Importförderklausel

Kohlpharma: Hermann ist ein „Außenseiter der Kassenlandschaft“

Berlin - 31.05.2019, 10:15 Uhr

Streit um die Importförderung: Der Importeur Kohlpharma wirft dem AOK-Chef Dr. Christopher Hermann vor, in der Debatte um die Importförderklausel ein Außenseiter zu sein. (s / Foto: Kohlpharma)

Streit um die Importförderung: Der Importeur Kohlpharma wirft dem AOK-Chef Dr. Christopher Hermann vor, in der Debatte um die Importförderklausel ein Außenseiter zu sein. (s / Foto: Kohlpharma)


In den kommenden Tagen dürfte sich entscheiden, wie es weitergeht mit der Importförderklausel. Wird sie nur für Biopharmazeutika gestrichen oder fällt sie sogar komplett, so wie die SPD es sich wünscht? Dr. Christopher Hermann, Chef der AOK Baden-Württemberg, macht derzeit nochmals Druck und fordert eine Abschaffung der Importförderung. Der Importeur Kohlpharma aus dem Saarland antwortet wie immer umgehend und wirft Hermann Doppelmoral vor.

In der kommenden Woche soll das Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) vom Bundestag beschlossen werden. Derzeit ist im  Gesetzentwurf der Bundesregierung eine Regelung vorgesehen, die die Importpflicht preisabhängiger gestalten würde – die Apotheker hätten vermutlich sogar noch mehr Arbeit damit. In der Union und insbesondere in der SPD gibt es aber Bestrebungen, die Klausel ganz aus dem Sozialgesetzbuch V zu streichen.

Am vergangenen Mittwoch schaltete sich nochmals einer der größten Gegner der Importförderung in die Debatte ein – Dr. Christopher Hermann. Hermann nannte den Vorschlag im Änderungsantrag, nach dem die Förderklausel nur für Biopharmazeutika gestrichen werden soll, eine „halbgare“ Änderung. Er erinnerte daran, dass sich „maßgebliche Experten des Gesundheitswesens“, dazu gehören auch die Apotheker, gegen die Importquote ausgesprochen hatten. Hermann weiter: Lediglich einige ausgewählte Arzneimittelgruppen aus der staatlich angeordneten Importsubventionierung herauszunehmen, löse die Probleme in der Versorgung für Patientinnen und Patienten nicht. Hermann machte auch nochmals auf den Lunapharm-Skandal aufmerksam, bei dem insbesondere mutmaßlich gestohlene Biopharmazeutika hierzulande in die Lieferkette kamen.

Wie gewohnt, reagiert der größte Reimporteur Kohlpharma sofort auf diese Äußerungen. In einem Statement weist das Unternehmen aus dem Saarland darauf hin, dass die AOK Baden-Württemberg selbst Rabattverträge in diesem Bereich abgeschlossen hat: Wörtlich teilte ein Sprecher von Kohlpharma mit:


Herr Dr. Hermann ist nicht nur ein Gegner der Importquote, er ist ein Gegner von Importen insgesamt. Mehr als einmal hat er Importeure als Einfallstor von Fälschungen bezeichnet und gefordert, Patienten vor Importen zu schützen. Das hindert Herrn Dr. Hermann aber nicht für die Wirkstoffe Filgrastim, Interferon beta 1b, Octreotid acetat, Somatropin und Sorafenib Rabattverträge mit Importeuren abzuschließen. Unter den Rabattpartnern der AOK Baden-Württemberg findet sich nicht ein einziges der marktführenden Unternehmen der Branche. Dafür ist aber beispielsweise ein Unternehmen namens Hawillpharma gelistet, bei dem es sich um ein Kleinstunternehmen mit nur geringem Umsatz handelt. Bei den genannten Wirkstoffen handelt es sich zum Teil auch um biologisch hergestellte Wirkstoffe. Da scheinen doch die behaupteten Qualitätsprobleme jedenfalls nicht so groß zu sein, dass die AOK Baden-Württemberg nicht trotzdem daran sparen will. Herr Dr. Hermann disqualifiziert sich selbst. Eigentlich ist jeder Kommentar zu diesem Außenseiter der Kassenlandschaft überflüssig.“

Kohlpharma-Sprecher



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Eine Nebelkerze

von Markus Kerckhoff am 31.05.2019 um 22:00 Uhr

Eine nette Anekdote, die zum eigentlichen Thema keinen substanziellen Beitrag leistet.

Es bleibt dabei, dass die Verpflichtung zur Abgabe von Arzneimitteln im Rahmen der Importförderklausel den Apotheker in seinem Grundrecht der freien Berufsausübung unzulässig einschränkt und im Falle von nicht erkennbaren Fälschungen das Patienten Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit beschädigt.

Beide Grundrechte sind nicht diskutierbar.

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Klare Sprache

von Ulrich Ströh am 31.05.2019 um 10:55 Uhr

Schön, dass es noch Klarsprecher bei Kohl gibt !
Manchmal hilft nur die Wahrheit .

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