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Was hilft bei Sonnenbrand?

Stuttgart - 13.06.2019, 13:45 Uhr

Zu viel Sonne erwischt? Die Apotheke weiß Rat. (Foto: ruigsantos / AdobeStock)

Zu viel Sonne erwischt? Die Apotheke weiß Rat. (Foto: ruigsantos / AdobeStock)


Sonnenbrand zählt zu den unerwünschten Wirkungen der warmen Tage. Primäres Ziel ist es ohne Frage, erst gar keinen zu bekommen.  Und wenn doch? Ungeschehen machen lässt er sich nicht, aber immerhin die Symptome lassen sich lindern. Was empfiehlt man Patienten, die in der Apotheke um Rat fragen?

Ein Sonnenbrand (Dermatitis solaris) ist eine Verbrennung, wie sie auch nach Hautkontakt mit Feuer auftritt. Hauptauslöser sind die UV-B-Strahlen. Bei andauernder Exposition werden Epidermiszellen beschädigt und Entzündungsmediatoren innerhalb des Hautgewebes aktiviert. Sie sorgen für Röte, Schwellung, Juckreiz und Schmerz. Zudem begleiten starke Hitzegefühle und Wärmeabsonderungen die betroffenen Hautbereiche, bedingt durch erweiterte Gefäße und eine erhöhte Durchblutung.

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Meist handelt es sich um eine Verbrennung ersten Grades, die mit Rötung und Überwärmung einhergeht. Aber auch Verbrennungen zweiten Grades mit Blasenbildung sieht man immer wieder. Eine Verbrennung dritten Grades ist in ganz schweren Fällen auch möglich. Dabei kommt es zu einer weitgehenden Zerstörung der Oberhaut und deren flächiger Ablösung. Höhergradige Verbrennungen sind aber kein Fall mehr für die Selbstmedikation.

Keine Wund- und Heilsalbe!

Ein Sonnenbrand macht sich etwa vier bis sechs Stunden nach dem zu langen Sonnenband bemerkbar, seinen Höhepunkt hat er etwa nach 24 bis 36 Stunden erreicht. Behandeln kann man nur die Symptome. Erste Maßnahme ist Kühlen. Das lindert nicht nur die Beschwerden, sondern begrenzt auch das Ausmaß der Verbrennung. Durch die Kühlung wird nämlich die Bildung von radikalen Sauerstoffverbindungen begrenzt. Darüber hinaus wird der Vasodilatation und der Hyperämie entgegengewirkt. Auch reduziert die Kühlung die Ausschüttung weiterer Entzündungsmediatoren und dient dem Erhalt der Mikrozirkulation. Am Anfang sollte mit Wasser gekühlt werden, zum Beispiel mit feuchten Tüchern, auch Themalwassersprays werden als angenehm empfunden. Danach ist eine topische Behandlung mit stark wasserhaltigen Gels oder Lotionen sinnvoll. Die entsprechenden Präparate enthalten zum Teil zusätzliche Arzneistoffe wie Glucocorticoide oder Antihistaminika. Der Zusatznutzen in der Therapie von Sonnenbrand ist aber umstritten. Was unumstritten ist: Sie eignen sich nicht für die großflächige Anwendung auf der Haut und zur Behandlung von Kindern unter sechs Jahren.

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Auf keinen Fall sollten zudem Fettsalben oder sehr reichhaltige Cremes zum Einsatz kommen, zum Beispiel gerne verwendete Wund-und Heilsalben. Die okklusive Wirkung dieser Präparate behindert die Wärmeabgabe und verstärkt so die Entzündungsreaktion. Sonnenbrand-geschädigte Haut verdunstet mehr Wasser als gesunde. Emulsionen vom Typ O/W eignen sich daher am besten zur Therapie. Sie kühlen umso besser, je größer die wässrige Phase und je kleiner die emulgierende Wirkung der Emulgatoren ist. Dadurch kühlen Gele besser als Cremes – verlieren aber auch schneller Wasser. Sie enthalten deswegen zusätzlich Feuchthaltefaktoren, wie Dexpanthenol, Harnstoff und Glycerin, die den Kühleffekt verlängern. Dexpanthenol fördert zudem die Heilung.

Beispiele: MediGel (Hydroaktives Lipogel mit Zink und Eisenionen), Brand- und Wundgel Medice mit Glycerol, Polidocanol und Urea, TyrosurCareExpert mit Dexpanthenol.

