Ökotest

Bei gereizten Augen: Arzneimittel fast alle geeignet, Euphrasia fällt durch

Stuttgart - 25.07.2019, 11:50 Uhr

Nicht immer harmlos: Auch schwerwiegende Augenerkrankungen können mit einer Bindehautentzündung einhergehen. (m / Foto: rafur / stock.adobe.com)

Nicht immer harmlos: Auch schwerwiegende Augenerkrankungen können mit einer Bindehautentzündung einhergehen. (m / Foto: rafur / stock.adobe.com)


Bei nicht infektiösen Bindehautentzündungen und Augenreizungen greifen viele zu rezeptfreien Mitteln aus der Apotheke. In den Augen von Ökotest sind jedoch nicht alle Präparate geeignet. 14 Arzneimittel und Medizinprodukte wurden unter die Lupe genommen und vom Experten Professor Manfred Schubert-Zsilavecz bewertet. Acht Mittel sind demnach empfehlenswert.

Äußere Reize wie Chlor, Staub und Zugluft können die Augen reizen und zu einer Bindehautentzündung führen. Eine ganze Reihe von Arzneimitteln und Medizinprodukten sind dafür indiziert. Ökotest hat sich 14 rezeptfreie Mittel angesehen, davon neun Arzneimittel und fünf Medizinprodukte. Erstere enthalten fast alle die α-Sympathomimetika Naphazolin oder Tetryzolin als Wirkstoff. Die Effekte beruhen auf dem selektiven Agonismus an α -Adrenozeptoren. Die Wirkung tritt sofort ein. Laut dem Ökotest-Experten Professor Manfred Schubert-Zsilavecz von der Uni Frankfurt ist die Wirksamkeit bei nicht infektiösen Bindehautentzündungen und Augenreizungen ausreichend belegt. Abzüge gibt es bei den getesteten Präparaten deswegen also nicht. Beanstandet wird jedoch zum Teil der fehlende Hinweis, dass vor der Anwendung ein Augenarzt aufgesucht werden soll – auch schwerwiegende Augenerkrankungen können mit einer Bindehautentzündung einhergehen, begründet Ökotest dies. Außerdem gibt es Minuspunkte für Konservierungsmittel (Benzalkoniumchlorid) und/oder Borsäure.

Mehr zum Thema

Die verantwortungsvolle Beratung von Kunden mit Bindehautentzündung

Rote Ampel für das rote Auge

Abzüge für Konservierungsmittel und Borsäure

Konkret sieht das dann folgenermaßen aus: Dreimal gibt es insgesamt die Bestnote „sehr gut“ – für konservierungsmittelfreie Zubereitungen in Einzeldosen, nämlich Berberil N Edo, Ophtalmin-N sine und Telvis-Stulln DU. Immerhin noch mit „gut“ werden Berberil N, Opthalmin N und Visine Yxin ED bewertet – Stein des Anstoßes sind hier die Konservierungsmittel oder Borsäure. Bei Duraultra N sine kritisiert Ökotest den fehlenden Hinweis auf den Augenarzt, es reicht aber noch für „gut“. Visine Yxin im Mehrdosenbehältnis schneidet „befriedigend“ ab. Der Grund: es ist mit Benzalkoniumchlorid konserviert UND enthält Borsäure. Posiforlid Comod, Das einzige Arzneimittel, das kein α-Sympathomimetikum, sondern Salicylsäure enthält, fällt mit „mangelhaft“ durch. Die Wirksamkeit sei nicht ausreichend belegt bei Binderhautentzündung, heißt es.

Missbrauchspotenzial von α-Sympathomimetika

Bei einer zu langen oder übermäßigen Anwendung kann es nach dem Absetzen zu einer sogenannten reaktiven Hyperämie kommen, d.h. einer verstärkten Durchblutung, die sich in roten Augen äußert. Wird das Arzneimittel dann immer weiter verwendet, kann es zu einer Gewöhnung und einer Art Abhängigkeit kommen.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.