halten, gefährdet die Akzeptanz der ePA und erweist einer nachhaltigen Digitalisierung einen Bärendienst.“


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4 Kommentare

Und dann online Daten verkaufen?

von Pharmi am 08.08.2019 um 12:33 Uhr

Dort Datenschutz fordern und dann den Versand hypen, wo Daten verkauft werden sollen...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Datenschutz - selten so gelacht

von ratatosk am 06.08.2019 um 18:43 Uhr

Es gibt keine wirklcih sicheren Daten ! nur hier wird es wirklich gefährlich, da man sein Konto ändern kann, aber wenn die Krankenakte gecrackt wurde ist man erledigt bei den falschern Daten ( Depression - neuer Job - viel Spaß)
Aber wir hatten ja auch mal den Kracher mit die `Rente ist sicher ´

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Datenschutz - selten so gelacht

von Andreas P. Schenkel am 06.08.2019 um 20:25 Uhr

Noch schlimmer: Das heutige Top-Niveau der Datenverschlüsselung ist in wenigen Jahren jämmerlich veraltet. Heute erbeutete Gesundheitsdaten können dann nicht morgen entschlüsselt werden. Aber in 3 - 5 Jahren schon. Dann ist die Erkrankung aber noch da. Oder die ehemalige Erkrankung ist für gewisse Presse-Erzeugnisse der gelben Art von hohem Wert, wenn die Daten von Prominenten sind. Alles, was über öffentliche Netz-Infrastruktur gesendet wird, alles was nur zugänglich ist, konnte bisher abgegriffen werden. Dann verwertet der Angreifer solche Daten, die heute top-verschlüsselt sind, eben erst ein paar Jahre später, sobald die Rechnersysteme besser sind; oder noch einfacher, falls Lücken im Verschlüsselungsmechanismus offenbar wurden. Bisher war die Alterung von Kryptographie-Verfahren immer feststellbar, quasi als wäre es ein Naturgesetz. Es gibt keinen vernünftigen Grund, dass man jetzt vom Gegenteil ausgehen könnte. Vor allem könnte das Schutzniveau zusätzlich darunter leiden, dass der Start dieser Technologien vorangetrieben wird durch einen Minister, "der ja ach so viel wegschafft". Wenn dann bald mal Quantenrechner in den Kühlräumen von Geheimdiensten stehen werden, dann ist die heutige Kryptographie ohnehin Informationstechnik-Geschichte.

Datenschutz

von Karl Friedrich Müller am 06.08.2019 um 9:34 Uhr

wer will das schon? Außer ein paar Irregeleiteter. und Datenschützer.
Das Datenschutzgesetz ist nicht das Papier wert, auf dem es steht. Auch wenn es recht viel Papier ist.
Aber es eignet sich sehr gut, ein paar kleine firmen mittels Bußgeldern abzuzocken und mit Bürokratie zu drangsalieren.
Für Konzerne und Politiker gilt es nicht. Offensichtlich.

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