Modellprojekt

Noventi verzichtet für GERDA auf eigenes E-Rezept

Berlin - 18.06.2019, 13:45 Uhr

Der IT-Konzern Noventi, hier der Vorstandsvorsitzende Dr. Hermann Sommer, hat einen Teil der Entwicklung des GERDA-Projektes übernommen und verzichtet dafür auf ein eigenes E-Rezept-Projekt. (Foto: Noventi)

Der IT-Konzern Noventi, hier der Vorstandsvorsitzende Dr. Hermann Sommer, hat einen Teil der Entwicklung des GERDA-Projektes übernommen und verzichtet dafür auf ein eigenes E-Rezept-Projekt. (Foto: Noventi)


Schon seit April arbeitet der Apotheken-IT-Dienstleister Noventi mit der ABDA-Tochter NGDA gemeinsam am E-Rezept. Konkret wurde die Noventi damit beauftragt, den Server für die E-Rezepte zu entwickeln. Nach Informationen von DAZ.online kann der Server jetzt in Betrieb genommen werden. Bekannt wurde nun auch, dass die Noventi sich nach der gewonnen Ausschreibung der NGDA im Frühling dazu verpflichtet hat, kein eigenes E-Rezept-Modell auf die Beine zu stellen.

Die ABDA-Digital-Tochter NGDA arbeitet seit Monaten intensiv am ersten E-Rezept-Projekt der Apotheker. Es geht um das Modell „GERDA“, das für die Patienten noch in diesem Herbst starten soll. Bei GERDA sollen Patienten an Video-Sprechstunden der Online-Arztpraxis „DocDirekt“ teilnehmen, dort – wenn medizinisch nötig – ein E-Rezept erhalten und dieses dann in einer Apotheke ihrer Wahl einlösen können. Die Technik der Online-Praxis sowie die App, in die das E-Rezept eingeladen werden kann, stammt von der Teleclinic, die im PKV-Bereich ein E-Rezept-Projekt gemeinsam mit apotheken.de gestartet hatte.

Damit die Apotheker das E-Rezept aber gesichert und diskriminierungsfrei empfangen können, braucht es mehrere Schnittstellen sowie einen Server für die digitalen Verordnungen. Die Konzeption, Spezifizierung und Entwicklung des ersten E-Rezept-Fachdienstes der Apotheker erfolgte bei der ABDA-Tochter NGDA – mit Blick auf eine spätere Einführung des E-Rezeptes auf Bundesebene. Um aber nun einen für das GERDA-Projekt in Baden-Württemberg spezifischen Server aufzubauen, wollte die NGDA schon vor einigen Monaten die Expertise eines externen Dienstleisters hinzuholen.

Nach der Sichtung mehrerer Angebote entschied man sich im April für die Noventi, deren einziger Gesellschafter der von Apothekern kontrollierte Verein FSA ist. Die NGDA teilte dazu in einer Mitteilung mit: „Aus den eingegangenen Angeboten kamen drei Dienstleister in die engere Wahl. Die NGDA entschied sich letztlich für die Auftragsvergabe an die Noventi HealthCare GmbH (NHC), da diese nach sorgfältiger Abwägung aller inhaltlichen, qualitativen und preislichen Komponenten das beste Angebot abgegeben hatte.“

E-Rezept-Server kurz vor der Abnahme

Nach Informationen von DAZ.online sind die Arbeiten am E-Rezept-Server inzwischen auch abgeschlossen. Die NGDA hatte der Noventi ein sogenanntes Pflichtenheft übergeben, in dem die meisten Aufträge inzwischen erfüllt sind. Die von der Noventi entwickelten Lösungen werden dem Vernehmen nach sogar schon abgenommen. Die NGDA ist dann für den Betrieb und die Weiterentwicklung des Servers verantwortlich. Die Zeit ist auch reif: Denn die Projektpartner im GERDA-Modell hatten sich darauf verständigt, dass das Projekt für die Patienten im November in den zwei Regionen Stuttgart und Tuttlingen starten soll.

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Interessant ist aber auch, dass die Noventi in diesem Projekt als reiner Dienstleister auftritt. In einer Mitteilung zu dem Thema legt die NGDA Wert darauf, dass der vom FSA kontrollierte Konzern sogar darauf verzichtet hat, ein eigenes E-Rezept-Produkt auf den Markt zu bringen. „NHC wird bei GERDA als reiner technischer Dienstleister im Auftrag der NGDA tätig. Die Nutzungsrechte an den entwickelten Projekten gehen mit der Übergabe vollumfänglich an die NGDA über. Die NOVENTI Group hat sich darüber hinaus verpflichtet, künftig keinen eigenen E-Rezept-Fachdienst zu entwickeln, sondern bei Bedarf weitere Projekte in einer Partnerschaft mit der NGDA umzusetzen“, heißt es dort.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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