Sprays, Puder und Hausmittel

Spezielle After-Sun-Produkte sind in der Regel stark wasserhaltige O/W-Emulsionen (Lotion), Gele und liposomenhaltige Zubereitungen. Im Prinzip unterscheiden sie sich von einer normalen Body-Lotion aber nur durch den geringeren Fett- und höheren Feuchtigkeitsgehalt. Der geringe Lipid-Gehalt soll dabei die Feuchtigkeit auf der Haut halten, darf aber gleichzeitig keinen Wärmestau hervorrufen. Andererseits soll die Haut gekühlt werden. Manche Produkte enthalten für einen zusätzlichen Kühleffekt leicht flüchtige Alkohole. Der hält aber nur kurz an. Weil Alkohol die Haut zusätzlich irritieren und sogar austrocknen kann, sollte darauf verzichtet werden. So wie grundsätzlich eigentlich auf alles, was die Haut zusätzlich reizt. Zubereitungen ohne Duftstoffe, Parabene, Silikone und Paraffine sollten deshalb bevorzugt werden.

Sprays gut bei Schmerzen

An schwer zugänglichen oder behaarten Stellen oder wenn Berührungen schmerzhaft sind, sind Sprays eine Option. Durch das Aufsprühen des wässrigen Präparates entsteht schon vor dem Auftreffen auf der Haut ein feines Aerosol. Dieser Prozess gleicht einer Oberflächenvergrößerung der Wirkstofflösung. Die hohe Oberfläche ermöglicht eine besonders schnelle Wirkstoffaufnahme und Verdunstung des Wassers. Letzteres geht mit einer verbesserten Kühlwirkung einher. Flüchtige Alkohole können die Kühlwirkung verstärken. Neben Thermalwasser sind Sprays mit Dexpanthenol (z. B. Bepanthol® Schaumspray) und Hydrocortison im Handel (z. B. Ebenol® Spray 0,5% Lösung, Soventol® HydroCort 0,5% Spray). Nicht verwendet werden sollten Eis- bzw. Kältesprays für Sportler. Sie kühlen die Haut schlagartig ab und entziehen dadurch Wasser, was bei sonnengereizter Haut kontraproduktiv ist.

Pudertexturen haben ebenfalls keinen Stellenwert. Sie kühlen und decken zwar ab, spenden aber keine Feuchtigkeit. Talkum, das häufig enthalten ist, kann bei starken Hautschäden zur Granulombildung führen.

Hausmittel wie Quark oder Gurkenscheiben sollten nur bei mäßigem Sonnenbrand ohne Blasenbildung angewendet werden. Die Kühlwirkung ist kurzlebig und dem nicht immer eindeutig belegten Zusatznutzen stehen oft potenzielle Nebenwirkungen gegenüber.

Bei starken Schmerzen NSAR

Bei starken Schmerzen können kurzfristig unter Beachtung möglicher Kontraindikationen Analgetika wie ASS, Paracetamol oder Ibuprofen zum Einsatz kommen.

Bei starkem Sonnenbrand (2. Grad mit Blasenbildung) sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dasselbe gilt, wenn zusätzlich Fieber, Übelkeit, Schüttelfrost und/oder allgemeine Schwäche, also Verdacht auf einen Sonnenstich, bestehen.

Blasen sollten zudem auf keinen Fall selbst geöffnet werden. Nach zwei bis drei Tagen beginnt der Sonnenbrand sich zu schälen. Die geschädigten Zellen schuppen sich ab, das ist ein Zeichen der Heilung. Die Haut sollte aber nicht abgefieselt werden.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Sonnenbrand

von Christiane Philipp am 30.06.2019 um 4:24 Uhr

Ich hatte letzten Dienstag, 25.06., leider nicht berücksichtigt, dass mein T-Shirt hinten einen grossen langen Ausschnitt hat. Vorne habe ich alles geschützt, aber an diesen Ausschnitt auf dem Rücken hatte ich gar nicht gedacht.

Nachts nach der Dusche war das Resultat sichtbar: es war rot geworden.

Das Aloe Vera Gel After Sun von DM ist wirklich gut, davon hatte ich noch etwas. Doch wie alleine aufbringen dort hinten?

Ich habe eine ausgediente grosse Baumvollunterhose genommen, und das Gel grosszügig darauf verteilt, von der Fläche her passt das perfekt, V-förmig, und diese dann einfach auf den Rücken geworfen und nachts unter einem alten T -Shirt gelassen. Tagsüber werfe ich diese mit dem Aloe Vera Gel getränkte alte Baumwollunterhose nur kurz drüber, ziehe sie dann wieder ab, und wenn ich abends nicht mehr fortgehe, dann lasse ich sie wieder unter dem T-Shirt auf dem roten Hautausschnitt.

Bei grösseren Flächen würde ich ein altes T-Shirt nehmen und mit dem Aloe Vera Gel von DM tränken, und darüber noch ein anderes tragen.

Das geht wirklich gut, wenn Frau sich alleine helfen soll.

Dieses nur als Tip.

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